175.

[385] Salzburg den 5t Merz 1778


Mein liebes Weib und

mein lieber Sohn!


Da ihr mein schreiben vom at Merz erst den 7 oder 8t werdet erhalten haben, so überlege, daß ihr vor dem 15t nicht werdet abreisen können, dann ich vermuthe, daß der Postwagen alle 8 Täge gehet. Den 15t aber müsst ihr fort. Desswegen schrieb ich noch einmahl, weil ihr diesen Brief den 11t erhalten könnt. In meinem letzten gab ich euch Nachricht, daß mir h:Baron von Grimm geschrieben, und was er mir geschrieben hat: ferner daß ich an h: Herzog x: hab schreiben lassen, daß ihr in Manheim noch 4 oder 5 Louisd'or nehmen könnt. Die chaise werdet ihr nun wohl so gut es möglich, verkauft haben: habt ihr aber wieder alles auf den letzten augenblick gespahrt, so ist es euere schuld, dann ich alles bey zeiten erinneret habe, so wohl wegen der Bagage, Coffre, Postwagen und allen anderen unkosten. es ist einmahl auf nichts, als auf seine aigene Sache zu denken, alles gleich zu thun, und sich von niemand abhalten lassen. Eine Hauptsache ist nicht zu vergessen: nämmlich mit keinem anderen geld sich zu versehen als mit Louisd' or und Laubthalern, dann von Strassburg aus werdet ihr kein anderes geld brauchen können. DieDilligence von Manheim werdet ihr noch in Manheim bezahlen und bis Strasburg wird noch solches geld gehen. Darauf ist recht wohl obacht zu geben; und mit Kaufleuten, sonderh: mit dem h: schmalz zu sprechen. Ich weis nicht ob Dir h: Herzog schreiben wird, da dich h: schmalz itzt schon kennt, wird er Dir das geld wohl geben. lass Dir aber Louisd'or[385] geben, sonst kannst Du nichts nehmen, dann das silber geld ist auf der Reise zu unbequem, sonderheitlich, da ihr es bey euch tragen müsst. um gottes willen versäumt nur keine Minute euch alles in Ordnung zu richten, denn kommt ihr späth nach Pariß, so kan wenig gemacht werden, es braucht seine zeit in Bekanntschaft zu kommen, der ort ist zu groß, und gehen die Leute hin und her aufs Land: itzt muß man noch die Bekanntschaften machen, weil alles beysamm ist; sonst verderbt ihr wieder alles, und es geht wie es bisher gegangen, was ich aufgebauet habe, habt ihr wieder niedergeriss: und was ich nach euerm vorschlage eingegangen, war am Ende auch wieder nichts. Nun ist nichts anders zu thun als weiter zu trachten, ihr habt bey allem dem, daß ihr weder zimmer noch kost zu bezahlen hattet, doch geld genug ausgegeben; weil man nun täglich wieder geld ausgiebt, so muß man weiter trachten, denn ihr nehmt in Manheim keins mehr ein. Das musik: Paquet wird wohl schon in eueren Händen seyn. – ihr wisst unsere Umstände. ihr habt Ursache genug auf ieden Kreutzer zu sehen – in solchen Umständen war ich noch niemals! Ich bitte gott, daß er dem Wolfg: in Paris ein besseres glück schicket. Ich versichere, daß alles auf die Lebhaftigkeit ankommt nach dem Unterschied der Umstände seine Sachen zu betreiben – mit Eyfer zu betreiben, und sein Glück ist, daß h: B: v grimm in Paris ist. dem muß er sich ganz anvertrauen und alles thun, was der ihm sagt, und wie er ihms sagt. Desswegen muß man die zeit brauchen; wenn man sie hat.

h: B: v grimm könnte neuerdings einen Befehl erhalten, und abermahl im frühejahr eine Reise machen müssen; dann wäret ihr wiederangesetzt. Denn wenns so fortgieng, so wäre all unser Sach verschuldet, und wir auf einmahl arme Leute, und am Ende könnte keins dem andern mehr helfen. ich habe mich bemühet in allen meinen Briefen die Wahrheit, wie sie ist, euch zu schreib: allein mir kommt vorals wenn alle diese Briefe nur geschwind so obenhin mit halbem auge wären durchgelesen und sodann hingeworfen worden. Ich bitte um gotteswillen nur solche öfter mit bedacht und Nachdenken zu lesen: und inskünstig für sich alleine, und nicht immer mehr für [386] andre besorgt, und aller Welt Diener zu seyn. sonst kommt ihr, bey meiner Ehre, auf einmahl in den fall eure Sachen versetzen und verkaufen zu müssen. Ich hab dem h: B: vgrimm schon geantwortet, und ihm alles geschrieben, warum der Wolfg: nicht mit h: Wendling nach Paris gekomm: und daß er andere ursachen ihm vorgewendet – vielleicht habt ihr vom Wendling unterdessen auch einen Brief. Ich schreibe dieß, damit ihr dem h:B: grimm die wahrheit sagt, wie sie ist. Nun ist es mit diesem alleine nicht gethañ, daß ich in Manheim noch 5 Louisd'or angeschaft habe; ich muß doch auch Anstalt machen, daß ihr in Paris einige Louisd'or allenfals nehmen könnt, da beym Eintritte man Dir nicht gleich geld zuwerfen wird. Da müsste ich euch nun einen presentations Brief verschafen, ihr müst mir also, so bald ihr ein zimmer beziehet die addreße schreiben. unterdessen muß gleichwohl eine andre anstalt ausdenken; damit ihr nicht stecken bleibt. Es wird aber das aller nothwendigste seyn mir gleich von euerer Wohnung Nachricht zu geben, so bald ihr eine habt. h: Baron v grimm wird euch nicht Logieren können. Das ist nicht zu vermuthen. ihr könnt euch also bey Mr: Mayer anfragen. Lebt gesund, das ist der Letzte Brief, den 15t reiset ihr gewiß. gott erhalte euch, gebe euch eine glückl: Reise, die Nannerl und ich kissen euch millionmahl und bin sammt ihr euer bis in todt getreuer

Mzt


setze abermahl zur fürsorge die adreße des h:Baron v grimm her. Rue de la Chauße d'Antin, prés le Boulevard.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 385-388.
Lizenz:
Kategorien: