Liste der beim Musikfeste Mitwirkenden und musikalische Randglossen

[36] So wie während dem ganzen Feste ununterbrochen der schönste heiterste Himmel auf Salzburg freundlich herabblickte, so schwebte auch über der ganzen Feier der weihevollste edelste Geist. Die Stimmung der Künstler und des Publicums war fortwährend eine feierliche, herzlich freudige und begeisterte; Alle hatte Ein schöner Zweck hier versammelt, Alle durchdrang die Poesie des erhebenden Augenblickes und des ganzen Festes, das einen so echtdeutschen Charakter und eine ungezwungen-innige Harmonie aufwies. Man konnte weder im Allgemeinen über das Arrangement der Feierlichkeiten, noch über die Wahl der Tonwerke, deren Ausführung und Leitung eine billige Rüge machen; einzelne unbedeutende Mißklänge gingen im großen Einklange unter, und waren als kleinlicht und reinpersonel keiner Beachtung werth. Nirgends wirkte die geringste zufällige Störung, auch weder eine unerquickliche Lauheit, noch etwa ein zu weit getriebener Enthusiasmus peinlich auf die allgemeine Freude ein. Die Erinnerung an den erhebenden poetischen Moment der Denkmals-Enthüllung, an die herrlichen Kunstgenüsse in Kirche und Concert, an die entzückenden Naturgenüsse in Salzburgs reizender Umgebung, kurz, die Erinnerung an das Mozartsfest wird gewiß im Gedächtnisse und im Herzen eines jeden dabei Anwesenden, der für Schönes und Hohes zu erglühen vermag, ewig unvergeßlich fortleben – es waren schöne begeisterungswarme Tage! –

Wenn man auch die Mozartfeier nur von ihrer musikalischen Seite betrachtet – so war sie ein herrliches echtes Musikfest. Es wurden durchgehends nur Werke der reinsten edelsten Tonkunst, und zwar in ausgezeichneter Darstellung gegeben – ein Kunstgenuß, wie er so gediegen und reich dem Musikfreunde heutzutage selten geboten wird. Die großartigsten, geist- und gemüthvollsten[36] Schöpfungen der Kirchen-und Opern-, der Symphonie- und Concertmusik wurden da vorgeführt, vom religiös erhabenen Requiem bis zur liebeglühenden Romanze. Und alle diese Tondichtungen wann von einem – dem gefeierten Meister! Aber obwohl jedes einzelne Stück würdig war, bei einem Feste, wo es galt nur das Höchste, was die Kunst je hervorbrachte, darzustellen, ohne leisestes Bedenken aufgeführt zu werden – so war dieser wunderbare blühende Kranz der bezaubernsten Tonpoesien doch nur ein gar kleiner Theil des überreichen Erbe, das uns Mozart hinterließ, und mühelos hätten sich noch viele, viele gleichüppige geistduftende Kränze winden lassen, ohne seinen uns vererbten Reichthum zu erschöpfen. Und obgleich unsere Gegenwart ganz verschiedene Sympathien und eine andere Richtung des Denkens und Fühlens in der Kunst aufweist, als Mozarts Zeit und die Werke, die ihr angehören – so haben sich doch seine Werke wieder als die ewigneuen und ewigschönen Schöpfungen eines ursprünglichen Genies bei diesem Musikfeste erprobt, und siegreich dargethan, daß sie über der Zeit stehen; indem dabei Künstler und Publicum durch mehrere Tage fortgesetzt und ausschließlich nur Mozart'sche Tonwerke genossen, ohne übersättigt oder ermüdet zu werden, ja im Gegentheile die Empfänglichkeit, die Sympathie und Begeisterung nachhaltig bis zum Enthusiasmus sich steigerte. Auf welche Weise hätte man also dem großen Meister ein erhebenderes, reineres Dankopfer darbringen können, als durch die begeisterte Aufführung seiner eigenen Werke? durch was ihn würdiger verherrlichen können, als durch ihn selbst? Seine Tondichtungen sprachen beredter und hinreißender als die ergreifendste Rede von seinem hohen Genius, der das ganze Reich der Musik mit schaffender Hand umfaßte; sie predigten mit überwältigenden mächtigen Tonworten allen Anwesenden das Lob und die Größe ihres Schöpfers. –

So zweckmäßig und erfreulich die Auswahl der dargestellten Musikstücke war, so trefflich und des Festes würdig war ihre Ausführung. Die Produktionen waren aber auch einem ausgezeichneten,[37] wenn gleich nicht durch Massen, doch durch seine innere Kraft bedeutenden Musikkörper anvertraut, der für die Sache begeistert war und durchgehends aus anerkannten Künstlern und aus tüchtigen Musikern bestand. Und an der Spitze dieser herrlichen Kräfte standen Männer, deren Name für die richtige geistige Auffassung und energische Leitung der Tonwerke bürgt, wie der k.b. Hofcapellmeister Franz Lachner und Ritter Sigmund von Neukomm, die Europa zu seinen besten Tonsetzern und Dirigenten zählt, und der großh. oldenb. Hofcapellmeister August Pott, der Sohn des Gefeierten W.A. Mozart und der Mozarteumscapellmeister Alois Taux, lauter gediegene Künstler1

Orchester und Chor hatten ihre Hauptkräfte größtentheils aus der Münchner Hofcapelle, dann aus dem Prager Conservatorium, auch aus dem Mozarteum Salzburgs, und allenthalben aus der Nähe und Ferne her bezogen. Lachner mit seiner trefflichen Münchner Garde bildete den Kern; der kunstbegeisterte König Ludwig hatte seiner Hofcapelle unbedingte Erlaubniß ertheilt, dem Mozartsfeste beizuwohnen. Auch die Prager bewiesen wieder ihre bekannte Verehrung für Mozart, indem die böhmischen Stände mehrere Professoren und Zöglinge des Prager Conservatoriums auf ständische Kosten nach Salzburg reisen ließen. – Der ganze Musikkörper bestand aus 266 Mitwirkenden, davon 115 Instrumentalisten und 151 Vocalisten. Im Orchester waren 39 Violinen; Dirigent bei der ersten Violine war Prof. W.F. Pixis aus Prag, bei der zweiten Violine Hofmusikdirector Dr. Gaßner aus Carlsruhe; 21 Violas, Dirigent Capellmeister Skraup aus Prag; 15 Violoncells, Dirigent Hofmusiker J. Menter aus München; 9 Contrabässe, Dirigent Kammermusiker Aug. Müller aus Darmstadt; 4 Oboen, 4 Flöten, 4 Clarinette, 4 Fagotte, 4 Hörner, 6 Trompeten, 3 Posaunen, 1 Althorn, 1 Pauke. Bei den Blasinstrumenten wurde mit der ersten[38] Stimme alternirt; bei den Chören waren die Solosänger Stimmführer. Der Chor bestand aus 46 Tenoren, 57 Bäßen, 24 Sopranen und 17 Alten. –

Die vollständige Liste der beim Musikfeste Mitwirkenden ist beistehende, nach Stimmen und alphabetisch geordnet:


Directoren:

W.A. Mozart Sohn, von Wien, dirigirte den von ihm bearbeiteten ersten Festchor.

Sigmund Ritter von Neukomm dirigirte die Kirchenmusiken. Franz Lachner, königl. baier. Hofcapellmeister von München, dirigirte das erste Festconcert.

August Pott, großh. oldenb. Hofcapellmeister und Professor, dirigirte das zweite Festconcert.

A. Taux, Capellmeister des Dommusikvereins und des Mozarteums in Salzburg, dirigirte den zweiten Festchor.


A. Instrumentale.

Violinen:


Agamal, Franz, k.k. Beamter in Salzburg.

Alliani, Joseph, Orchesterdirector in Innsbruck.

Anzoletti, Joseph, Pfarrmusiker in Botzen. Benedikt, Carl, k.k. Beamter in Steyer.

Benedikt, Leonhart, Lehrer in Steyer.

Bergmayer, Lorenz, Magistratsbeamter in Salzburg.

Blumlachner, M., Musiker beim Mozarteum in Salzburg.

Czapek, Joseph, Conservatorist in Prag.

Franz, Joseph, Musiker in Ried.

Gaßner, Dr. F.S., großh. bad. Hofmusikdirector in Carlsruhe.

Haller, Bürgermeister in Berchtesgaden.

Hauninger, Bürger in Salzburg.

Herrmann, Musiker beim Mozarteum in Salzburg.

Holz, k.k. Beamter in Wien, Director der »Concerts spirituels« daselbst.

Huemer, Musiker am Mozarteum in Salzburg.

Hungendorfer, Orchestermitglied am Theater in Trieft.

Jelinek, Ignaz, Conservatorist in Prag.[39]

Kolotz, Conservatorist in Prag.

Kral, Johann, detto detto.

Lenk, Lehrer beim Mozarteum in Salzburg.

Mayer, Joseph, Tonkünstler aus Wien.

Obernhuber, Studirender in Salzburg.

Pichler, jun., detto detto.

Pichler, sen., quiescirter Rentmeister in Salzburg.

Pixis, F.W., Orchesterdirector und Professor am Conservatorium in Prag.

Plainer, Eduard, Lehrer am Mozarteum in Salzburg.

Pusch, Anton, k.k. Beamter in Innsbruck.

Pusch, Wenzel, Student daselbst.

Schuller, Dr. Juris daselbst.

Schuster, Wilhelm, Conservatorist in Prag.

Seiß, Fridolin, Lehrer am Mozarteum in Salzburg.

Stark, Conservatorist in Prag.

Strauß, Georg, k.b. Ingenieur.

Stummer, Joseph, Lehrer am Mozarteum in Salzburg.

Susan, Lehrer in Hallein.

Wedl, Gustav, Dr. Med. in Salzburg.

Witt, Orchesterdirector in Fünfkirchen.

Zappe, Capellmeister in Linz.

Zeller, Tonkünstler in Grätz.


Violen:


Eigner, Paul, Musiker am Mozarteum in Salzburg.

Frick, Georg, Musikdirector in Feldkirch.

Hall, Joseph, Privat in Reickenhall.

Hartmann, Tonkünstler in München.

Hauser, Joseph, Capellmeister in Linz.

Hilari, Paul, Turnermeister in Wels.

Kracher, Lehrer beim Mozarteum in Salzburg.

Lamprecht, Lehrer in Linz.

Leonhart.

Luitold, Lehrer.

Mangelberger, Musiker beim Mozarteum in Salzburg.

Mayer, Anton, Chordirector in Linz.

Petermüller, Musiker in Ried.

Sandner, von Linz.

Scheiber, von Linz.

Schwarzl, Joseph, Musiklehrer von Grätz.

Skraup, Capellmeister am städtischen Theater zu Prag.

Stecher, Anton, Sollicitator und Angestellter beim Mozarteum in Salzburg.[40]

Treml, Chordirector zu St. Peter in Salzburg.

Wagner, Lehrer.

Wartbichler, August, Magistratsbeamter in Salzburg.


Violoncelle:


Aichberger, Johann, k.k. Beamter von Ried.

Arnold, Carl, Künstler von München.

Bühnert, Professor am Conservatorium zu Prag.

Gumpoldsberger, Franz, k.k. Schuldirector in Ried.

Henzig, Privat in Innsbruck.

Menter, Joseph, k.b. Hofmusikus in München.

Menter, G., detto detto.

Mörz von Innsbruck.

Pichler, Joseph, Schüler am Mozarteum zu Salzburg.

Puchel, Gottfried, von Linz.

Schubert, k.k. Beamter in Grätz.

Scheibert, Joseph, Schullehrer in Linz.

Tietz, Lehrer beim Mozarteum in Salzburg.

Wanke, k.k. Beamter in Ried.

Weßely, Franz, Turnermeister in Ried.


Contrabässe:


Deißböck, Leopold, Chordirector beim Mozarteum.

Dudzikowsky, Martin, Conservatorist in Prag,

Eberle, Alois, Dr. Juris in Innsbruck.

Fink, Vincenz, Buchhändler in Linz.,

Mayer, Dionis, Musiker am Mozarteum in Salzburg.

Müller, August, Kammermusikus in Darmstadt.

Rechbauer, Dr. und Secretär des Musikvereines in Grätz.

Scharictzer, Georg, k.k. Beamier in Preßburg.

Weindl, Gustav, großh. oldenb. Hofmusikus in Oldenburg.


Flöten:


Dopfer, Joseph, Musikus zu St. Peter in Salzburg.

Eiser, Anton, Professor am Conservatorium zu Prag.

Wiener, Simon, k.k. Beamter in Prag.

Zinck, k.b. Hofmusikus in München.


Oboen:


Docke, Instrumentenmacher in Linz.

Jelinek, Franz, Lehrer am Mozarteum zu Salzburg.

Vitzthum, k.b. Hofmusikus in München.

Waska, Johann, Conservatorist in Prag.
[41]

Clarinette:


Bärmann, jun., k.b. Hofmusikus in München.

Faubel, Joseph, detto detto.

Mauermann, Conservatorist in Prag.

Knapp, Musiker in Mozarteum in Salzburg.


Hörner:


Eisner, Carl, kais. rus. Kammermusikus in Petersburg.

Janatka, Johann, Professor am Conservatorium zu Prag.

Kail, Joseph, detto detto.

Sendlböck, k.b. Hofmusikus in München.

Fagotte:


Brandt, Ludwig, k.b. Hofmusikus in München.

Braun, Joseph, fürstl. fürstenbergischer Kammermusikus von Donaueschingen.

Huße, Conservatorist von Prag.

Köhl, detto detto.


Trompeten:


Burda, Musiker beim Mozarteum in Salzburg.

Harrer, Aspirant beim Mozarteum in Salzburg.

Heldenberg, Musiker beim Mozarteum in Salzburg.

Jakesch, Wenzl, Conservatorist in Prag.

Rohr, Georg.

Seitz, Johann, Musiker in St. Peter zu Salzburg.


Posaunen:


Köhler, Johann, Hautboist beim Infanterie-Regiment Kronprinz

Prey, Jacob, Hautboist vom k.b. Leibinfanterie-Regimente in München.

Rupp, Mitglied der Hofcapelle daselbst.


Paucken:


Cramer, Johann, k.b. Hofmusikus in München.


B. Vocale.

Solo.

[42] Mad. van Hasselt-Barth, k.k. österr. und k. baier. Kammersängerinn, auch Hofopernsängerinn in Wien.

Fräul. Meßmer, Sängerinn in München.

Fräul. Zehetmaier, detto detto.

Herr Dietz, k.b. Kammersänger in München.

Herr Lutz, k.k. Hofcapellsolosänger in Wien.

Herr Reisinger, k.b. Hofthartersänger in München.

Herr Staudigl, k.k. Hofopernsänger in Wien.


Ensemble-Gesang.

Sopran:


Agamal, Gustav, Schüler des Mozarteums in Salzburg.

Bode, Elise, Sängerinn von München.

Diabelli, Luise, Sängerinn von Wien.

Diabelli, Pauline, detto detto.

Eberhardtinger, Joseph, Singknabe zu St. Peter in Salzburg.

Elmanthaler, Carl, Domsingknabe daselbst.

Grebhirr, Johann, Singknabe in Gmunden.

Hallmayer, Victorin, Domsingknabe in Salzburg.

Holz, Ludwig, Beamtenssohn von Wien.

Hörl, Felix, Domsingknabe in Salzburg.

Kracher, Eduard, Student daselbst.

Kreuzbauer, Anton, detto detto.

Lanz, Singknabe zu St. Peter daselbst.

Lürzer, Rupert, Domsingknabe daselbst.

Mayer, Leopoldine, Schuldirektorsgattinn in Linz.

Meindl, Andreas, Singknabe zu St. Peter in Salzburg.

Molendo, Sängerinn in München.

Peterlechner, Lorenz, Domsingknabe in Salzburg.

Staininger, August, detto detto.

Scholz, Therese, von Salzburg.

Stöger, Nina, aus Wels.

Wallner, Singknabe zu St. Peter in Salzburg.

Windprecht, Sängerinn von München.

Winkler, detto detto.


Alt:


Elmanthaler, Jacob, Domsingknabe in Salzburg.

Eberle, Felix, detto detto.

Hemerle, Therese, k.b. Hofsängerinn in München.[43]

Koster, Singknabe zu St. Peter in Salzburg.

Kracher, Ernst, Student in Salzburg.

Kreuzbauer, Carl, detto detto.

Maurer, Math., Student in Salzburg.

Mezger, Caspar, Singknabe zu St. Peter daselbst.

Pernstein, Franz, Domsingknabe daselbst.

Peheim, Wilhelm, Student daselbst.

Pichler, Andrä, Student in Schwatz.

Pinzger, Jul., Singknabe zu St. Peter in Salzburg.

Prim, Wilhelm, Student daselbst.

Schönauer, Sängerinn zu München.

Toms, detto detto.

Wökl, Anton, Domsingknabe in Salzburg.

Zauner, Sängerinn zu München.


Tenor:


Barth, Gustav v., Compositeur in Wien.

Barth, v., Hofcapellsänger in Wien.

Beer, Ignaz, Lehrer in Wels.

Bründl, Michael, Sänger am Mozarteum in Salzburg.

Cavallo, P., Tonkünstler in München.

Dolezaleck, Anton, Director der Blindenanstalt und Vicepräses des Pesth-Ofner Musikvereins von Pesth.

Dusch, Hieronymus, Alumnus in Salzburg.

Egger, Ferdinand, Graf, k.k. Kämmerer in Klagenfurt.

Endres, Franz, Bürger in Salzburg.

Fischer, Lehrer.

Fischhof, Joseph, Professor am Conservatorium zu Wien.

Fleischer, Johann, Bürger daselbst.

Fleischer, Michael, detto detto.

Gaugler, Valentin, Aspirant beim Mozarteum in Salzburg.

Gruber, Anton, k.k. Beamter in Steyer.

Hainzl, Alois, k.k. Lehrer daselbst.

Jacks, Carl, Lehrer in Linz.

Illem, Joseph, k.k. Beamter daselbst.

Klapp, Eduard, Theatersänger in Wien.

Kottinger, k.k. Professor am Lyceum zu Salzburg.

Leimbach, Gustav, Studirender von München.

Leimbach, Carl, Architect daselbst.

Lenzoni, Chevalier, aus Florenz.

Mayer, Musiker am Mozarteum zu Salzburg.

Münch, Carl, Aspirant beim Mozarteum daselbst.

Offenböck, Lorenz, k.b. Hoftheaterchorsänger in München.

Palfner, Nicolaus, Studirender in Salzburg.[44]

Petak, Mitglied der Sophienakademie zu Prag.

Petz, Jurist in München.

Pfitzer, Joseph, k.k. Lehrer in Salzburg.

Pichler, Ferdinand, Alumnus daselbst.

Poniatowsky, Joseph, Fürst, Gutsbesitzer in Florenz.

Poppey, Friedrich, von Trier.

Randhartinger, Mitglied der Hofcapelle in Wien.

Samms, Lehrer in Steyer.

Schießer, Lehrer beim Mozarteum in Salzburg.

Schmitt, Sänger in München.

Siller, Johann, Pfarrmusiker in Meran.

Spindler, Musiker in St. Peter zu Salzburg.

Stich, Carl, Choralist in Passau.

Stöger, Ludwig, k.k. Beamter in Wels.

Werkmann, Martin, Sänger am Mozarteum in Salzburg.

Wichtl, Anton, detto detto.

Wildensee, v., k.k. Kreiscommissär in Laibach.

Windbichler, Lehrer in Kestendorf.

Wschetrizka, Mitglied der Sophienakademie in Prag.


Baß:


Achleitner, Max, Privatier von Reichenhall.

Adamer, I.B., Tonkünstler von München.

Angermayer, von, k.k. Beamter in Salzburg.

Benedict, Luithold, Lehrgehülfe von Mauerkirchen.

Beer, Franz, Candidat der Chirurgie in Salzburg.

Bichler, Anton, von Viktring in Kärnthen.

Capranica, Marchese, Mitglied der philharmonischen Gesellschaft in Rom.

Diabelli, Johann, Chorregent in Seekirchen.

Egger, Dom., Alumnus zu Michaelbauern.

Eitzenberger, Joseph, Tonkünstler von Wien.

Festetics, Leo Graf von, Präses des Musikvereines zu Pesth.

Gehringer, Joseph, Sänger von Salzburg.

Gradinger, Franz, Chirurg in Ried.

Haböck, Privatier in Linz.

Hauska, Joseph, Dr. Jur. in Prag.

Hilber, Musiker am Mozarteum zu Salzburg.

Högl, Ivo, Präfect des Singknabeninstituts daselbst.

Hölzl, Fr. Ser., Capellmeister in Innsbruck.

Jäger, Lorenz, Musiker beim Mozarteum in Salzburg.

Kellner, Gustav, Pianist in Weimar.

Klinger, Johann, Angestellter beim Mozarteum in Salzburg.

Kogerl, Lehrer in Grätz.[45]

Lasser, Vincenz v., Organist zu St. Peter in Salzburg.

Lhotta, Opernsänger in Prag.

Lukow, k.k. Beamter daselbst.

Mayer, Emil, Musikschriftsteller und Beamter in Linz.

Mayerhofer, Student in Salzburg.

Mösenbacher, Jacob.

Oberngruber, Musterlehrer in Mattighofen.

Petzler.

Philipp, Adjunkt am polytechnischen Institute zu Prag.

Pichler, Albert, k.k. Beamter in Salzburg.

Pichler, Georg, Chorregent und Lehrer in Schwatz.

Pichler, Anton, Lehrer in Klagenfurt.

Pokorny, böhmischer ständischer Beamter in Prag.

Prehauser, Gottfried, Alumnus in Prag.

Raber, Musiker zu St. Peter in Salzburg.

Radinitsch, Emerich, Advocat in Fünfkirchen.

Reisinger, Carl, k.b. Hoftheatersänger in München.

Richter, k.k. Beamter in Prag.

Reitzinger, Friedrich, von Reichenhall.

Roßegger, Cisterzienser-Stiftscapitular in Rain.

Ruschek, Sänger an der Sophienakademie in Prag.

Schanzenbach, Otto, Dr. Med. von München.

Schön, Johann, Buchhalter in Salzburg.

Scholl, von Reichenhall.

Schreiner, Franz, Handlungscommis in Salzburg.

Schuler, Ernst, Sänger daselbst.

Schwab, Johann, Lehrer in München.

Sendthofer, Martin, Chorallist in Seekirchen.

Speckmer, Martin, Cand. jur. in München.

Sturm, Michael, Lehrer von Laufen.

Tomascheck, Sänger beim Mozarteum in Salzburg.

Vesque von Püttlingen (J. Hoven), k.k. Staatskanzleirath und Compositeur in Wien.

Vogel, Georg, Dr. Med. in München.

Wallner, von Schwaz.

Wimmer, Johann, Jurist von Wien.


Aus obigen Zahlenangaben und der Liste läßt sich entnehmen, daß die einzelnen Theile des Musikkörpers zu einander und zum Ganzen in richtigem Verhältnisse standen, woraus sich dann bei den Productionen das schönste Gleichgewicht, der harmonischste[46] Einklang ergab. Obgleich die Anzahl der Mitwirkenden für ein so großartiges Musikfest eben keine hohe Ziffer aufwies, so zeigte es sich hier doch wieder auf evidente Weise, daß die Leistung eines Musikkörpers, der von moralischer Kraft und geistigem Verständnisse beseelt ist, unter guter Leitung von weit größerer Wirksamkeit und intensiverem Effekte sei, als die Vorführung einer viel imposantern Masse, die aus ungleichen Kräften besteht, und sich selbst in der freien poetischen Bewegung hindert. Die Orchesterproductionen waren wahrhaft ausgezeichnet, und die Umsicht und Energie der Directoren und die glühende Begeisterung, welche Alle ergriff und durchdrang, ersetzte den Mangel an öfteren gemeinsamen Proben, und steigerte die Leistungen jedes Einzelnen und des Ganzen zu einer seltenen Höhe; so daß das Publicum durch die Correktheit und Precision, Gluth und Zartheit der Darstellung unwiderstehlich mitfortgerissen wurde. – Sehr grundlos und unmotivirt war daher das übermäßige Bedauern, das man zur Zeit des Festes vielseitig ausgesprochen hörte und las, daß so wenige von den jetzt éclatmachenden Virtuosen dem Feste beiwohnten; man glaubte den Glanz der Feier zu sehr an die Theilnahme von einigen berühmten Clavier- und Violin-Virtuosen gebunden; und als man dann vernahm, daß diese aus diversen Ursachen Absagebriefe einsandten, meinte man mit Unrecht, deren Ausbleiben thue dem Nimbus des Festes bedeutenden Eintrag. Daß dieß nicht der Fall war, lehrte der Erfolg; daß dieß nicht der Fall sein konnte und durfte bei einem Kunstfeste von deutsch-nationaler Bedeutung, bei der Apotheose des großen deutschen Tonmeisters, sieht jeder Tieferblickende ein. Es handelte sich hier nicht darum, einem Salonpublicum Virtuosenkünste vorzuführen – sondern den Manen Mozarts in ernster würdiger Weise zu opfern, dessen Werke mit treuem begeistertem Herzen darzustellen. Dazu sind Künstler nothwendig, die jedes eitle Hervortreten aufzuopfern wissen, um als ein sich unterordnender, aber darum nicht unwichtiger Theil zur schönen Rundung des Ganzen beizutragen. Und solche Künstler fanden sich in genügender Anzahl und in schönem[47] Vereine beim Feste zusammen. Daß aber unsere modernen Virtuosen nicht immer diese nötige Selbstverläugnung und musikalische Gewissenhaftigkeit besitzen, ist leider bekannt. Was konnten also die vermißten Virtuosen bei den Musikproductionen, wo man nur Mozart'sche Tonwerke gab, Unersetzliches beitragen? Diese Künstler hätten denn ein drittes Concert mit ihren eigenen Compositionen geben müssen, um auf ihrem eigenthümlichen Standpuncte gewürdigt und genossen werden zu können. Und nun, offen gestanden, glaube ich, ein solches Concert wäre in seinem Resultate sehr unerquicklich gewesen. Denn welcher wahre Musikfreund hätte sich wohl gerne den Nachgenuß der beiden Abende, wo man in Tondichtungen Mozarts schwelgte, durch ein modernes Musikdessert stören lassen? und für das übrige Publicum war es besser, daß es einmal eine echte Seelenspeise verdauen lernte, daß es sich einmal für wahre Kunst begeisterte, ohne nachträglich wieder durch Virtuosenbonbons in seinem Geschmacke irregeleitet zu werden. Zudem wäre wohl auch zu fürchten gewesen, daß durch übertriebene Vergötterung eines der Virtuosen der weihevolle Eindruck der Apotheose des Tonfürsten selbst beeinträchtigt worden wäre. So schön und ehrend für die vermißten Künstler es daher gewesen wäre, wenn sie ihrem Großmeister ihre Huldigung dargebracht hätten – so unrecht ist das übermäßige Bedauern Vieler, daß sie diesem Feste ihre Mitwirkung entzogen. – Um so ruhmendere Anerkennung verdient der treffliche Künstler Herr Staudigl für die aufopfernde Gefälligkeit, mit der er ungeachtet einer bedeutenden Unpäßlichkeit, die offenbar ungünstig auf seine Leistungen einwirkte und ihn hinderte, seine gewohnten Lorbeern zu erndten, dennoch dem Feste seine unentbehrliche Mitwirkung nicht entzog, um jede unangenehme Störung der Feier durch eine nicht schnell zu hebende Verlegenheit zu verhüten. Ebenso muß man der liebenswürdigen Sängerinn Mad. van Hasselt-Barth den wärmsten Dank wissen, daß sie allen Proben und Productionen und selbst kleineren Gesangsparten mit unermüdlicher Bereitwilligkeit ihr herrliches Talent widmete. Auch der wackere Sänger Dietz trug[48] durch seinen seelenvollen Gesang, der gediegene Virtuose Menter durch sein edles Violoncellspiel, kurz, alle Solisten trugen auf glänzende und begeisternde Weise ihren Künstlerzoll an den Tonfürsten ab. In einigen Sologesangsstücken wäre freilich, wenn man durchaus rigoros sein will, zu wünschen gewesen, daß die Pietät vor dem gefeierten Meister bei dieser Gelegenheit vor eitlen Verzierungen verwahrt hätte. – Sehr zu bedauern war, daß die beiden. Schöpfer des herrlichen Standbildes, die hochherzigen Künstler Schwanthaler und Stiegelmaier, der Feier beizuwohnen verhindert waren. Eine interessante Erscheinung war die greise Sängerinn Amalie Gottlieb (geb. den 29. April 1774), für welche einst Mozart die Parthie der Pamina in der »Zauberflöte« schrieb, und welche Wiener Kunstfreunde auf Anregung des Dichters L.A. Frankl hieher reisen ließen, damit sie noch die Verherrlichung ihres Meisters auf Erden schaue. Auch an andern fremden Celebritäten war natürlich beim Feste kein Mangel, deren namentliche Erwähnung aber hier theils zu weitläufig wäre, theils in der Liste der Mitwirkenden ohnedieß angeführt ist; so wie auch zahlreiche Musikvereine und Liedertafeln aus allen Gegenden Deutschlands und Ungarns etc. durch zum Feste abgesandte Repräsentanten vertreten waren.

Neben den erhebenden weihevollen Momenten des Festes gab es aber auch der gemüthlichen Stunden heitern freien Künstlerlebens gar viele. Künstler und Kunstfreunde hatten sich in Ermanglung eines allgemeinen Vereinigungslocales für die Dauer des Festes ein paar Orte gewählt, an denen sie sich zu bestimmten Tagszeiten trafen; wo Männer, die sich früher nur dem Rufe nach kannten, persönliche Freundschaft knüpften, wo manches Interessante und Bedeutende besprochen und beschlossen wurde, kurz, wo sich ein trauliches, ungezwungenes, fröhliches Künstlerleben und Treiben entwickelte, dessen Mittelpuncte fast immer der allgemein verehrte treffliche Lachner und der biedere lebenslustige Dr. Gaßner waren. – So versammelte man sich gewöhnlich Morgens im Haydnstübchen. Dieß ist das »blaue Zimmer« im Peterskeller,[49] wo der alte Michael Haydn als Salzburger Hofcapellmeister täglich seine Mußestunden beim Oesterreicher Weine zubrachte, aus dem er manch' guten Gedanken geschöpft haben mag, da er aus Dankbarkeit daselbst sogar ein hübsches Männerquartett »an den Peterwein« componirte. Der wackere alte Capellmeister ruht nun sanft in der Kirche nebenan, während im blauen Stübchen das Portrait des guten seligen Michael Haydn mit dem seligen Zopfe hängt, dem während der Mozartfeier manch' fröhlicher Toast im »Mozartsweine« – so wurde der alte Weidlinganer damals gelaust – gebracht ward. Dr. Gaßner stiftete im Haydnstübchen zur Erinnerung an die schönen Tage des Festes ein Gedenkbuch, in das sich alle Künstler einschrieben, und darunter Namen, die selbst neben Haydn einen recht guten Klang haben. – Mittags traf man sich bei Deckert, wo man im schönen Mirabellgarten unter heiterem Himmel und im Schatten dichtbelaubter Kastanienbäume dinirte, um dann in Lobmaiers Kafeehause bei Kafee und Cigaren sich wieder zu finden. Und spät Abends war das allgemeine Rendezvous im »goldenen Hirsch«, wo im Mozartszimmer Virtuosen und Schriftsteller, Compositeure und Künstler von verschiedenem Genre und verschiedener Berühmtheit im traulichen Kreise beisammen saßen, und der übervolle Saal von Toasten, Kritiken und musikalischen Standreden ertönte. – Dieses Künstlerleben und dieser esprit de corps gab der Feier als einem Musikfeste den charakteristischen Hintergrund; und es wäre sicherlich gut für die Musikzustände, wenn es öfter eine solche Veranlassung gebe, den Gemeingeist der Künstler zu wecken, sie einander näher zu bringen und für die hohen Interessen ihrer Kunst zu begeistern.

Dich wurde auch während der Mozartfeier unter Künstlern und Kunstfreunden häufig angeregt, und hatte das Projekt zur Folge: alljährlich abwechselnd in einer andern Stadt Deutschlands eine Versammlung musikalischer Notabilitäten zu veranstalten, und damit große nationale Musikfeste zu verbinden, deren Aufgabe es wäre, gute deutsche Musik zu fördern, zu verbreiten, zu krönen. –[50]

Die Naturforscher, Philologen, Pädagogen etc. etc. sind durch ihre jährlichen Versammlungen mit nachahmungswürdigem Beispiele vorangegangen. Diese Zusammenkünfte würden gegenseitige Annäherung, freier Ideenaustausch, ernste Besprechung und Debatten über Alles, was Noch thue für die Interessen der Kunst, herbeiführen, und nebst den damit verbundenen Musikfesten den größten folgereichsten Einfluß auf die musikalischen Zustände Deutschlands ausüben, und könnten als wahres Nationalinstitut in unserer Musikgeschichte Epoche machen, wenn sie nach einem umfassenden umsichtigen Plane constituirt würden. Das Comité, das aus den hervorragendsten würdigsten Repräsentanten deutscher Musik bestehen müßte, wäre dann zugleich der hohe Arcopag für Deutschlands lebende Compositeure und Künstler, welcher darüber zu wachen hätte, daß die reine deutsche Tonmuse nicht entweiht werde, daß das echte und wahre Kunststreben vor den Augen der Nation den verdienten Sieg und Lohn erringe. Solche Musikfeste würden ein kräftiger Damm gegen die immer mehr einreißende Verflachung der Musik werden, indem dabei nur gute Musik ausgezeichnet und gegeben würde, wodurch die Tonsetzer zu ernster weihevoller Richtung aufgemuntert, dem Publicum aber durch treffliche Aufführung gediegener Compositionen Geschmack und Sinn für echte Tonkunst beigebracht würde. Die Compositeure werden dann für ihre Werke, welche von Comité bei diesen Musikfesten als der Aufführung würdig anerkannt und gegeben werden, leicht Verleger finden, und so würde der fatalen Klage abgeholfen, daß die Kunsthändler ernste und gehaltvolle Tonwerke nicht übernehmen und verlegen wollen. Im Allgemeinen müßte natürlich jede Privatrücksicht dem reinen heiligen Interesse der Kunst aufgeopfert werden. – Diese Idee wurde weitläufiger und detailirter bei dem Feste in einem kleinen Kreise wahrer Musikfreunde besprochen, welche sich sofort als provisorisches Comité vereinten, um vor der Hand den Plan näher auszuarbeiten und die weitern Schritte eizuleiten. Diesem pium desiderium werden gewiß Alle beistimmen, die es redlich und ernst mit der Kunst[51] meinen, und die Realisirung desselben wäre die schönste Frucht des Mozartfestes.

So hat denn Salzburg und Deutschland durch eine würdige erhebende Feier dem hohen Genius Mozarts seine Huldigung dargebracht, und dessen nationale Bedeutsamkeit in öffentlicher großartiger Weise anerkannt; dadurch aber auch zugleich laut und factisch ausgesprochen, welchen Rang man jetzt der Kunst im Leben einräume, und welchen Einfluß man derselben auf Gesittung und Cultur zugestehe. Dieß mag ermuthigend und begeisternd auf die Künstler, maßgebend auf das Volk zurückwirken, das daraus ersieht, welche Werthschätzung es seinen echten Vertretern der Kunst schulde – besser freilich während ihrem Leben, als erst nach ihrem Tode. – Denn die stette Wechselwirkung zwischen Kunst und Cultur, und speziel die tiefe Bedeutung der Musik für Volkserziehung und ihr veredelnder Einfluß auf humane Bildung hat sich in der Geschichte unwiderlegbar herausgestellt, und Jedem den Maßstab zur billigen und gerechten Würdigung ihrer Jünger an die Hand gegeben. Aber wenn man auch dieß heutzutage im Allgemeinen willig anerkennt, so fällt man doch wieder häufig in's entgegengesetzte Extrem und stellt sich auf einen falschen Standpunct, indem man das Virtuosenthum überschätzt, und auf eine dem wahren Kunstfreunde peinliche Weise manchen Virtuosen – welche weder die Kunst wahrhaft fördern, noch nachhaltig auf die Musikgeschichte einwirken, und deren Bedeutung an ihre persönliche Existenz gebunden mit ihrem letzten Tone ohne Nachwirkung verhallt – excentrische Ovationen bereitet und ihnen Gold und Lorbeerkränze im Uebermaße spendet, worauf manche Tondichter, die das höchste Ziel der Kunst redlich und weihevoll verfolgen, und deren Einfluß und Werke nicht mit ihnen zu Grabe gehen werden, gerechtern Anspruch hätten, und dennoch vergebens darnach sich sehnen. Götzendienst ist nicht Götterdienst. Möge man doch über der glänzenden Anerkennung der ausübenden Künstler die schaffenden nicht vernachlässigen, und ihnen in der Gegenwart die Würdigung nicht vorenthalten, welche ihnen etwa eine künftige[52] Zeit bieten würde; möge man sich nicht durch die Macht des Augenblickes allein bestimmen lassen, seine Gunstbezeugungen richtiger und begründeter vertheilen und sich an den Maßstab halten: die Kunstgeschichte sei das Kunstgericht. Dann ist zu hoffen, daß sich die alte Geschichte von Mozart nicht mehr wiederhole, welcher eines Wintermorgens, der unerquicklich und trübe war wie sein Leben, als armer Musiker prunklos zu Grabe getragen wurde – während man erst jetzt ein halbes Jahrhundert nach seinem Tode im Angesichte Europas nachträglich dem gottbegeisterten Künstler ein zulange verzögertes Ehrengericht und Verherrlichungsfest hielt.

Das Mozartsfest hat seinen schönen Zweck erreicht – es war eine großartige Apotheose des deutschen Tonmeisters und der deutschen Tonkunst, ein Vermittlungsfest zwischen dem Genius Mozarts und dem Publicum. Denn wie uns Schwanthaler und Stiegelmaier den körperlichen Mozart in idealer Verklärung plastisch in dem Standbilde darstellten, – so führte uns die versammelten Tonkünstler den geistigen Mozart in herrlicher Weise vor, und bauten ihm in dem Herzen jedes fühlenden Zuhörers ein innerliches Monument. Jede vollendete und begeisterte Ausführung einer guten Tondichtung übt ja eine magische Gewalt auf das Publicum aus, und erhebt es mit sich fortreißend auf eine höhere Stufe des Verständnisses; und so mögen wohl Viele beim Feste in Kirche und Concert gewesen sein, welche den Namen und die Werke Mozarts schon lange kannten, welche den Geist und die Poesie Mozarts aber erst bei dieser Gelegenheit kennen lernten.

Das Mozarts-Monument möge von nun an als ein erhabenes Symbol wahrer Tonkunst, als ein ewiges Memento dastehen, daß wir an Mozarts Werken unsern echten Kunstglauben stärken, unsern Geschmack reinigen, unser Herz begeistern sollen; daß wir das reiche Erbe, welches er uns in seinem neugeschaffenen Tonreiche hinterließ, redlich verwalten und erfreuliche Zinsen tragen lassen. Mozart für immer! –[53]

Schließlich theile ich noch den Lesern als werthvolle Beigabe das Gedicht unsers Altmeisters Grillparzer mit, welches derselbe als Prolog zur Enthüllung des Mozart-Denkmales gedichtet hatte, das aber wegen Kürze der gegönnten Frist nicht zur rechten Zeit mehr hier eintreffen konnte.


»Glücklich der Mensch, der fremde Größe fühlt,

Und sie durch Liebe macht zu seiner eignen.

Denn groß zu sein ist Wenigen gegönnt,

Und wer dem fremden Werth die Brust verschließt,

Der lebt in einem öden Selbst allein,

Ein Darbender, wohl etwa ein Gemeiner.

Dem Land auch Heil, das sie gebar, gesäugt

Und aufgezogen an den Mutterbrüsten!

Denn die Natur gibt nur der Größe Geist,

Den Körper bildet an ihr die Umgebung,

In der sie allererst den Tag geschaut,

Der Freunde Schaar, der Mitgebornen Kreis,

Die sie mit Blick und Laut zuerst begrüßt,

Mit frommen Sinn bereitet ihr die Stätte.

Für Menschen – nur durch Menschen – wird der Mensch.

Darob auch mancher mit der Hoheit Siegel

Bezeichnet von der Schöpferinn Natur,

Noch spät durch irgend eine böse Narbe,

Durch einer Gliedmaß widrig wildes Zucken,

Durch etwas, das nicht schön, ob stumm, verkündet,

Wie karg der Boden war, in dem die Pflanze

Des harten Daseins trübe Nahrung sog

D'rum sind wir stolz, obgleich demüthig auch:

Denn hier ward er geboren, den wir feiern!

In dieses schlichten Landes engen Grenzen

Scholl ihm zuerst des Lebens Herold: Ton.

Von diesen Thürmen schwoll ein gläubig Läuten

Und lehrt ihn glauben an die Ahnungen,

Die ohne and're Bürgen als sich selbst,

Und mir beweisen, weil sie sich gestaltet,

Zur Wirklichkeit verherrlichen den Traum.

Von diesen Bergen zog der Gottesathem,

Gewürzt mit Kräuter- und mit Blumenduft

In seine jugendlich gehobne Brust.

Darum ist er geworden auch wie sie,

Wie diese Berge, seiner Wiege Hüter.

Wohl gibt es höhre, – doch sie decket Eis;[54]

Gewalt'gere, – allein das scheue Leben

Es findet für den Fußtritt keine Spur,

Und flieht mit Schaudern die erhab'ne Wüste.

Er aber klomm so hoch, als Leben reicht,

Und stieg so tief, als Leben blüht und duftet,

Und so ward ihm der ewig frische Kranz,

Den die Natur ihm wand und mit ihm theilet.

Nicht was der Mensch in seinem Dünkel denkt,

Was Gott verkörpert in der Schöpfung dachte,

War ihm der Leitstern seines edlen Thuns.

D'rum hing er fest an deinen ew'gen Räthseln,

Du Auge des Gemüths: allfühlend Ohr,

Und was den Weg nicht fand durch diese Pforte,

Schien Menschenwillkühr ihm, nicht Gottes Wort,

Und blieb entfernt aus seinem lichten Kreise.

Mit Raphael, dem Maler der Madonnen,

Steht er deßhalb, ein gleichgeschaarter Cherub,

Der Ausdruck und der Hüter wahrer Kunst,

In der der Himmel sich vermählt der Erde.


Wir aber, die wir dieses Fest begeh'n,

In starrem Erz nachbildend jenen Mann,

Der weich war wie die Hände einer Mutter,

Laßt uns in gleich verwechselndem Verwirren

Nicht auch des Mannes Sinn und Geist entgehn.

Nennt ihr ihn groß? er war es durch die Grenze;

Was er gethan und was er sich versagt,

Wiegt gleich schwer in der Schale seines Ruhms.

Weil nie er mehr gewollt als Menschen sollen,

Tönt auch ein Maß aus Allem, was er schuf,

Und lieber schien er kleiner, als er war,

Als sich zum Ungethümen anzuschwellen.

Das Reich der Kunst ist eine zweite Welt,

Doch wesenhaft und wirklich wie die erste,

Und alles Wirkliche gehorcht dem Maß.

Deß seid gedenk, und mahne dieser Tag

Die Zeit, die Größ'res will und Klein'res nur vermag.«

1

Nähere interessante und unpartheiische Details über das Wirken der Directoren und über die Musikproductionen enthält Dr. F.S. Gaßners Beschreibung des Mozartfestes in dessen trefflicher »Zeitschrift für Deutschlands Musikvereine und Dilettanten.« –

Quelle:
Ludwig Mielichhofer: Das Mozart-Denkmal zu Salzburg und dessen Enthüllungs-Feier im September 1842. Salzburg 1843, S. 36-56.
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