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[116] Original: im Mozarteum


An den Musiklehrer Friedrich Schwaan in Rostock


Salzburg, am 21. D[ezem]ber 1833.


Meinem theueren Freund Schwaan liegt gewiß viel daran, wieder einmahl etwas von mir zu hören, ob ich noch gesund und auch seiner gedenke? Gott Lob und Dank: ich bin noch immer wohlauf und spreche sehr oft mit dem innigsten Vergnügen mit meiner guten Schwester [Sophie] von unserem lieben Freund Schwaan; und wie gerne möchten wir wißen, wie die gefahrvolle Zeit, wovon Sie mir geschrieben haben, vorübergegangen ist. Ob Sie von der schrecklichen Kranckheit [Cholera] verschohnt geblieben und wie es Ihnen und all ihren Freunden, denen ich mich empfehlen laße, jetzt gehe? Gott gebe, daß Sie sich alle wieder erholt haben und Sie so gut und wohlauf sind, daß Sie die ausgestandenen Schrecken vergessen können, und zuweilen wieder auf mich und meine gute Schwester denken können. Wir wünschen Ihnen auch zum kommenden Neuen Jahre alles Mögliche, Glück, Segen und Zufriedenheit, und daß Ihr Glück nicht gestehrt werde, [und] beßere Zeiten als dermahlen. Nun ich weiß, daß Sie an allem Antheil[116] nehmen, was mich betrifft, so theile ich Ihnen die frohe Nachricht mit, die darin besteht: daß meine beiden Söhne dies kommende Frühjahr zu mir kommen wollen. Welche Freude werde ich alsdann haben, da wir uns seit 27 Jahren nicht beysammen gesehen haben? Nun helfen Sie mir den gütigen Schöpfer bitten, daß er uns diese Freude erleben läßt. Doch Herr, Dein Wille geschehe! Wie schön würde es seyn, wenn auch Sie, mein so lieber Freund, zu der Zeit hier sein könnten! Ich und meine Söhne würden gewiß alles aufbieden, Ihnen das ohnehin so schöne Salzburg so angenehm als möglich zu machen. Doch dies bleibt wohl nur ein frommer Wunsch, da wir gar so weit von einander sind; allein die Idee der Möglichkeit macht mich schon so unaussprechlich glücklich, so zwahr, daß ich glaube, daß auch Ihnen diese meine Wünsche nicht unangenehm sind. Und nun leben Sie wohl! Behalten Sie lieb ihre aufrichtige Sie hochschätzende Freundin


Constanza Etatsräthin von Nissen

gewesene Wittwe Mozart.


[Nachschrift:] Ich bitte mir auf feines Papier und ohne Guvert zu schreiben, weil ich sonst mehr als doppelt bezahlen muß.

Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 116-117.
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