196. Mozarteum.

[366] Wien 27. Juli 1782.

Sie werden Augen machen, daß Sie nur das 1. Allegro sehen, allein es war nicht anders möglich, ich habe geschwind eine Nachtmusik machen müssen, aber nur auf Harmonie (sonst hätte ich sie für Sie auch brauchen können). Mittwoch den 31. schicke ich die 2 Menuetts, das Andante und letzte Stück; kann ich, so schicke ich auch einen Marsch; wo nicht, so müssen[366] Sie halt den von der Hafner Musik [Köchel Nr. 249] (der sehr unbekannt ist) machen. –

196. Wien 27. Juli 1782

Ich habe sie aus D gemacht, weil es Ihnen lieber ist.

Meine Oper ist gestern allen Nannerln zu Ehren mit allem Applauso das drittemal gegeben worden, und das Theater war wieder, ungeachtet der schrecklichen Hitze, gestrotzt voll. Künftigen Freitag soll sie wieder sein; ich habe aber dawider protestirt, denn ich will sie nicht so auspeitschen lassen. Die Leute, kann ich sagen, sind recht närrisch auf diese Oper. Es thut einem doch wohl, wenn man solchen Beifall erhält. Ich hoffe, Sie werden das Original davon richtig erhalten haben.

Liebster bester Vater! ich muß Sie bitten, um alles in der Welt bitten, geben Sie mir Ihre Einwilligung, daß ich meine liebe Constanze heirathen kann. Glauben Sie nicht, daß es um des Heirathen wegen allein ist; wegen diesem wollte ich noch gerne warten. Allein ich sehe, daß es meiner Ehre, der Ehre meines Mädchens und meiner Gesundheit und Gemüthszustands wegen unumgänglich nothwendig ist. Mein Herz ist unruhig, mein Kopf verwirrt, wie kann man da etwas gescheidtes denken und arbeiten? Wo kömmt das her? Die meisten Leute glauben, wir sind schon verheirathet; die Mutter wird darüber aufgebracht, und das arme Mädchen wird sammt mir zu Tode gequält. Diesem kann so leicht abgeholfen werden. Glauben Sie mir, daß man in dem theuern Wien so leicht leben kann, als irgendwo; es kömmt nur auf Wirthschaft und Ordnung an, die ist bei einem jungen, besonders verliebten Menschen nie. Wer eine Frau bekommt, wie ich eine bekomme, der kann gewiß glücklich sein. Wir werden ganz still und ruhig leben und doch vergnügt sein. Und sorgen Sie sich nicht. Denn sollte ich, Gott bewahre, heut krank sein (besonders verheirathet), so wollte ich wetten, daß mir die ersten der Noblesse einen großen Schutz geben würden.[367] Das kann ich mit Zuversicht sagen. Ich weiß, was der Fürst Kaunitz zum Kaiser und Erzherzog Maximilian von mir gesprochen hat. Ich erwarte mit Sehnsucht Ihre Einwilligung, mein bester Vater, ich erwarte sie gewiß, meine Ehre und mein Ruhm liegt daran. Sparen Sie nicht zu weit das Vergnügen, Ihren Sohn mit seiner Frau bald zu umarmen. –

P.S. Meine liebe Schwester umarme ich von Herzen, meine Constanze empfiehlt sich beiderseits.Adieu.

Wie sehr Mozart damals, namentlich durch die rohe Art seiner Schwiegermutter in Noth gebracht wurde, beweist das folgende Billet, das er »in wahrer Seelenangst« an die Baronin Waldstädten richtete. Und die Mutter hatte wegen dem Rufe dieser Dame wenigstens ein scheinbares Recht, von dem sie in brutaler Weise Anwendung machte, als sie bemerkte, daß ein längerer Aufenthalt Constanzens bei der Baronin [vgl. oben S. 325] die Tochter ihrer Gewalt ganz entziehen sollte.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 366-368.
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