11.

[21] Mayland am fasching Erchtag. 1770.


Verflossenen Samstag musten wir unvermuthet mit h: Haus Hofmeister in die opera und Ball fahren, ich konnte Dir also nicht schreiben. Unsere Accademia ist nun vorbey; sie war verflossenen freytag. Es gieng wie aller orten: und braucht keine weitere Erklärung. Wir leben gesund, gott sey gelobt, und wenn wir gleich nicht Reich sind, so haben wir doch immer ein wenig mehr als die Nothwendigkeit. Den Montag oder Dienstag der 2ten fasten woche werden wir mit gottes hilfe Mayland verlassen und nach Parma gehen. wir würden eher gehen; allein Sr Ex: gr: Firmian wollen in der ersten fasten woche eine grosse Accademie für die Damen in seinem Hause geb: und es sind noch andere Sachen auszumachen. Hier ist man morgen oder Donnerstags noch fleisch, alle tag ist opera und Ball, und am Samstag der Letste. Dieses ist nach derAmbrosianischen Kirchen ordnung, und so lebt die ganze Statt. In den Clöstern aber hält man die Römischen gebräuche, und fängt die fasten am Aschermitwoche an. Es lauffen aber am Ascher Mittwoche und Donnerstage alle geist: aus den Klöstern zu ihren bekannten in die Statt und laden sich zum fleischessen ein. wie gefällt es? ò, mit der zeit werde [21] dir hundert dergleichen schöne sachen erzehlen, die gar nicht auferbäulich sondern höchst ärgerlich sind. Mich freuet es ungemein daß Salzb: so Lebendig ist, und daß ihr auch einige unterhaltung habt. Mache aller Ort meine gebührende Empfehlung. Ehe von hier abreise werde an Sr Ex: Obersthofmeister1 schreiben. schlüsse allezeit die Briefe an Mr: Troger ein; wenn ich auch von hier weg bin: Er wird mir sie richtig zusenden. Lebe wohl, ich muß schlüssen. Der Wolfg: ist mit Componierung zweyer Arien beschäftiget. ich Küsse Dich und die Nannerl 1000 mahl. und bin

Der alte Mzt.


Das Unglück des h: Basily2 hat uns nicht nur höchstens betrübt, sondern dem Wolfg: viele thränen gekostet, Du weist, wie empfindlich er ist. gott gebe seine Besserung: die ich ihm nebst unserer Empf: von Herzen wünsche.

Fußnoten

1 Graf Nikolaus Sebastian Lodron.


2 sc. von Aman (s. Wolfgangs Brief vom 3. März).


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 22.
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