24

[22] Original: wie Nr. 10


An Breitkopf & Härtel

(Auszug)


Wien, den 27. November 1799.


Ich füge einige vorläufige Notizen zur Lebensbeschreibung bei. Daß Mozart Maurer war, wissen Sie1. So existieren zwei interessante Briefe über Musique, die von Mozart an die Frau v. Trattnern2, der er seine Phantasie dedicirt hat und die seine Scholarin war, (die verstorbene Frau des nun auch verstorbenen hiesigen Buchhändlers und Buchdruckers,) geschrieben sind. Mir hat man sie nach ihrem Tode versagt. Abbé Gelinek, der beim Fürsten Kinsky ist, soll sie jetzt besitzen3.

In »Angenehme und lehrreiche Beschäftigung für Kinder in ihren Freystunden, Zweytes Bändchen, Wien, im Taubstummen-Institut, 1788« soll ein Lied mit Mozarts Composition seyn. Ich habe mir dieses Büchlein nicht verschaffen können. Mozarts Schwester ist die Baronin Berchtold-Sonnenburg,[22] deren Mann4 Pfleger zu St. Gilgen im Salzburgschen ist. Man hat von Mozart eigenhändig geschriebene Sammlungen schöner Lieder, so wie sie ihm in die Hände kamen, um sie gelegentlich zu componiren. Einige daraus hat er wirklich componirt, z.B.: Wenn die Lieb aus deinen blauen Augen ... [K. 524].

Er hat auch eine Gesellschaft unter dem Namen Die Grotte stiften wollen. Ich habe nur ein Bruchstück von einem Aufsatz [Satzungen] darüber gefunden und Jemandem, der es vielleicht im Stande ist, weil er Theil hatte, zu ergänzen gegeben.

»Was mich am meisten freute«, schrieb er einst über eine Aufführung der Zauberflöte, »das war der stille Beyfall«.

Fußnoten

1 Mozart ist vermutlich im Herbst 1784 in die Wiener Loge »Zur Wohltätigkeit« eingetreten. (Vgl. Arthur Schurig, W.A. Mozart, II, S. 44 ff.) Über den Unfug der Freimaurerei in damaliger Zeit lese man: Ferd. Josef Schneider, Die Freimaurerei und ihr Einfluß auf die geistige Kultur in Deutschland am Ende des XVIII. Jahrhunderts. Prag, bei Taussig, 1909.


2 Frau Therese v. Trattnern († 1794), Tochter des Professors Josef Anton Nagel, die zweite Gattin des reichen Wiener Buchdruckers und berüchtigten Nachdruckers Joh. Thomas Trattnern (1717–1798; 1764 geadelt). Ihr ist die wundervolle Fantasie in C-Moll (K. 475) aus dem Jahre 1784 gewidmet.


3 Die Briefe sind verschollen; wahrscheinlich von ihrem Manne nach ihrem Tode vernichtet. Nach Niemetschek war es nur ein einziger Brief.


4 Leopold v. Berchtold zu Sonnenburg (1736–1801), heiratete Marianne Mozart am 23. August 1784.


Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 23.
Lizenz:
Kategorien: