165. Mozarteum.

[308] Wien 1. Aug. 1781.

Die Sonate auf vier Hände habe ich gleich abgeholt, denn die Frau von Schindl ist gerade dem Auge Gottes [Webers Wohnung] gegenüber. Wenn die Mad. Duschek [Sängerin, Freundin Mozarts] schon etwa in Salzburg sein sollte, so bitte ich ihr mein freundschaftliches Compliment zu vermelden, nebst der Frage ob etwa nicht noch bevor sie Prag verlassen, ein Herr zu ihr gekommen sei, welcher ihr von mir einen Brief überbracht hat; wo nicht, so werde ich an denselben gleich schreiben, daß er ihn nach Salzburg schickt. Dieser ist der Rossi von München, er hat mich gebeten ihm mit einem Empfehlungsschreiben beizustehen; er hat von hieraus etwelche gute Schreiben mit nach Prag genommen. Wenn mein Schreiben nur bloß seine Empfehlung beträfe, so wollte ich es wohl seiner Disposition überlassen, so aber habe ich die Mad. Duschek auch darin gebeten mir in meiner Subscription für 6 Sonaten verhülflich zu sein. Dem Rossi habe ich um so mehr diese Gefälligkeit gethan, weil er mir die Poesie zur Cantate verfertiget, welche ich im Advent für meine Benefize geben will.

Nun hat mir vorgestern der junge Stephanie ein Buch zu schreiben gegeben. Ich muß bekennen, daß so schlecht er meinetwegen gegen andere Leute sein kann, das ich nicht weiß, so ein sehr guter Freund ist er von mir. Das Buch ist ganz gut. Das Sujet ist türkisch und heißt: »Belmont und Konstanze, oder: Die Verführung aus dem Serail.« Die Sinfonie, den Chor im 1. Act und Schlußchor werde ich mit türkischer Musik machen. Mad. Cavalieri, Mademoiselle Teyber, Mr. Fischer, Mr. Adamberger, Mr. Dauer und Mr. Walter werden dabei singen. Mich freuet es so, das Buch zu schreiben, daß schon die 1. Arie von der Cavalieri und die von Adamberger und das Terzett, welches den 1. Act schließt, fertig sind. Die Zeit ist kurz, das ist wahr, denn im halben September soll es schon aufgeführt werden; allein die Umstände, die zu der Zeit, da es aufgeführt wird, dabei verknüpft sind und überhaupt alle andern Absichten erheitern meinen Geist dergestalt, daß ich mit[309] der größten Begierde zu meinem Schreibtisch eile und mit größter Freude dabei sitzen bleibe. – Der Großfürst von Rußland wird hierherkommen, und da bat mich Stephanie, ich sollte, wenn es möglich wäre in dieser kurzen Zeit die Oper schreiben; denn der Kaiser und Graf Rosenberg werden jetzt bald kommen und da wird gleich gefragt werden, ob nichts Neues in Bereitschaft sei; da wird er dann mit Vergnügen sagen können, daß der Umlauf mit seiner Oper (die er schon lange hat) fertig werden wird, und daß ich extra eine dafür schreibe, – und er wird mir gewiß ein Verdienst daraus machen, daß ich sie aus dieser Ursache, in dieser kurzen Zeit zu schreiben übernommen habe. Es weiß es niemand, als der Adamberger und Fischer; denn der Stephanie bat uns nichts zu sagen, weil der Graf Rosenberg noch nicht da ist und es leicht tausend Schwätzereien abgeben kann. Der Stephanie will halt aber nicht dafür angesehen sein, als wenn er mein gar zu guter Freund sei, sondern daß er vielmehr dieses alles thue, weil es der Graf Rosenberg so haben will, welcher ihm auch wirklich bei seiner Abreise befohlen hat, nur um ein Buch zu sehen.

Nun weiß ich Ihnen nichts mehr zu schreiben, denn Neues weiß ich gar nichts. Mein Zimmer wo ich hinziehe ist schon in Bereitschaft; jetzt gehe ich, ein Clavier zu entlehnen, denn bevor das nicht im Zimmer steht, kann ich nicht darin wohnen dermalen, weil ich eben zu schreiben habe und keine Minute zu versäumen ist. Viele Commoditäten werden mir doch abgehen in meinen neuen Logement, besonders wegen dem Essen; wenn ich recht nothwendig zu schreiben hatte, so wartete man mit dem Essen so lange ich wollte, und ich konnte unangezogen fortschreiben und dann nur zur andern Thür zum Essen hineingehen, sowohl Abends als Mittags. Jetzt, wenn ich nicht Geld ausgeben will und mir nicht das Essen in mein Zimmer bringen lassen will, verliere ich wenigstens eine Stunde mit dem Anziehen (welches sonst Nachmittag meine Arbeit war) und muß ausgehen, abends besonders. Sie wissen, daß ich mich gemeiniglich hungrig schreibe; die guten Freunde, wo ich soupiren könnte, essen schon um 8 Uhr oder längstens 1/29. Da sind wir vor 10 Uhr[310] nicht zu Tisch gegangen. Nun Adieu, ich muß schließen, denn ich muß mich um ein Clavier umsehen.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 308-311.
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