173. Mozarteum.

[325] Wien 6. Oct. 1781.

– Es hat geheißen, der Erzbischof soll diesen Monat (und zwar mit einer großen Suite) hier eintreffen, nun will man es aber wieder beneinen. Wegen dem Ceccarelli glaube ich wohl, daß er wird decretirt werden, denn um das Geld wüßte ich wirklich keinen bessern. Sie werden vielleicht schon wissen, was den nach Straßburg reisenden Alumnis bei ihrer dortigen Ankunft begegnet ist, man hat sie halt bei dem Thor nicht hinein lassen wollen, weil sie wie Bettelbuben und zwar wie Spitzbuben ausgesehen haben. H.v. Aurnhammer hat mir gesagt, daß es ihm der Vetter von demjenigen, an den sie adressirt waren erzählt habe, und zwar mit dem Zusatz, daß er ihnen gesagt habe: »Ja meine lieben Herrn, Sie müssen jetzt schon 4 oder 5 Tage bei mir zu Hause bleiben, daß ich Sie vorher kleiden kann, denn so können Sie nicht ausgehen, ohne daß Sie sich in Gefahr setzen, daß ihnen die Buben auf der Straße nachlaufen, und Sie mit Koth werfen.« Schöne Ehre für seine hochfürstlichen Gnaden. – Nun muß ich Ihnen ex Comission eine Frage thun, nämlich, wie sie mir angegeben worden; – wer eigentlich die Grafen von Klesheim waren? und wo sie hingekommen? Der Schmidt (der arme, verunglückte Adorateur von der Base) der nun in der Trattnerischen Buchhandlung ist, hat mich sehr dringend gebeten, ihm darüber Auskunft zu verschaffen.

Nun verliere ich aber bald die Geduld, daß ich nichts weiter an der Oper schreiben kann; ich schreibe freilich unterdessen andere Sachen, jedoch die Passion ist einmal da und zu was ich sonst 14 Tage brauchte, würde ich nun 4 Tage brauchen. Ich habe die Arie ex A von Adamberger, die von der Cavalieri ex B und das Terzett in einem Tage[325] componirt und in anderthalb Tagen geschrieben; es würde aber auch freilich nichts nützen, wenn die ganze Oper schon fertig wäre, denn sie müßte doch liegen bleiben, bis dem Gluck seine 2 Opern zu Stande gekommen sind, und da haben sie noch ehrlich daran zu studiren. Der Umlauf muß auch mit seiner fertigen Oper [»Die Bergknappen«] warten, die er in einem Jahr geschrieben hat. Sie dürfen aber nicht glauben, daß sie deßwegen gut ist (unter uns gesagt) weil er ein ganzes Jahr dazu gebraucht hat; diese Oper (aber unter uns) hätte ich immer für eine Arbeit von 14–15 Tagen gehalten, besonders da der Mann so viele Opern muß auswendig gelernt haben! und da hat er sich ja nichts als niedersetzen dürfen, und er hat es gewiß so gemacht, man hört es ja. Sie müssen wissen, daß er mich (c'est à dire auf seine Art) auf die höflichste Art zu sich invitirt hat, damit er mir seine Oper darf hören lassen, mit dem Zusatz: »Sie dürfen nicht glauben, daß es der Mühe werth sei, daß Sie es hören, ich bin nicht so weit, ich mache es so gut, als ich kann.« – Ich habe nach der Hand gehört, daß er gesagt habe: »Das ist gewiß, der Mozart hat den Teufel im Kopf, im Leib und in den Fingern, er hat mir meine Oper gespielt (die so miserabel geschrieben ist, daß ich sie selbst fast nicht lesen kann) als wenn er sie selbst componirt hätte.« Nun Adieu, ich hoffe, meine liebe Schwester, welche ich von Herzen umarme, wird sich nach und nach erholen, und Sie mein lieber Vater, nehmen Sie Wagenschmier in ein Papierle eingewickelt und tragen Sie es auf der Brust und nehmen Sie auch das Kaiserbeinl von einem Kalbschlägel und für einen Kreuzer Schwindlwurzl in einem Papier und tragen Sie es bei sich im Sack. Ich hoffe, daß es Ihnen gewiß helfen wird. Leben Sie wohl.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 325-326.
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