170. Mozarteum.

[319] Wien 12. Sept. 1781.

Die Serenade vom Rust [Salzburger Musiker] muß auf dem steinernen Theater [in Hellbrunn] recht gut gelassen haben, besonders weil die Sänger gesessen sind und aus dem Papier herausgesungen haben; in einem Zimmer oder Saal würde das gewiß nicht thunlich sein. Ich muß lachen, man redet hier immer von Academien, die man zu Ehren des Großfürsten geben wird, und der Großfürst wird auf einmal da sein, und wir werden kein steinernes Theater haben. Hr. Lipp [Organist in Salzburg] muß vor den hohen Herrschaften ein schönes Ansehen gemacht haben, noch ein wenig schlechter, als der Haydn [Michael], wenn es möglich ist! Die Tapferkeit, die Haydn im Lazarethwaldl bewiesen hat, war von keinem geringen Nutzen für meine Gesundheit! Ich bedaure die armen[319] Verunglückten in Redstatt recht vom Herzen. Eben weil wir vom Feuer reden, es hat diese ganze Nacht hindurch in der Stephanskirche in der Magdalenacapelle gebrannt; um 5 Uhr Morgens hat der Rauch den Thurmwächter aufgeweckt, bis halb 6 Uhr ist keine Seele zum Löschen gekommen und um 6 Uhr, wo es am heftigsten gebrannt hat, hat man erst Wasser und die Spritzen gebracht, der ganze Altar mit allem Zugehör und die Stühle und alles was in der Capelle ist, ist verbrannt. Man hat die Leute zum Löschen und Helfen geprügelt, und weil fast niemand hat helfen wollen, so hat man Leute in bortirten Kleidern und gestickten Westen helfen sehen. Man sagt, daß, seit Wien steht, keine solche schlechte Anordnung gewesen sei, als dieses mal. Der Kaiser ist halt nicht hier. – Wenn nur der Daubrawaick bald hierher käme, damit ich meine Musik bekäme. Die Frl. von Aurnhammer quält mich entsetzlich wegen dem Doppelconcert. – Nun sind Proben über Proben im Theater, der Balletmeister Antoine ist von München berufen worden, und da wird in ganz Wien und in allen Vorstädten um Figuranten geworben, denn es ist noch ein trauriger Rest von Noverre [S. 151 ff.] vorhanden, die aber die 8 Jahre durch kein Bein bewegt haben und die meisten davon also wie lauter Stöcke sind. Ich habe Ihnen, glaube ich, schon letzthin geschrieben, daß die »Iphigenie« deutsch und die »Alceste« wälsch von Gluck aufgeführt wird. Wenn die Iphigenie oder Alceste allein aufgeführt würde, wäre es mir schon recht; aber alle Beide ist mir sehr unangenehm, ich will Ihnen die Ursache sagen: Der die Iphigenie in das Deutsche übersetzt hat ist ein vortrefflicher Poet und dem hätte ich recht gerne meine Oper von München zum Uebersetzen gegeben, die Rolle des Idomeneo hätte ich ganz geändert und für den Fischer im Baß geschrieben und andere mehrere Veränderungen vorgenommen und sie mehr auf französische Art eingerichtet. Die Bernasconi, Adamberger und Fischer hätten mit größtem Vergnügen gesungen; da sie aber nun 2 Opern zu studiren haben und so mühsame Opern, so muß ich sie entschuldigen, und eine 3. Oper wäre ohnehin zu viel. –

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 319-320.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Mozarts Briefe
Mozarts Briefe