220. Mozarteum.

[401] Wien 12. März 1783.

Ich hoffe, Sie werden sich keine Sorge gemacht haben, sondern die Ursache meines Stillschweigens sich eingebildet haben, welche war, daß ich, da ich nicht gewiß wissen konnte, wie lange Sie sich in München aufhalten werden, folglich nicht wußte, wohin ich schreiben sollte, es also auf jetzt verspart habe, da ich nun sicher vermuthen kann, daß Sie mein Brief in Salzburg treffen wird. Gestern hat meine Schwägerin Lange ihre Academie im Theater gehalten, worin auch ich ein Concert gespielt habe. Das Theater war sehr voll und ich wurde auf so eine schöne Art von dem hiesigen Publikum wieder empfangen, daß ich ein wahres Vergnügen darüber haben muß. Ich war schon weg, man hörte aber nicht auf zu klatschen und ich mußte das Rondo repetiren; es war ein ordentlicher Platzregen. Das ist eine gute Ankündigung für meine Academie, welche ich Sonntags den 23. März geben werde. Ich gab auch meine Sinfonie vom Concert spirituel dazu. Meine Schwägerin sang die Arie von Non sò d'onde viene [S. 136]. Gluck hatte die Loge neben der Langischen, worin auch meine Frau war; er konnte die Sinfonie und die Arie nicht genug loben und lud uns auf künftigen Sonntag alle vier zum Speisen ein. – Daß die deutsche Oper noch bleiben soll, kann sein, aber man weiß nichts davon. Das ist sicher, daß Fischer [der berühmte Bassist] in 8 Tagen nach Paris geht. Wegen dem Oboe-Concert von Ramm bitte ich Sie recht sehr und recht bald. Mit dieser Gelegenheit könnten Sie mir wohl noch etwas mitschicken, z.B. meine Messe in Partitur, meine 2 Vespern in Partitur. Das ist alles nur, um es dem Baron van Swieten hören zu lassen. Er singt den Discant, ich den Alt (und spiele zugleich), Starzer [S. 12] den Tenor, der junge Teyber aus[401] Italien den Baß, – und unterdessen das Tres sunt vom Haydn [Michael] bis Sie mir etwas anderes von ihm schicken können. Das Lauda Sion möchte ich gar zu gerne hören lassen. Das Tres sunt muß von meiner Hand in Partitur geschrieben da sein. Die Fuge In te Domine speravi hat allen Beifall erhalten wie auch das Ave Maria und Tenebrae. Ich bitte Sie, erfreuen Sie unsere sonntägliche musikalische Uebung bald mit etwas.

Wir haben am Faschingsmontag unsere Compagnie-Maskerade auf der Redoute aufgeführt, sie bestand in einer Pantomime, welche eben die halbe Stunde, da ausgesetzt wird, ausfüllte. Meine Schwägerin [Aloysia] war die Colombine, ich der Harlequin, mein Schwager der Pierrot, ein alter Tanzmeister (Merk) der Pantalon, ein Maler (Grassi) der Dottore. Die Erfindung der Pantomime und die Musik dazu war beides von mir. Der Tanzmeister Merk hatte die Güte uns abzurichten, und ich sage es Ihnen, wir spielten recht artig. Hier lege ich Ihnen die Ankündigung davon bei, welche eine Maske, als Klepperpost gekleidet, den Masken austheilte. Die Verse wenn sie schon Knittelverse sind, könnten besser sein; das ist kein Product von mir, der Schauspieler Müller hat sie geschmiert. Nun muß ich schließen, weil ich in eine Academie zum Grafen Esterhazi muß, leben Sie indessen wohl, ich bitte, vergessen Sie die Musik nicht.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 401-402.
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