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[142] Mayland den 30 Jenner 1773


Heute haben wir keinen Brief erhalten, es müste nur geschehen, daß der Courier v Rom, der über Mantua gehet noch etwas mit brächte, da er zu zeiten die inMantua zurückgebliebenen teutschen Briefe mit bringt, sonst wird Dein Brief, wenn Du einen geschrieben, etwa am Mittwoche eintreffen. Du wirst es meiner schrift ansehen, daß ich im Bette schreibe, weil ich noch an dem verfluchten revmatismo darniederliege, und wie ein Hund leide. Gedult! ist aller Hundsf: Patron. Das geist: Sprichwort heist: Lieber hier als dort. allein ich sage lieber dort als hier, weil ein kaltes zimmer, ein zimmerdas kälter als die Strasse ist einem im Bette ausdünstenden Revmatico unmöglich gefallen kann: obwohl ich mir eben keine stark eingeheitzte Stube auch nicht wünsche. Heute wird die 2te opera das erste mahl aufgeführt. Ich bin unglücklich genug selbe nicht hören zu können. Den Wolfg: schicke ich solche in dem Balco des h: v Germani zu hören: ich werde unterdessen Triebsaal blasen. wir hatten hier einige täge abscheuliches Regenwetter. den 29ten als gestern fieng wieder das schönste wetter an, und es ist mehr warm als kalt. Wenn es meiner Gesundheit zugelassen hätte, würde ich die er sten täge des Hornungs von hier abgereiset seyn. allein ich muß nun schr glück: seyn, wenn ich den 10 oder 12ten von hier abgehen kann: denn es ist nun eben itzt für meine Krankheit die gefährlichste [142] zeit, da in Tyroll schnee und frische Luft, mehr als nötig habe, antreffen werde. Ich werde ja hoffent: die schönenopern in Salzb: nicht versäumen! entzwischen habe dir schon in meinem vorigen geschrieben, daß du mir nach Mayland nicht mehr schreiben darfst. Wenn Du mir also den 12ten schreibst, so schreibe nach Insprugg und lasse hinten darauf setzen: Soll beym goldenen Adler abgegeben, und aldort bis zur Ankunft aufbehalten werden. Dann ich könnte bey der Nacht ankommen, und in der frühe abgehen, wo das Postammt geschlossen ist, folglich wenn der Brief auf der Post bliebe solchen nicht abfordern können. Da ich nun beym goldenen adler absteige, so ist es besser, daß der Brief dort auf mich warte. Der Wolfg: befindet sich wohl. Dann eben, da ich dieses schreibe macht er immer Capriolen. wir empf: uns beyde allen guten freunden in und ausser dem Hause, küssen euch viel 100000 mahl und bin Dein alter

Mzt


Madme und Mr d' aste, h: v Troger,

h: und Me v Germani empf: sich.

vsn iesrlnz fot nscu klfnl wlftlrt mntwsrt vsa grsoulrzsg glksaaln. wmo fcu vsn alfnlr Krmnkulft glocurfbln, fot meelo nfcut wmur fcu wmrl lfnfgl täge im bette meelfn fzt blifndl fcu afcu glohud hnd glut ulhtl fn dfl splrm. Dh ahot mblr mn meeln frtln omgln, dmo fcu krmnk olyt. Dh kmnot dfolo bemtle mbocunlfdln, dmaft lo nflamd fn dfl umnd ksaat.1

Fußnoten

1 Auflösung der Chiffren: von florenz ist noch keine weitere antwort vom grosherzog gekommen. was ich von meiner Krankheit geschriben, ist alles nicht wahr ich ware einige täge im bette allein izt befinde ich mich gesund und gehe heute in die opera. Du must aber an allen orten sagen, das ich krank seye. Du kanst dieses blatel abschneiden; damit es niemand in die hand kommt.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 143.
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