Liebstes Weibchen! [4]

[75] Mittwoch.


Liebstes Weibchen!


Ich hoffe Du wirst mein Schreiben richtig erhalten haben; – ein Bischen muß ich Dich auszanken, Liebe! – wenn es schon nicht möglich ist, daß Du ein Schreiben von mir erhalten kannst, so könntest Du doch schreiben, muß es denn nur Antwort seyn? – ich erwartete schon ganz gewis einen Brief von meinem lieben Weibchen – doch ich betrog mich leider – bringe es aber ein, das rathe ich Dir, sonst verzeihe ich Dir in meinem Leben nicht mehr – gestern war ich in dem zweyten Theil von der Cosa rara – gefällt mir aber nicht so gut wie die Antons.1 – Wenn Du Samstag herein kömmst, so kannst Du auch noch den halben Sonntag hierin bleiben – wir sind auf die Schwechat zu einem Amt und zu Mittage eingeladen – adjeu – gieb acht auf Deine Gesundheit, –apropos – N.N. (Du[75] weißt wen ich meine) ist ein Hundsfott – erstens thut er mir so schön ins Gesicht und schmält aber öffentlich über den Figaro – und hat mich hier entsetzlich wegen der bewußten Sachen ausgerichtet – ich weiß es gewis


Dein Dich von Herzen

liebender Gatte

Mozart.

Fußnoten

1 Zweiter Theil von Una cosa rara, Operette von Ben. Schack, kam frühestens Ende 1789 im Schikaneder'schen Theater zur ersten Aufführung. Die beiden Antons (erster Theil), Operette ebenfalls von Schack, gelangten zur ersten Aufführung spätestens i.J. 1789. Die Zeit der ersten Aufführung beider Operetten läßt sich nicht genau bestimmen. Vgl. S. 92.


Quelle:
Mozartiana. Nach aufgefundenen Handschriften herausgegeben von Gustav Nottebohm, Leipzig 1880, S. 76.
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