177. Mozarteum.

[331] Wien 17. Nov. 1781.

Wegen dem Ceccarelli kann es unmöglich sein, und wenn es nur auf eine einzige Nacht wäre; denn ich habe nur ein einziges Zimmer, welches nicht groß und durch Kasten, Tisch und Clavier so voll ist, daß ich nicht wüßte, wo man noch ein Bett hinstellen könnte. Und in Einem Bett schlafen mag ich mit niemand, als mit meiner zukünftigen Frau. Aber um ein nach Möglichkeit wohlfeiles Logis will ich ihn umsehen, wenn ich nur gewiß weiß, wann er kommt.

Die Gräfin Schönborn [Schwester des Erzbischofs] habe ich die ganze Zeit nicht gesehen; ich hatte das Herz nicht hinzugehen, und habe es auch noch nicht; ich kenne sie, sie würde mir (ganz gewiß) etwas sagen, welches ich vielleicht nicht so unbeantwortet einstecken würde, und es ist allzeit besser dergleichen Sachen zu vermeiden. Genug sie weiß daß ich hier bin, und wenn sie mich will, so kann sie mich haben. Der Czernin hat es wegen der mölkischen Geschichte [S. 306] doch nicht gerathen können, und hat ihn bei öffentlicher Tafel gefragt, ob er keine Nachrichten von seinem Bruder dem Hofrath, habe? – Der Mölk war betroffen und konnte nichts antworten. Ich würde ihm gewiß geantwortet haben. Er ist in einem Hause verdorben worden, welches sie sehr stark frequentirt haben.[331]

Nun habe ich endlich wieder etwas für meine Oper zu arbeiten bekommen. Ja, wenn man allezeit den Leuten, den sogenannten Ohrenbläsern glauben und trauen wollte! – wie sehr würde man sich öfters dadurch schaden! Man hat mich so über den jungen Stephanie aufgehetzt, daß es nicht zu sagen ist. Mir ist ordentlich bange dabei geworden, und wenn ich gethan hätte, was mir die Leute gesagt haben, so würde ich mir aus einem guten Freund einen Feind gemacht haben, der mir viel schaden könnte, und ohne alle Ursache.

Gestern ließ mich Nachmittags um 3 Uhr der Erzherzog Maximilian74 zu sich rufen. Als ich hineinkam stand er gleich im ersten Zimmer beim Ofen und paßte auf mich, ging mir gleich entgegen und fragte mich, ob ich nichts zu thun hätte. »Euer königl. Hoheit, gar nichts, und wenn auch, so würde es mir allezeit eine Gnade sein, Euer königl. Hoheit aufzuwarten.« – »Nein, ich will keinen Menschen geniren.« Dann sagte er mir, daß er gesinnt sei, Abends den würtembergischen Herrschaften eine Musik zu geben; ich möchte also etwas spielen dabei und die Arien accompagniren, und um 6 Uhr soll ich wieder zu ihm kommen, da werden alle zusammen kommen. Mithin habe ich gestern allda gespielt. Wem Gott ein Amt gibt, gibt er auch Verstand; so ist es auch wirklich beim Erzherzog, als er noch nicht Pfaff war, war er viel witziger und geistiger und hat weniger, aber vernünftiger gesprochen. Sie sollten ihn jetzt sehen! Die Dummheit guckt ihm aus den Augen heraus, er redet und spricht in alle Ewigkeit fort und alles in Falset; er hat einen geschwollenen Hals, mit Einem Wort als ob der ganze Herr umgekehrt wäre. – Der Herzog von Würtemberg aber ist ein charmanter Herr, wie auch die Herzogin und die Prinzessin; der Prinz aber ist ein 18jähriger Stecken und ein wahres Kalb. Nun muß ich schließen, leben Sie recht wohl und sein Sie so viel als möglich munter.

74

Vgl. S. 148 Anm. Er ward später Erzbischof von Köln und der Hauptgönner Beethovens.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 331-332.
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