133. Mozarteum.

[247] München 13. Dez. 1780.

– Die letzten zwei Briefe von Ihnen waren mir gar zu kurz, deßwegen durchsuchte ich alle Säcke in dem schwarzen Kleid, um zu sehen, ob nicht etwas darin stecke. In Wien und allen kaiserlichen Erbländern fängt also das Spektakel in Zeit 6 Wochen wieder an. Das ist auch ganz vernünftig[247] gedacht, denn dem Todten oder der Todten bringt das zu lange Trauern nicht so viel Nutzen, als es so vielen Menschen Schaden bringt. Wird Herr Schikaneder in Salzburg bleiben? Auf solche Art könnte er doch noch meine Oper zu sehen und zu hören bekommen. Hier kann man, und zwar mit Recht, nicht begreifen, daß die Trauer 3 Monate dauert, – und beim gottseligen Churfürsten hat sie nur 6 Wochen gedauert. Die Schaubühne geht aber sonst. – Sie schreiben mir nicht, wie Hr. Esser meine Sonaten accompagnirt hat? schlecht? gut? – Die Comödie »Wie man sich die Sache denkt oder die zwei schlaflosen Nächte« ist charmant, denn ich habe sie hier, – nein, nein, nicht gesehen, nur gelesen, denn man hat sie noch nicht aufgeführt, und überdieß bin ich nur ein einziges Mal im Theater gewesen, weil ich nicht Zeit habe, denn Abends ist mir doch allzeit die liebste Zeit zum Arbeiten. Wenn Ihre Gnaden, die allervernünftigste gnädige Frau von Robinig ihre gnädige Reise nach München dießmal nicht ein wenig zu versetzen geruhen, so werden Ihre Gnaden nichts von meiner Oper hören können. Ich bin aber der Meinung, daß Ihre Gnaden allervernünftigst Ihrem gnädigen Herrn Sohn zu gefallen sich länger allda aufzuhalten gnädig geruhen werden. Nun werden Sie ja doch schon im Bilde angefangen sein? und meine Schwester schon gar zu gewiß! Wie fällt es aus? Haben Sie keine Antwort von Wetzlar von unserm Bevollmächtigten alldort? Ich weiß seinen Namen nicht mehr, Fuchs glaube ich; wegen den Duetten auf 2 Claviere meine ich. Ist nichts Schöneres, als wenn man sich deutlich erklärt, und die Arien von Aesopus seiner Hand liegen doch noch immer bereit auf dem Tisch? Schicken Sie mir selbe mit dem Postwagen, dann gebe ich es Hrn. von Dummhoff selbst, welcher sie ihm dann franco überschickt. Wem? Nu, dem Heckmann, er ist ein ganz artiger Mann, nicht wahr? und ein passionirter Liebhaber der Musik, der Herr Singer. Heute kommt bei mir die Hauptsache allzeit auf die Letzt, ich thue es nicht anders. Neulich fuhr ich nach Tisch mit dem Le Grand von der Lisel Wendling weg zum Cannabich (weil es so gräulich geschneit hat) und da sahen sie ihn durchs Fenster für Sie an, glaubten wirklich ich käme mit Ihnen. Ich wußte nicht,[248] was das zu bedeuten hatte, daß schon der Karl und die Kinder über die Stiegen entgegen kamen und als sie den Le Grand sahen, kein Wort mehr sagten und ein ganz decontenancirtes Gesicht machten, bis man es uns dann oben erklärte. Ich will nun auch nichts mehr schreiben, weil Sie mir so wenig geschrieben. Nichts als daß Mr. Eck, welcher eben bei der Thür hereinschleicht, um seinen Degen, welchen er das letztemal vergessen, abzuholen, sich der Thresel, dem Pimperl, Jüngfr. Mitzerl, Gilofsky Katherl, meiner Schwester und endlich auch Ihnen sich tausendmal sich empfehlet sich.

Küssen Sie die Thresel, und wenn es Ihnen unmöglich ist so soll es der Huatara verrichten. Dem Pimperl 1000 Busserln. Adieu.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 247-249.
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