§. 38.

[87] Damit aber der Schüler gleich etwas zur Uebung der vorgeschriebenen Strichesregeln bey Handen habe; so will ich ein paar Beyspiele in verschiedenen Tactsveränderungen hersetzen, und bey den gleichen Noten den Anfang machen, die durch viele Täcte immer nach einander fortlaufen. Eben diese laufenden Noten sind jener Stein des Anstosses, über welchen mancher hin stolpert, der doch von der Eigenliebe geblendet sich ganz kräftig einbildet, er wisse richtig, gleich, und sicher fortzugehen. Mancher Violinist, der sonst nicht unartig spielet, geräth bey dem Abspielen solcher immer fortlaufenden gleichen Noten so sehr in das Eilen: daß er, wenn es einige Tacte dauret, wenigst um ein Viertheil vorauskömmt. Man muß demnach solchem Uebel vorbiegen, und dergleichen Stücke anfangs langsam, mit langen anhaltenden Bogenstrichen die immer auf der Geige bleiben, nicht forttreibend, sondern zurückhaltend abspielen, und sonderheitlich die zwo letzten von vier gleichen Noten nicht verkürzen. Gehet es auf diese Art gut; so versucht mans etwas geschwinder. Man stößt alsdann die Noten mit kürzern Bogenstrichen, und man übet sich nach und nach immer mehr und mehr in der Geschwindigkeit; doch also: daß man allezeit so endet, wie man angefangen hat. Hier ist das Beyspiel.


38.

38.
Quelle:
Leopold Mozart: Versuch einer gründlichen Violinschule. Wien (1922), S. 87-89.
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