176. Mozarteum.

[330] Wien 16. Nov. 1781.

Ich sage Ihnen tausend Dank für Ihren Glückwunsch zu meinen Namenstag und mache Ihnen entgegen den meinigen auf den Leopolditag. Liebster, bester Vater! ich wünsche Ihnen alles erdenkliche Gute, was nur immer zu wünschen ist, doch nein, Ihnen wünsche ich nichts, sondern alles mir. Ich wünsche also mir, daß Sie immer gesund bleiben möchten, und noch unzählige Jahre zu meinem Glück und größten Vergnügen leben sollen, – wünsche mir, daß das Alles, was ich thue und unternehme nach Ihrem Wunsch und Vergnügen sein möchte – oder vielmehr, daß ich nichts thun möchte, was nicht zu Ihrer größten Freude ausschlagen sollte. Und ich hoffe es auch so, denn was zu Ihres Sohnes Glück beitragen kann muß Ihnen natürlicher Weise auch angenehm sein! Der Hr. v. Aurnhammer, die gnädige Frau und die 2 Fräulein (bei den ich eben schreibe) machen auch ihren Glückwunsch.

Heute erwartet man den Herzog von Würtemberg und deßwegen ist morgen Redoute. Den 25. soll zu Schönbrunn eine Freiredoute sein. Man ist aber deßfalls in einem sehr grossen Embarras; denn nach der allgemeinen Sage soll der Großfürst nur 10 Tage hier bleiben, und Catherine (weßwegen der Ball ist) fällt nach dem griechischen Kalender den 6. Dezember. Also weiß man noch nicht, was geschehen wird. – Noch ein komisches Stück. Den Acteuren ist vom Kaiser[330] aus gesagt worden, daß sich jeder eine Rolle aussuchen soll, um sich vor dem Großfürsten zu produciren. Lange [der Mann Aloysias] hat sich also den Hamlet ausgebeten; Graf Rosenberg aber, der den Lange nicht mag, hat gesagt, das könne nicht sein, weil diese Rolle der Brockmann die ganze Zeit her gespielt habe. Als nun dieses dem Brockmann gesagt worden, so ist er zum Rosenberg gegangen und hat ihm gesagt, daß er sie auch nicht spielen könne, und daß die ganze Comödie nicht aufgeführt werden könne und warum? – – Weil der Großfürst selbst der Hamlet wäre.Der Kaiser (sagt man, – sagt man, – sagt man) habe deßwegen dem Brockmann 50 Ducaten geschickt. Nun weiß ich nichts Neues mehr. –

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 330-331.
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