143. Mozarteum.

[269] Wien 4. April 1781.

– Sie wollen wissen, was in Wien mit uns – aber hoffentlich eigentlich mit mir vorgehet, denn die beiden Andern [Brunetti und Ceccarelli] zähle ich nicht zu mir. Ich habe Ihnen schon letzthin geschrieben, daß mir der Erzbischof hier ein großes Hinderniß ist, denn er ist mir wenigstens 100 Ducaten Schade, die ich ganz gewiß durch eine Academie im Theater machen könnte. Denn die Damen haben sich mir schon selbst angetragen Billets auszutheilen. Gestern kann ich wol sagen, daß ich mit dem Wiener Publikum recht zufrieden war. Ich spielte in der Academie der Wittwen im Kärnthnerthortheater. Ich mußte wieder neuerdings anfangen, weil des Applaudirens kein Ende war. Was glauben Sie, wenn ich nun, da mich das Publikum einmal kennt, eine Academie für mich gäbe, was ich nicht da machen würde? – Allein unser Erzbischof erlaubt es nicht; will nicht daß seine Leute Profit haben sollen, sondern Schaden. Doch dieß kann er bei mir nicht zuwege bringen; denn wenn ich hier zwei Scolaren habe, so stehe ich besser als in Salzburg, ich brauche sein Logis und seine Kost nicht. Nun hören Sie! Brunetti sagte heute beim Tisch, daß der Arco ihm vom Erzbischof aus gesagt hätte, er sollte uns sagen daß wir das Diligencegeld bekommen werden und bis Sonntag abreisen sollten; – übrigens wer noch bleiben wolle, o Vernunft! könne bleiben, doch müsse er auf seine Faust leben, er bekomme keine Tafel und kein Zimmer mehr von ihm aus. Brunetti qui ne demande pas mieux, leckte alle 10 Finger darnach: Ceccarelli der gerne hier wäre, aber nicht so bekannt hier ist und den Gebrauch nicht so weiß wie ich, will[269] poussiren etwas zu bekommen; wo nicht, so geht er in Gottes Namen, denn er hat kein Logis und keine Tafel in ganz Wien wo er nicht zahlen muß. Als man mich fragte was ich zu thun entschlossen wäre – antwortete ich: »Ich ignorire noch bis dato daß ich weg solle, denn bevor mir Graf Arco nicht selbst sagt, so glaube ich es nicht, und ihm werde ich mich dann schon entdecken.« Schmecks. Bönike war dabei und schmunzelte. – O ich will dem Erzbischof gewiß eine Nase drehen daß es eine Freude sein soll, und mit der größten Politesse, denn er kann mir nicht aus. Genug, im zukünftigen Briefe werde ich Ihnen mehr davon schreiben können. Seien Sie versichert, daß wenn ich nicht recht gut stehe und meinen Vortheil nicht recht gut sehe, ich gewiß nicht hier bleibe. Wenn ich aber das haben kann, was soll ich nicht davon profitiren? Sie ziehen unterdessen 2 Besoldungen und haben mich aus dem Brod. Bleib ich hier, so versichere ich Sie daß ich Ihnen bald werde Geld nach Hause schicken können.63 Ich rede im Ernst, und wo nicht, so komme ich zurück. Nun Adieu, nächstens mehr und Alles.

P.S. Ich versichere Sie, daß hier ein herrlicher Ort ist, und für mein Metier der beste Ort von der Welt. Das wird Ihnen Jedermann sagen; und ich bin gerne hier, mithin mache ich es mir auch nach meinen Kräften zu Nutze. Seien Sie versichert, daß ich mein Absehen nur habe, so viel möglich Geld zu gewinnen, denn das ist nach der Gesundheit das Beste. – An meine Thorheit denken Sie nicht mehr, die habe ich längstens schon sehr bereut. – Mit Schaden wird man witzig – und ich habe jetzt alles andere Gedanken. Adieu, nächstens mehr und Alles.

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Das geschah auch bald, wie die folgenden Briefe beweisen.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 269-270.
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