Wöchentliche gemeinnützige Anzeigen.

[4] Man ist dem verehrungswürdigen Prager Publikum, welches den Namen Mozart zu ehren weiß, eine Erklärung schuldig, die durch die 2 letzten Opernavertissements nothwendig gemacht wurde. Der Knabe Mozart, der Sohn des unsterblichen Mannes, dessen himmlische Harmonien uns noch spät entzücken werden, ward auf Veranlassung Sr. Excellenz des Herrn Baron van Swieten, seines edlen Wohlthäters, im Vertrauen auf den Geist der böhmischen Nation, nach Prag zur Bildung und Erziehung gegeben.1 Dieser 9jährige Knabe, voll Feuer und Lebhaftigkeit, sollte nach dem Wunsche einiger Freunde des mozartischen Namens in der Opera Axur in der Rolle des Opferknabens öffentlich auf der Bühne auftreten. Welch eine schädliche Wirkung dieß auf die Bildung des jungen Menschen gehabt hätte, das können nur jene ganz einsehen, deren Aufsicht und Sorge derselbe übergeben wurde. Die Kinder großer Männer gehören einigermaßen dem Publikum an; und die Erzieher des Knabens haben zu viel Hochachtung für dasselbe und zu viel Liebe für das Wohl des Knabens, als daß sie es hätten zulassen können. Da diese Gesinnungen zugleich diejenigen seines edlen Wohlthäters und seiner Mutter sind: so nahm man um so weniger Anstand, das Auf treten des Knabens zu verhindern. Hätte man in den Operanzeigen die Sache der Publizität nicht voreilig überliefert, so wäre diese Erklärung nicht nöthig gewesen; aber so könnte leicht der Unterrichtete nach dem letzten Opernzettel die Wittwe Mozart,[5] die voll Hochachtung und Dankgefühl fürs Prager Publikum ist, eines Eigensinnes beschuldigen, wovon sie nichts weiß.

Fußnoten

1 Der ältere Sohn Mozart's, Carl Mozart, erzählt (Beilage zur »Bohemia« vom 7. Juni 1876): »ich kam nach Prag als noch nicht 8jähriger Knabe, anno salutis 1792, und blieb daselbst bis Ende 1797« u.s.w.


Quelle:
Mozartiana. Nach aufgefundenen Handschriften herausgegeben von Gustav Nottebohm, Leipzig 1880, S. 6.
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