§. 28.

[215] Nun will ich zum Beschlusse dieses Hauptstückes noch eine Art der hieher gehörigen Auszierungen beybringen, die ich Nachschläge nennen will. Es sind dieselben ein paar geschwinde Nötchen, die man an die Hauptnote anhängen kann; um in langsamen Stücken einen Vortrag lebhafter zu machen. Z.E.


28.

So sieht es ohne Auszierung aus.


28.

So kann man den Ueberwurf ausschreiben, und die Nachschläge anzeigen. (*)


28.

Und so wird es gespielet.


Diese Nachschläge, Zwischenschläge und alle die itzt beygebrachten durchgehenden Vorschläge und Auszierungen müssen keineswegs stark angestossen, sondern ganz gelind an ihre Hauptnote angeschliffen werden; wodurch sie sich auch von den anschlagenden Vorschlägen, bey denen man die Stärke anbringet, gänzlich unterscheiden, und nur in dem allein mit ihnen übereins kommen; daß sie in dem nämlichen Striche an ihre Hauptnote gezogen werden.

Fußnoten

1 Wer nicht weis, was ein Dissonant ist; dem will ich es sagen: ja ich darf ihm nur die Consonanten nennen. Die Consonanten sind der Einklang, die grössere Terz und auch die kleinere, die Quint, die Sechste und die Octav. Die Dissonanten sind alle die anderen Intervallen die man im §. 5. des dritten Hauptstückes nachsehen mag. Die Abtheilung der Consonanten und Dissonanten, und alles übrige gehört zu der Setzkunst.


2 Neu desis Operæ, nevæ immoderatus abundes. Horat. Lib. III. Sat. V.


3 Dieß ist zwar Figura retardationis. Das erste Beyspiel ist aber auch eine Wiederholung, die man unter die Figuren der Redekunst zehlet und mit ihrem rechten Name Anaphora heißt.


4 Ich eifere vor die Reinigkeit des Vortrags: man nehme mirs also nicht übel, daß ich die Wahrheit rede. Quid verum atque decens curo, & rogo, & omnis in hoc sum. Horat.


Quelle:
Leopold Mozart: Versuch einer gründlichen Violinschule. Wien (1922), S. 216.
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