19.

[39] Rom den 28 April 1770.


Den 25 Habe an Sr Hochf. Gnaden geschrieben, und hofe der Brief wird richtig angelangt seyn. Von h. Eybeck habe noch nichts gesehen, obwohl den Brief v S: Ex: Obersthofmeister schon vor 8 tagen erhalten, und selber mir schreibet, ich werde das schreiben vom h: Eybeck hofent: schon erhalten haben. Du kannst nun alzeit gleich nach Rom schreiben und wird h: Marcobruni mir die Brief richtig nach Neapl nachschicken.NB man muß aber setzen pr Mantova à Roma.

Es ist noch immer kalt, nicht wie in Salzb:, aber auch nicht warm wie es in Rom seyn soll. nämlich immer kalte winde und triebe wolken; so bald aber die Sonne sich sehen lasst, so ist es sehr warm.

wir waren bey der Principeßa Barbarini, wo wir den Prinz Xaveri von Sachsen, auch den Pretendenten oder so genannten könig v Engelland und den cardinal Pallavicini abermahl, und unter anderen einenCavallier angetroffen der uns von Paris gekannt. Heut fanden wir beym Ambaßadore di Malta einen Cavallier der uns von Wienn kennet, den schwedischen gesandten der uns in London gesehen, und den grasen von Wallerstein. Morgen hat uns der Duca di Bracciano zur accademia des Duca de'Altems eingeladen. Montag speisen wir Bey den augustinern, von demjenigen orden, wie zu Salzb:, wo auch der general seyn wird. am Dienstage speisen wir auf einem Landgut, wo ein kleines Pferdl ist, es ist aber gar klein und fromm.

Den 12 May werden wir mit dem Procaccio mit gottes Hilfe nach Neapl abreisen, wo wir schon Wohnung haben bestellen lassen. Die Weege waren seit 14 tägen nach Neapl sehr unsicher, und ist ein [39] Kaufman todtgeschlagen worden, man hat aber von Rom alsogleich die Sbirri und die blutdurstigen Päbst: Soldaten hinausgeschickt, und man vernimmt, daß bereits eine Bataille gewesen, wo 5 Sbirri und 3 Räuber todt geblieben, 4 Räuber sind gefangen, die übrigen zerstreut worden. Sie haben sich aber itzt näher an die Neapolitanischen gränzen gezogen; und wenn es wahr ist, daß die Räuber einen Neapolit: Currier, der nach spanien gehen sollte, todt geschlagen, so wird man von Neapl aus alle Mühe anwenden, die Strassen zu reinigen. Ich gehe von hier nicht weg, bis ich nicht weis, daß es sicher ist, und mit dem procaccio ist man in einer grossen Compagnie. Dieser täge bekam ich in der Nacht ein starkes abweichen; ich gieng den morgen darauf selbst in die Apolecke und ließ mir eine Rhabarbaratinctur machen. Nun ist es besser, und war dieses abweichen sehr für meine gesundheit gut. Der Wolfg: befindet sich, gott Lob, gesund, nur hat er ein wenig zähnwehe, wie gewöhnlich auf einer seyte.

Wir sind in Rom bey dem Currier Steffano Uslenghi in der Wohnung, und, wie ich Dir geschrieben habe, bey sehr guten Leuten, die uns alles thun, was sie uns in den augen ansehen. Ihr herr ist nach Portugall auf der Reise, folglich nur die Frau und ihre Tochter (wie die Nannerl) zu hause. Eine schöne Wohnung, gutes hauß- und Leute, die gut stehen. wie viel hundertmahl wünschet die frau Dich und die Nannerl zu kommen. Sie empfehlen sich euch beyden, wie auch h: Marcobruni. Ich vermuthe h: Brinsechi von Bologna wird wohl auch etwas von uns an h: Hafner1 (dem wir uns empfehl:) geschrieben haben. Mache unser Empf: an alle gute freunde und freundinen. wir küssen Dich und die Nannerl 1000 mahl und bin dein alter

Mzt.

Fußnoten

1 Siegmund Haffner, Salzburger Großhändler und Bürgermeister.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 40.
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