215. Mozarteum.

[395] Wien 8. Jan. 1783.

Wenn es nicht wegen dem armen Fink wäre, so müßte ich für heute in Wahrheit um Verzeihung bitten und das Schreiben auf künftigen Posttag verschieben, weil ich noch diesen Abend für meine Schwägerin Lange ein Rondo [Köchel Nr. 416] fertig machen muß, welches sie Samstag in einer großen Academie auf der Mehlgrube singen wird. Sie werden unterdessen mein letztes Schreiben erhalten haben und daraus ersehen, daß ich von der Baronin ihrer Commission nichts wußte, mir es aber fast einbildete und auch unter der Hand erfuhr, – sodann, weil ich diese Dame gar zu gut kenne, Sie warnte, ein wenig auf Ihrer Hut zu sein. Erstens muß ich Ihnen sagen, daß Fink sich gar nicht für sie schickt; denn sie will einen Menschen für sich und nicht für ihre Kinder haben. Da sehen Sie nun, daß es mehr auf Geschmack, Empfindung und brillante Spielart ankömmt, und der Generalbaß und orgelmäßig präludiren würde ihm zu gar nichts nützen. Dann müssen Sie auch begreifen, daß unter dem Obengesagten sichfür sichgar viel verstanden ist. Sie hat öfters schon so jemand im Hause gehabt, es hat aber nie lange gedauert. Sie können sich nun darüber denken, was Sie wollen – genug, von solchen Scenen kommt es, daß[395] man gar zweideutig von ihr spricht; – sie ist schwach, ich sage aber nicht mehr und dieß wenige nur Ihnen; denn ich habe zu viel Gnaden von ihr genossen und meine Pflicht ist, sie nach Möglichkeit zu vertheidigen – oder wenigstens zu schweigen.83Nun sagt sie, – wird sie in etlichen Tagen nach Preßburg abreisen und dort verbleiben; ich glaube es – und glaube es nicht. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, so suchte ich diese Sache ganz hübsch von mir abzulehnen.

Nun muß ich schließen, sonst wird die Arie nicht fertig. – Gestern ist meine Oper wieder mit dem vollsten Theater und größten Beifall wieder gegeben worden. Vergessen Sie meine Simphonien nicht. Adieu. Mein Weiberl, welche ganz dick ist (aber nur am –) und ich küssen Ihnen 1000mal die Hände.

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Vgl. oben S. 345 und 368. »Die Baronin hatte – wie ihr dies gelang, wissen wir nicht – die verschiedenen Schwierigkeiten, welche der Heirath noch entgegenstanden, zu beseitigen gewußt.« Jahn III, 156 und unten Nr. 218.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 395-396.
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