13.

[23] Mayland den 13ten Merz 1770


Verflossenen Sammstag habe unmöglich schreiben können, weil der Wolfg: zu dem Concert, so gestern in dem gräf: Firmianischen hause war, 3 Arien und 1 Recit: mit Violinen hat Componieren müss: und ich war gezwungen die Violinpartes selbst heraus zu schreiben, und dann erst verdoppeln zu lassen, damit sie nicht gestohlen werden. Es waren über 150 Personen des ersten adels gegenwärtig, wovon die Hauptpersonen der Herzog, die Prinzessin, und der Cardinal waren. Nun ist es vestgesetzet, mit gottes Hilfe kommenden Donnerstag, nemlich übermorgen, Mayland zu verlassen, wir werden aber, da wir mit einem Vitturino und erst um Mittag abreisen, erst Sammslags vormittags in Parma eintreffen; Du kannst Dir leicht vorstellen daß ich erstaunlich zu thun habe, um so mehr, als, wegen unseres langen Aufenthalts, der ganze Couffre ausgepacket ist. zwischen heute abends und dem morgigen Tage wird auch noch eine andere Sache ausgemacht. Man will nämlich dass der Wolfg: die erste opera kommende Weinachten schreiben soll.1 wenn dieses geschiehet, so kannst du frohe seyn, weil wir alsdann sicher früher nach Hause kommen werden, als allem ansehen nach sonst geschehen würde: dann wir haben genug zu thun, daß wir auf die Charwoche nach Rom kommen. Du weist, dass Rom der Ort ist, wo man sich nothwendig aufhalten muß. Dann kommen wir nachNeapel, so ist dieser Ort so beträchtlich, daß, wenn uns nicht eine Scrittura die opera in Mayland zu machen zurückziehet, sich leicht eine gelegenheit eraignen kann, die uns den ganzen kommenden Winter alda zurückhielte. Sollte nun aber die Scrittura gemacht werden, so wird uns das Buch geschickt, der Wolfg: kann die Sache ein wenig ausdenken, wir können den Weeg über Loretto nehmen und dann im advent in Mayland wieder seyn; und da der Compositor nicht verbunden ist länger zu verbleiben, als bis dieopera in Scena ist, so können wir alsdann über Venedig nach [24] Hause gehen, und itzt ein Jahre zu Hause seyn. Ich überlasse alles der vorsehung, und Anordnung Gottes.

Ich bitte Dich mache aller Ort, meine Entschuldigung und meinen Glückwunsch bey allen die Joseph heissen, da diese Woche meine Mühesamste Woche ist: du weist wie Beschwerlich, traurig, und mühesam das abreisen ist. sonderheit: mache meine gehors: Empfehlung und Entschuldigung bey h: Beichtvatter.

Die Briefe addreßiere, wie vorhero allezeit an h:Troger, er wird sie mir sicher zu schicken.

So bald ich in Bologna oder Florenz bin, werde ich Dir schreiben, vielleicht auch von Parma.

Morgen speisen wir zum Abschied mit Sr Excelenz2, welcher uns mit Briefen nach Parma, Florenz, Rom und Neapel versiehet. Ich kann Dir nicht beschreiben wie gnädig Se Excel: uns die ganze zeit unseres aufenthalts begegnet sind. Ich würde bereits SrEx: Obersthofmeister geschrieben haben, wenn ich nicht den morgigen Tag noch abwarten müste, um umständlicher schreiben zu können. mache meine Empfehlung an alle gute freunde und freundinen: Lebet alle wohl, ich küsse Dich und die Nannerl 1000 mahl und bin der alte Mzt

Specialiter an Mr. Selzam von uns Beyden alles erdenkliches.

Fußnoten

1 »Mitridate, Re di Ponto«.


2 Graf Firmian.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 25.
Lizenz:
Kategorien: