[411] Sechs und vierzigstes Schreiben.

Reise über Radicofani, Aquapendente, Bolsena, Montefiascone, Viterbo etc. nach Rom.

Wenn man von Siena nach Radicofani reiset, hat man währender zwo ersten Posten, nämlich bis Buonconvento, sehr angenehme Aussichten in fruchtbaren Gegenden, so mit Aleen, Weinreben und Oelbäumen bepflanzet sind. Rand links: Gegend. Nach diesem aber fängt das Land an etwas rauher zu werden. Rand links: Buonconvento. Buonconvento ist in der Historie dadurch berühmt worden, daß Heinrich der siebente, nachdem er von einem Dominicanermönche, Bernhardo de Montepolitiano (wie man vorgiebt) im heil. Abendmahle Gift empfangen, im Jahre, 1313 daselbst seinen Geist aufgegeben hat1. Rand links: Von Heinrichs des siebenten Tode durch eine vergiftete Hostie. Der Dominicanerorden hat zwar keine Mühe gesparet, diese Beschuldigung von einem ihrer Mitbrüder abzulehnen, und berufen sie sich vornehmlich auf ein schriftliches Zeugniß, welches von Heinrichs des siebenten Sohne Johanne, Könige in Böhmen, ihnen zu ihrer Entschuldigung ertheilet, und zuerst von BALVZIOin Miscellan. Tom. I, p. 162. aus solchem aber von LEIBNITIO in seinem Codice Jur. Gent. P. I. n. 87 herausgegeben worden ist. Allein die Bemühung der Dominicaner zeiget vielmehr, wie allgemein die Nachrede wider ihren Ordensbruder gleich vom Anfange her gewesen, und kommen mit derselben ALBERTV S ARGENTINENSIS, p. 110. SCHIPHOWERVSChron. Oldenburg. ap. MEIB. T. II, p. ss. und alle Coævi überein. Der einzige AlbertinusMVSSATVS und nach ihm ConradusVECERIVS gehen von der gemeinen Meynung ab, ohne derselben deswegen einen Abbruch zu thun, weil MVS SATVS dem päbstlichen Hofe allzu offenbar ergeben ist, VECERIVS aber erst in neuern Zeiten, nämlich unter Maximilian dem ersten, dessen Secretair er war, gelebet hat. Eines Zeugnisses, welches Johannes, König von Böhmen, den Dominicanern ertheilet, gedenket zwar schon TRITHEMIVSChron. Hirsaug. ad an. 1313, und SERRARIVSrer. Mogunt. lib. V, p. 851; allein es ist doch noch nicht sicher, ob das Diploma, von welchemBALVZIVS die Abschrift genommen, ein ächtes Original gewesen2. Ueber dieses sind die Beweisgründe, so in demselben für die Unschuld[412] des Mönchs angeführt werden, gar schlecht, und ein Umstand dabey gemeldet, welcher derselben gar nicht günstig und vortheilhaftig ist, nämlich daß sowohl der König Johannes als seine Gemahlinn Dominicanermönche zu Beichtvätern gehabt. Was dergleichen Leute insonderheit bey den Römischkatholischen und in den unwissenden mittlern Zeiten, stets über die Gewissen für Gewalt gehabt, und wie sie vornehmlich bey Kriegs- und Todesgefahr ihren Beichtkindern öfters die Hölle nur zu ihrem und der Clerisey Vortheile heiß zu machen gewußt haben, ist bekannt genug. Einer dieser letzten Umstände äußert sich auch in diesem schriftlichen Zeugnisse, als welches in castro nostro de Magduno super Euram Bituricensis Diœcesis d. 17 mensis Maji anno 1346 gezeichnet ist, da nämlich der König Johannes als ein Bundsgenosse Philippi Valesii wider die Engländer zu Felde lag, und man täglich eines blutigen Treffens gewärtig war, welches auch gleich darauf mit so unglücklichem Ausschlage für den blinden König Johannes erfolgte, daß er selbst das Leben einbüßete. Eben dieses Datum giebt neuen Anlaß zum Zweifel, weil man nicht begreifen kann, warum die Dominicaner, wenn ihre Unschuld so offenbar am Tage war, ganzer drey und dreyßig Jahre gewartet, bis sie sich aus dem schlimmen Verdachte, worinnen sie vom Anfange her waren, durch diesen vermeyntlichen Unschuldsbrief zu bringen gesucht haben. Ja! warum haben sie sich solchen nicht in Deutschland, sondern in Frankreich, da vermuthlich nicht so viele alte Räthe beym Könige waren, ausfertigen lassen? Hiebey ist mit Stillschweigen nicht zu übergehen, daß nach DVBRAVII Bericht (Hist. Bohem. lib. XX, p. 527) dem Johanni widerrathen worden, die Sache wegen seines Vaters Todes genau zu untersuchen, weil er sich nur neue Verdrüßlichkeiten dadurch auf den Hals laden würde. Die gemeine Meynung von der Art des Todes Heinrichs des siebenten hat MartinusDIFFENBACH in einem besondern Buche, devero mortis genere, ex quo Henricus VII. Imperator obiit, ausgeführet, welchem man MEIBOMIVMl. c. beyfügen kann.

Was die Dominicaner anlanget, so thun sie übel, wenn sie sich dieser Sache allzueifrig annehmen, zumal da ihr Orden dergleichen schändliche Thaten verdammet. Es giebt in allen menschlichen Gesellschaften etliche Mitglieder, welche nichts taugen; selbst unter der geringen Anzahl der Apostel war ein Verräther; und handelt diejenige Gesellschaft nicht wohl, welche alle Fehler und Verbrechen ihrer Mitglieder zu rechtfertigen oder zu bemänteln über sich nimmt3.[413]

Uebrigens ist der Tod Heinrichs des siebenten nicht das einzige Exempel, daß Pfaffen das h. Abendmahl zu dergleichen Ausübung ihrer verdammlichen Rache gemisbrauchet haben, und ist solches unstreitig an Hieronymo Savina, Abte von S. Maria di Misericordia Venedig geschehen, wie ich davon zu einer andern Zeit mit mehrern berichten werde. NachCVREI Berichte, in Annal. Siles. p. 244, ist auch der Pabst Hadrian der sechste, auf Anstiften der Kardinäle, mit einer giftigen Hostie aus dem Wege geräumet worden. Gleiche Bosheit hat der Bischof Arnefast zu Aarhus im Jahre 1259 an Christoph dem ersten, Könige in Dännemark verübet. S. Hojers Dänische Geschichte, a. d. 49 S.)

Tornieri, die dritte Poststation, ist wegen des guten Weines, welcher in der Nachbarschaft wächst, zu bemerken. Rand links: Tornieri. Wein von Montalcino. Solcher führet den Namen von der Stadt Montalcino, deren Gebirge denselben hervorbringet. Er istweiß, und kömmt dem Vino di Nzza am Geschmacke und ölichtem Wesen etwas bey.

Radicofani ist der letzte Gränzort des florentinischen Gebiethes. Er besteht aus etlichen Häusern und einem Castelle, so auf einem hohen Felsen liegt. Rand links: Radicofani. Man hat nicht nöthig, den ganzen Berg zu ersteigen, sondern die Post wird etwas niedriger, als das Städtchen selbst liegt, abgefertiget. Alle Postwechslungen von Siena bis Aquapendente (welches der erste gute Ort des päbstlichen Gebiethes ist) bestehen nur aus einzelnen Häusern, worinnen man, was das Essen, Trinken und Nachtlager anlanget, gar schlecht bedienet wird. Man kann sich nichts wüsters einbilden, als die Gegend um Radicofani ist, indem man daselbst nicht den geringsten Baum, sondern lauter Felsen und fast von aller Erde entblößte Steine antrifft.

Linker Hand von Radicofani gegen Perugia hin mitten im Gebirge, liegt Chiusa oder Clusium, die ehemalige Residenz des Königs Porsena, welche aber itziger Zeit wegen ihrer ungesunden Luft wenig bewohnt ist. Rand links: Das alte Clusium.

Mehr gegen Norden, nämlich zwischen Arezzo, Cortona und Perugia liegt auf einem Berge die Stadt Montepulciano oder Mons Politianus, woraus Angelus Politianus, der[414] Pabst Marcellus der zweyte, und dessen Schwestersohn der Kardinal Bellarminus, gebürtig waren. Rand links: Montepulciano. Der Wein, so in ihrer Gegend wächst, ist einer von den besten, welchen Italien hervorbringet, und kann man denselben allezeit in Radicofani haben.

Aquapendente ist ein bischöflicher Sitz, nachdem die ehemalige zwischen hier und dem Meere gelegene Stadt Castro, weil die Einwohner in einem Tumulte ihren Bischof umgebracht, auf des Pabstes Urbani des achten Befehl verwüstet worden. Rand rechts: Aquapendente. Von Aquapendente fängt man an in die Ebene zu kommen.

Bolsena liegt linker Hand am Lago di Bolsena, oder (wie er ehemals hieß) Lacu Vulsino, welcher fünf und dreyßig italienische Meilen im Umfange hat. Rand rechts: Bolsena. Auf diesem See finden sich zwo Inseln Bisentina und Martana, auf derer jeder eine Kirche angeleget ist. Rand rechts: Inseln auf dem See. Eine davon ist der heil. Christina, so aus Bolsena gebürtig war, und deren Reliquien auch im itztgedachten Orte verehret werden, gewidmet. Auf der Insel Bisentina soll die unglückliche Amalasunta, eine Tochter des ostrogothischen Königs Theodorici, auf Befehl ihres undankbaren Vetters Theodati, den sie der Regierung theilhaftig gemacht hatte, im Jahre 534 hingerichtet worden seyn. Rand rechts: Tod der Königinn Amalasunta.

Nach dem Zeugnisse Plinii sind die zwo Inseln des Lacus Vulsini zu seiner Zeit beweglich oder schwimmend gewesen, an statt daß sie heut zu Tage einen beständigen und befestigten Grund haben4. Rand rechts: Schwimmende Inseln. Dergleichen Veränderungen sind nicht unmöglich, und scheint es, als habe sich Plinius in einer nahe bey Rom gelegenen Insel wenig irren können; allein was er hinzu setzet, daß nämlich solche Inseln bald diese bald jene, niemals aber eine viereckigte Figur bekommen, wird bey wenigen Lesern Glauben finden. Seine Worte sind Hist. Nat. lib. II, cap. 95: Insulæ fluctuantes – – in Tarquiniensi lacu magno Italiæ duæ nemora circumferunt, nunc triquetram figuram edentes, nunc rotundam complexu, ventis impellentibus, quadratam nunquam. Der Namen Tarquiniensis lacus kömmt von einer der vornehmsten zwölf etruscischen Städte Tarquinii genannt, deren Gebiethe sich ehemals bis an den Lacum Vulsinum erstreckte, wie davon DIONYS. Halic. lib. IV. STRABOlib. V.[415]

LIVIVS, FRONTINVS, VITRVVIVS und S TRABO nachgelesen werden können. Ihre rudera heißen heut zu Tage Tarquene, und liegen demjenigen, der von Rom nach Bolsena reiset, zur linken Hand.

Bolsena ist ein schlechter Ort, welchen aber das Wunderwerk5, so allhier mit einer Hostie vorgegangen seyn soll, und welches Gelegenheit zu der Einsetzung des Fronleichnamsfestes gegeben, einigermaßen berühmt macht. Rand links: Wunderwerk einer Hostie. Das verstörte Mauerwerk des alten Volsinii, so ehemals eine der vornehmsten Städte von Hetrurien war6, liegt nicht weit davon auf einer Höhe. Rand links: Vom alten Volfinio. Nach PLINII Berichte (lib. II, c. 52) ist dieser Ort vom Blitze ruiniret worden. Die Zeit, wenn solches sich zugetragen habe, wird nicht dabey ausgedrücket. Sollte es aber lange vor Christi Geburt geschehen seyn, so müßte man sagen, daß die Stadt nachmals wieder aufgebauet oder eine andere von gleichem Namen angeleget worden. Denn aus TACITO (Annal. IV, c. 1) erhellet, daß Aelius Sejanus, des Kaisers Tiberii untreuer Liebling, aus Volfinio gebürtig gewesen, und zielen darauf des Juvenals satirische Verse:


– – Idem Populus, si Nurscia Thusco

Favisset, si oppressa foret secura senectus

Principis, hac ipsa Sejanum diceret hora

Augustum – –


Nurscia war nach dem Zeugnisse LIVIIlib. VII, c. 3. COELII lib. XXII, c. 3. und TERTVLLIANI, eine besondere Göttinn der Volsinienser, welche vermuthlich das Glück unter solchem Namen verehret haben.

Montefiascone ist ein schlechter auf einem Berge gelegener Ort, der ohne dem allhier wachsenden guten weißen Muskatellerweine wenig bekannt seyn würde. Rand links: Montefiascone. Dieser Wein aber geräth selten, hält sich auch gar kurze Zeit. Weil fiascone im Italienischen eine große Flasche heißt, so leiten etliche den Ursprung des Namens der Stadt daher; allein es kann solcher mit mehrerm Rechte von den Faliscis, welche ehemals die benachbarten Gegenden besessen haben, hergeführet werden. Etliche behaupten sogar, daß hier der Hauptsitz der besagten Völker gewesen sey. Linker Hand vor der Stadt ist in der Kirche St. Flavian das[416] Grab eines Deutschen (wie man vorgiebt) zu sehen, welcher von dem montefiasconischen Weine so viel zu sich genommen, daß er darüber in eine Krankheit, woran er gestorben, verfallen. Rand rechts: Grabschrift mit Est, Est, etc. Er soll auf seinen Reisen allezeit einen Diener vorausgeschickt haben, welcher die Thüren der Wirthshäuser, worinnen er den besten Wein angetroffen, mit dem Worte Est bezeichnen müssen. Da nun besagter Diener den Wein zu Montefiascone insbesondere nach seinem Geschmacke gefunden, hat er solchen mit einem dreyfachen Est beehret, und darauf auch in der Grabschrift, welche er seinem Herrn setzen lassen, gezielet. Der Grabstein liegt auf der Erde vor dem Altare der Kirche, und stellt einen Abt mit der Mitra vor. Auf beyden Seiten beym Kopfe zeigt sich das Wapen, so ein in die Länge gespaltener Schild ist, in dessen einem Felde (dem Ansehenden zur linken Hand) ein Löwe, und in dem andern drey Querbalken zu sehen sind. Die ehemals auf dem Steine gewesene, und wie geglaubt wird, deutsche Schrift ist fast gänzlich verloschen; man liest aber auf einem angefügten viereckigten andern Steine folgende theils mit Mönchsbuchstaben eingehauene lateinische Worte: Est Est Est ppr nimium Est hic Jo. d. Fug. D. meus mortuus est; welche man erkläret: Est, est, est, propter nimium Est, hic Johannes de Fugger Dominus meus mortuus est. Die Grabschrift saget nicht, daß dieser Abt ein Deutscher gewesen7, und noch weniger kann behauptet werden, daß er zu der berühmten Familie der Grafen von Fugger gehöre, zumal da dieser Herren Wapen von demjenigen, das auf dem Grabsteine zu sehen, ganz unterschieden ist. Die eine Linie der Fugger, so sich zuerst in den adelichen Stand erheben ließ, bekam im Jahre 1462 vom Kaiser Friedrich dem dritten ein Reh im blauen Felde zum Wapen; die andere aber, so von Ulrichen von Fugger abstammet, führet seit dem Jahre 1473 Lilien und Büffelshörner in ihrem Wapenschilde. Es mag aber dieser versoffene Reisende von was für einer Nation oder Familie er wolle gewesen seyn, so kann man ihm doch seine übrigen Verdienste, welche ihm die Ehre zuwege gebracht, nächst vor dem Altare begraben zu werden, keinesweges streitig machen. Denn es ist genug, daß er der Kirche und den Armen zu Rettung seiner Seele sechs tausend Scudi vermachet hat, von deren Zinsen jährlich den Armen Brodt und Käse ausgetheilet werden. Einem andern Reisenden, welchen die[417] Liebe zu den italienischen Weinen vor der Zeit ins Grab gebracht, hat man zu Siena in der Heiligengeistkirche folgende Grabschrift gesetzet: Rand links: Epitaphium eines andern Säufers.


Vina dabant vitam, mortem mihi vina dedere,

Sobrius auroram cernere non potui:

Ossa merum sitiunt, vino consperge sepulchrum

Et calice epoto, chare viator abi.

Valete Potatores!


Von Montefiascone kömmt man zwar den Berg hinunter, man muß aber vor Viterbo einen viel höhern wieder hinan, nach welchem erst eine schöne Ebene hinter Viterbo folgt.

Viterbo ist die Hauptstadt desjenigen Landes, welches durch die Schenkung der bekannten Mathildis an den päbstlichen Stuhl gekommen, zu deren Andenken auch auf dem Rathhause eine Inscription in Stein gehauen ist. Rand links: Viterbv. Schenkung der Mathildis Nach der päbstlichen Scribenten Berichte hat diese reiche Prinzeßinn schon im Jahre 1077 unter Gregorio dem siebenten diese ihre Freygebigkeit dem Stuhle Petri angedeihen lassen, (vid. PETRVSDiaconuslib. III, Chronici Casinensis c. XLIX, p. 390 & Chronic. Halberstad. p. 128) solche Schenkung aber im Jahre 1102 gegen Paschalis den zweyten wiederholet, wie hievon die Chartula Comitissæ Mathildis super concessione bonorum suorum Romanæ Ecclesiæ facta, Tom. I Script. rer Brunsv. LEIBNIT. p. 687, seq. handelt. Allein gesetzt, daß es auch mit der That seine Richtigkeit hätte, so ist doch offenbar, daß Mathildis dergleichen Veräußerung zum Nachtheile der römischen Kaiser und des deutschen Reiches, mit Rechte nicht habe unternehmen können. Die Gegend von Viterbo ist ungeachtet des fruchtbaren Bodens schlecht bewohnet, und zählt man in der Stadt kaum funfzehntausend Seelen. Rand links: Mangel der Einwohner. Menge der Klöster. Hingegen rechnet man außer den vielen Klöstern und Hospitälern sechszehn Pfarrkirchen. Sie hat verschiedene gute Springbrunnen, davon der schönste auf dem Platze bey dem Thore di S. Lucia ist. Rand links: Domkirche. In der bischöflichen Kirche sind die Grabmaale der Päbste Alexanders des vierten, Clemens des vierten, Hadrians des fünften und Johannes des ein und zwanzigsten, zu sehen. Rand links: Kirche der Franciscanernonnen. Die Franciscanernonnen zeigen den (ihrem Vorgeben nach) zwar unverweseten, dabey aber ganz ausgetrockneten und schwarzen Leichnam der heil. Rosa di Viterbo, so in ihrem Kloster gelebet hat.

Zwo bis drey italienische Meilen von Viterbo nach der Seite von Nordosten besitzt der Duca di Lanti ein angenehmes Landhaus, dessen Gärten der Giovanni Francesco Gambara ehemals hat anlegen lassen. Rand links: Villa di Lanti. Dieses Gut ist seit hundert Jahren in vielerley Hände gerathen, und hat jeder Besitzer das seinige zur Verbesserung desselben beygetragen. In dem Pallaste sieht man gute Gemälde nebst alten Statuen, und dem Garten geben verschiedene Springbrunnen, Grotten, Teiche, Aleen, Kabinetter und Lustwälder eine sonderbare Annehmlichkeit.

Zehn italienische Meilen von Viterbo auf der Seite nach Rom, wiewohl außer der Poststraße, verdienet bey Ronciglioni der dem Herzoge von Parma zuständige Pallast Caprarola in Augenschein genommen zu werden. Rand links: Pallast Caprarola. Solchen ließ der Kardinal Alexander Farnesius im sechszehnten Jahrhunderte durch den berühmten Baumeister Giacomo Barocci da Vignola aufführen. Von außen ist er fünfeckigt in der Gestalt einer Citadelle angelegt, der innere Hof aber macht mit seinen Galerien eine vollkommene Ründung aus, da doch alle Zimmer viereckigt und von guter Proportion sind. Die ganze Kunst kömmt auf die verschiedenen Dicken an, welche der Baumeister den Scheidewänden gegeben hat. Von seiner Höhe erblickt man Rom, so acht und zwanzig bis dreyßig italienische Meilen von dannen liegt.[418]

Man rühmet insbesondere die treffliche Treppe des Pallastes, wie auch einen echonischen Saal, worinnen vier einander an der Wand gegenüber stehende Personen mit einander sprechen können, ohne daß die fünfte, so in der Mitte bleibt, etwas davon versteht. Wenn man in der Mitte dieses Zimmers mit dem Fuße gegen den Boden stößt, hören diejenigen, welche außerhalb des Gemaches sind, einen Lärmen, als wenn eine Pistole losgeschossen worden wäre. Die Plasonds und Frises verschiedener Zimmer sind von den zweenen Brüdern Thaddäus und Friderich Zuccaro gemalt, welche absonderlich in der Schlafkammer des Kardinals ihre Geschicklichkeit an den Tag geleget haben. Die poetischen Erfindungen zu dieser letztgedachten Arbeit kommen vom Commandeur Annibal Caro, wie manaus einem Schreiben des Kardinals an denselben, welches vom 2 Nov. 1562 aus Rom gegeben ist, beweisen kann8. Insgemein machet man in den Beschreibungen von Caprarola aus dem Namen des itztangeführten Caro den Maler Annibal Caracci, da doch dieser erst im Jahre 1560 gebohren ist.

Dem Garten zu Caprarola fehlet es gleichfalls nicht an Schönheiten und guter Einrichtung.

Die nächste Poststation bey diesem angenehmen Orte ist Ronciglioni, so nur drey italienische Meilen davon entfernet liegt. Rand rechts: Ronciglioni. Gedachter Ort gehöret nebst der dazu gehörigen Grafschaft gleiches Namens den Herzogen von Parma.

Von Ronclglioni bis Monte Rosi, einem gut bebaueten Orte, sind sieben italienische Meilen, und eben so viele von Monte Rosi nach Baccano. Rand rechts: Monte Rosi. Bis hieher und noch eine Post weiter, nämlich bis Storta ist die Gegend wieder uneben und die Straße nicht wohl gepflastert. Rand rechts: Schlecht bebauete Gegend. Dem Lande mangelt es allenthalben an gehöriger Bebauung, und daher bewächst es häufig mit einer Art von langer Heide, welche unter jeder andern als der päbstlichen Oberherrschaft schon längst ausgerottet seyn würde, zumal da es dem Lande nicht an Feuchtigkeit mangelt, und die Viehzucht leicht verbessert werden kann. Allein die Unterthanen haben schlechten Muth zur Arbeit, wo sie wissen, daß, wann sie viel haben, man ihnen auch vieles nehme, und am Ende doch nichts für sie übrig bleibe. Bey Baccano hat die päbstliche Kammer gute Schwefelwerke. Rand rechts: Baccano.

Aus dem Lago di Baccano fließt der kleine Bach Cremera, welcher die Landstraße durchschneidet, und drey Meilen von dannen sich in die Tiber ergießt. Rand rechts: Bach Cremera. Heut zu Tage wird er La Varca genennt, und ist er in der Historie wegen der großen Niederlage, welche die Fabier allhier von den Vejis durch Hinterlist erlitten, berühmt worden. Rand rechts: Anmerkungen von der Niederlage der Fabier. Livius und andere römische Geschichtschreiber berichten, daß bey solcher Gelegenheit dreyhundert und sechs Fabier umgekommen, und von der ganzen Familie nur ein einziger9, der wegen seiner kindlichen Jahre nicht mit zu Felde ziehen können, sondern in Rom zurück gelassen worden, übrig geblieben. Es ist aber zu bewundern, daß vernünftige Leute, wie Livius und seines gleichen sind, solche Umstände als wahr annehmen, und ihren Geschichten einverleiben können. Livius und Eutropius melden, daß unter diesen dreyhundert und sechs Fabiern kein einziger gewesen, welcher nicht einen General en Chef eines großen Kriegsheeres hätte abgeben können. Ob nun gleich dieses nicht so genau nach dem Buchstaben zu nehmen ist, so bleibt[419] doch wahrscheinlich, daß lauter mannbare Leute zu solchem Zuge ausgesuchet worden, weil sonst von dem vermeynten einzigen damaligen übrigen Fabius, der nahe bey seinem vierzehnten Jahre war, nicht hätte gemeldet werden können, daß er wegen seines geringen Alters zu Hause habe bleiben müssen. Nun überlasse ich dem Urtheile eines jeden, ob es möglich sey, daß von dreyhundert und sechs streitbaren Männern einer mächtigen und angesehenen Familie nur etliche wenige sollten verheirathet gewesen seyn, oder wenn auch nur zehn oder funfzehn davon im Ehestande gelebet haben, ob nicht nothwendig mehr als ein einziger Knabe, der unter vierzehn Jahre alt gewesen, hätte vorhanden seyn und zurück bleiben müssen? Zu geschweigen, wie es ganz unwahrscheinlich sey, daß in der ganzen so zahlreichen Familie sich kein einziger sollte befunden haben, den eine zugestoßene Krankheit oder eine schwächliche Natur von dem Feldzuge ab- und in Rom oder auch in dem Castel bey Cremera sollte zurück gehalten haben, zumal da die Fabier den Ausfall aus dem letzten Orte gethan, nicht um eine ordentliche Schlacht zu liefern, sondern nur um Beute von Vieh zu machen.

Neun italienische Meilen von Rom, auf der Nordseite, hat Sixtus der fünfte einen großen Wald ausrotten lassen, und dadurch sowohl den Räubern einen Aufenthalt benommen, als auch dem Nordwinde einen freyern Weg nach der Gegend von Rom geöffnet. Rand links: Nützliche Ausrottung eines Waldes. Dieser letzte Umstand hat die römische Luft um ein gutes Theil gesunder gemacht, weil dadurch den Wirkungen der schädlichen Südwinde nicht geringer Einhalt geschieht. Wegen dieser letzten läßt man die Wälder, welche der Stadt Rom gegen Mittag liegen, nicht aushauen, weil sie den Sirocco oder Südostwind abhalten, und machen, daß er die aus den Morästen und faulem Wasser aufgesammelte Ausdünstungen nicht in so großer Menge, als sonst geschehen würde, mit sich nach Rom bringet.

Storta ist die letzte Post vor Rom, und soll in dasiger Gegend die Hauptstadt der Vejorum ehemals gestanden seyn. Rand links: Storta. Veji. Von Storta bis Rom sind acht italienische Meilen.


Rom, den 7 Febr. 1730.

Fußnoten

1 Den Tod dieses Kaisers beschleunigten mehr als eine Ursache. Eine unterhalb dem Knie entstandene giftige Eiterbeule, ein heftig schmerzlicher Urin, und ein starkes Seit enstechen, das waren natürliche Vorbothen des Todes. Dazu kam die unnatürliche Giftmischung des Montepeluciano, welcher ein zwischen den Fingern verborgen gehaltenes Gift unvermerkt in den Spühlkelch gemischet. HEDAin hist. episc. Vltraject. p. 231 versichert, daß die feindseligen Florentiner diesen gewissenlosen Menschen mit eilftausend Ducaten zu dieser Frevelthat erkaufet hatten. Heinrich empfand sogleich die Wirkung des Giftes, und redete seinen Mörder mit sanftmüthigen Lippen an: Domine recedatis. Nam si percipiant Teutonici & nostri devotimalum, quod nobis fecistis, morte miserabili moriemini. Mehrere Beyspiele dieser unheiligen Giftmischung hat Paullini gesammelt in den philosophischen Luftstunden, I Theil, c. 71, a. d. 469 und folgenden Seite.


2 Man tadelt auch an diesem von Leibnitz im Jahre 1695 mitgetheilten offenen Briefe, daß Leibnitz selbst nicht angezeiget, weder woher Baluzius denselben bekommen, noch auch woher er seine Abschrift genommen habe? Man verwundert sich, daß des Kaisers Sohn Johannes, König in Böhmen, dieses Zeugniß der Unschuld nicht eher als kurz vor seinem den 28 August 1346 erfolgten Tode ertheilet. Es ist seltsam, daß er solches einem unbekannten französischen Mönche, dem Petro de Castro Reginaldi, und nicht vielmehr an den damaligen General des ganzen Ordens ausfertigen lassen, in welchem letztern Falle dasselbe größern Nachdruck gehabt haben würde. Es ist ferner unbegreiflich, daß ein so wichtiges Zeugniß bis aus das Jahr 1693 verborgen geblieben, ohne daß sich die Dominicaner desselben zu ihrer Vertheidigung bedienet hatten. Dazu kömmt endlich der Mangel des Siegels und der Unterschrift, welcher die achte Gültigkeit des Zeugnisses um desto mehr verdächtig machet, je mehr die in demselben enthaltene ungestüme und rechtfertigende Ausdrücke den Griffel eines Mönchs verrathen.


3 Es hätten auch vor etlichen Jahren die Jesuiten besser gethan, daß sie den P. Girard in seinen Händeln mit der Mademoiselle Cadiere, für ein räudiges Schaf ihres Ordens ausgegeben hätten, als daß sie solchen, wiewohl vergeblich, engelrein zu machen bemühet gewesenA1.


4 Die bekannten Schriften: Factum, oder Vertheidigungsschrift Marien Katharinen Cadiere, wider Joh. Bapt. Girard, und der fernere Verlauf in Sa chen der Demoiselle Cadiere haben uns von diesen unartigen Händeln ganz unvollkommene Begriffe beygebracht. Der Herr Marquis d'Argens aber hat in seinem von ihm selbst verfertigten Lebenslaufe 4 B. a. d. 157 bis 178 S. der deutschen Auflage 1749, die nähern und besondern Umstände entdecket.


5 Die meisten alten Naturkündiger haben sich von den schwimmenden Inseln sehr dunkle und verwirrte Begriffe gemacht. Ihre fruchtbare Einbildungskraft stellete sich ein festes Land vor, welches mit Hügeln und Wäldern bedeckt, und von Menschen bewohnet würde. Ueber die romanenmäßigen Beschreibungen der Dichter darf man sich nicht allzustark verwundern. PETRONIVSin fragment. p. m. 74:


Delos jam stabili revincta terra

Olim purpureo mari natabat,

Et moto levis hinc & inde vento

Ibat fluctibus inquieta summis.

Mox illam geminis deus catenis

Hac alta Gyaro ligavit, illac

Constanti Myconæ dedit tenendam.


Und OVIDIVS, Metam. l. VI, v. 331:


Cui (Latonæ) quondam regia Juno

Orbe interdixit: quam vix erratica Delos

Orantem excepit, tum quum levis insula nabat.


Selbst Seneca, dieser kluge Römer, redet ganz zuversichtlich von einer Sache, die er uns durch ähnliche Fälle begreiflich machen will, Quæst. nat. l. III, c. 25: Quosdam lacus esse, qui nandi imperitos ferant, notum est. Erat in Sicilia, est adhuc in Syria stagnum, in quo natant lateres, & mergi projecta non possunt, licet gravia sint. Er beruft sich zugleich Auf seine eigene Erfahrung: Ipse ad Cutylias natantem vidi insulam. Alia in Vadimonis lacu vehitur, alia in lacu Stationensi. Cutyliarum insula & arbores nutrit & herbas, tamen aqua sustinetur, & inhanc atque illam partem non tantum vento impellitur, sed & aura. Nec umquam illi per diem & noctem in uno loco statio est: adeo movetur leni flatu. Huic duplex caussa est. Aquæ gravitas medicatæ & ob hoc ponderosæ, & ipsius insulæ materia vectabilis, quæ non est corporis solidi, quamvis arbores alat. Fortasse enim leves truncos frondesque in lacu sparsas pinguis humor apprehendit ac vinxit. Itaque etiam si qua in illa saxa sunt, invenies exesa & fistulosa: qualia sunt, quæ duratus humor efficit, utique circa fontium medicatorum rivos: quæ ubi purgamenta aquarum coaluerunt, ex spuma solidantur. Mit dem Seneca stimmet Macrobius überein Saturnal. l. I, c. 7: Pelasgi quum Latium post errores plurimos adpulissent, in lacu Cutuliensi enatam insulam deprehenderunt. Amplissimus enim cespes; sive ille continens limus seu paludis fuit, coacta compage virgultis & arboribus in silvæ licentiam comtus, jactantibus per amnem fluctibus vagabatur. Plinius schreibt mit einiger Behutsamkeit hist. nat: l. IV, c. 12: Cycladum media, templo Apollinis & mercatu celebrata Delos: quæ diu fluctuata, ut proditur. Nach den Grundsätzen einer gereinigten Naturlehre können bloß Seeen, welche einen mässigen Umfang haben, die schwimmenden Inseln zur Wirklichkeit bringen. Ein Theil des langen Grases, graminis lacustris, welches diese Seeen zeugen, sondert sich von der Wurzel ab, und steigt in einander verschlungen in die Höhe. Durch die Winde werden solche Seeen heftig beweget, und das Wasser trübe gemacht, mithin wird ein leichter Schlamm an die Oberfläche des Wassers getrieben, welchem sich das lange Schilfgras anhängt und darinnen verwickelt wird. Die Winde heben den leichten Sand am Ufer ebenfalls in die Höhe, und treiben ihn auf dieses schwimmende durch leichten Schlamm vereinigte Gras, und machen dessen Fläche noch dichter, so daß ein jeder Zuschauer glaubet. er habe ein festes Land schwimmend gesehen. An und vor sich selbst bleibt das Erdreich sowohl in seiner mole, als partibus componentibus specifice schwerer als das Wasser, daher sinkt ein kleiner Theil desselben eben so gut zu Boden, als eine ganze Insel thun würde. Aus diesen Gründen muß man billig zweifeln; ob die heutiges Tages in dem lacu Vulsino befestigten Inseln eben diejenigen sind, welche Plinius zu seiner Zeit als schwimmend beschrieben hat.


6 Eine ähnliche Legende von blutigen Hostien hat die Stiftung des niedersächsischen Klosters Wasserleben im Jahre 1226 befördert. Wer ein ganzes Gewebe von aberglaubischen Erdichtungen sehen will, den wird Winnigstedt vergnügen in chron. Halberst. ap.ABELantiqu. Saxon. tom. III, p. 328 sq. Joh. Semeka, ein Zeuge der Wahrheit, bezeugte zwar sein äußerstes Misfallen an der groben Abgötterey; allein die herrschende Religionspartey behielt bey ihrem Aberglauben den Sieg. Die erste Feyer des Fronleichnamsfestes schreibt sich ohnzweifel aus Lüttich her. Juliane, eine mit Unverstand eifrige Jungfer in Lüttich, sah unter dem Gebethe öfters den vollen Mond mit einer Scharte. Ihr wurde geoffenbaret, der Mond bedeute die Kirche, und die Scharte den Mangel eines Festes, wodurch der Leichnam Christi verehret würde. Der Kardinal Hugo ließ sich bereden, diese Scharte auszuwetzen. Er ließ zum erstenmale das Fronleichnamsfest in der Martinskirche prächtig feyern, obgleich solches nach des Joh. Diestemius Blaer Zeugnisse, mit Unwillen der Canonicorum geschah: id non ex devotione aut obedientia, sed vel ex simulatione aut timore, ut exitus probavit, fecerunt. Kaum hatte der Kardina lden Rücken gewendet, so verbothen die Canonici diese Feyer. Bey einem so mächtigen Widerspruche waren neue Offenbarungen nöthig. Isabella und Eva, zwo ebenfalls übersichtig andächtige Jungfern, bestärkten die Nothwendigkeit des Festes durch ihre gehabten Erscheinungen. Jungfer Eva war so glücklich, daß sie nach ihrem Sinne eine Bulle vom Pabste Urban dem vierten erhielt, welche in den Centuriis Magdeburg. Tom. XIII, p. 633 befindlich ist. Weil aber dieses Fest noch lange nicht allgemein werden wollte, so mußte das bolsenische Wunderwerk den rechten Nachdruck geben. Wir wollen dasselbe mit des Blaer Worten beschreiben: Sacerdos igitur quidam Bolseniam veniens, quod est oppidum non longe distans ab urbe veteri, in qua Papa Urbanus IV. tunc cum curia residebat, dum celebraret missam, inter verba consecrationis, dubius in fide, vidit carneis oculis hostiam in forma pietatis, & de ea sanguinem fluere in calicem. Bey so häufigen Offenbarungen und Wunderwerken ließ sich Pabst Urban im Jahre 1264 leicht überreden, die Feyer des Fronleichnamsfestes allgemein zu machen. Man lese Abr.BZOV. hist. eccles. tom. II, p. 118. Ioh. Henr. HOTTINGER. hist. eccl. sæc. XIII, p. 448 und loh. Alb.FABRIC. bibliograph. antiq. p. 338.


7 METRODORVSScepsius der seinen Zunamen von dem Hasse gegen die Römer bekommen, beschuldiget diese, daß sie Volsinium aus keiner andern Ursache feindlich angegriffen und erobert hätten, als um sich Meister von zwey tausend darinnen befindlichen Statuen zu machen. Vid. PLIN. lib. XXXIV, c. 7.


8 Das allgemeine Vorurtheil von deut Sausen der Deutschen ist vielleicht Schuld daran, daß man diesen nassen Bruder zu unserm Landsmanne gemacht hat. Die Italiener sind ohnedem sehr freygebig mit ihren Varwürfen:


Germani possunt magnum tolerare laborem;

O utinam possint & tolerare sitim!


Nichts ist untadelhafter als die Antwort jenes patriotischen Deutschen:


Vt nos dura sitis, sie vos Venus improba vexat,

Lex data est Veneri Julia, nulla mero.


Wollen wir einen unparteyischen Ausländer reden hören, so laßt uns an die Worte des P. de Lancre gedenken: Wenn die ganz redliche und aufrichtige deutsche Nation die italienische Nüchternheit oder Mäßigkeit einführen wollte, so wurde man alsobald falsche Herzen, verschlagene Gemüther, Meyneid, Verrätherey und dergleichen verspüren.


9 Siehe Lettere familiari del Commendatore Annibale Caro, Vol. II, p. 296. desgleichen RICHARDSON Traité de la Peinture & de la Sculpture, Tom. III, p. 536.


A1 LIVIVSlib. II, c. 50: Fabios CCCVI periisse satis convenit: unum prope puberem ætate relictum stirpem genti Fablæ – – futurum. Dieser war ein Anherr des Fabius Maximus, von welchem ENNIVS sagt: Vnus qui nobis cunctando restituit rem. Conf.VIRGIL. Æneid. VI, v. 847.


Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 1. Hannover 1751, S. 420.
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