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[169] Wienn den 18ten Sept: 1773


Es ist mir Lieb, daß euch die Bänder gefallen. entzwischen werdet ihr auch vom graf Salmischen Cammerdiener die schue erhalten haben. Heute war der Tag bestimmt, wo ich von hier abzureisen gedachte; allein der Todfall des h: Dr: Niderl, und schon seine Ankunft hat uns viel zeit weggenommen, so wie wir itzt alle mit der von schmerz fast rasenden Wittwe, die, was das ärgste ist, nicht hört, um so mehr genug zu thun haben, weil die zwey schwestern sich eben, weil eine nicht hört, sich leicht entzweyen, davon ich das mehrere reden aber nicht schreiben kann. wir werden vor kommenden Mittwoch oder Donnerstag nicht abreisen können, dessen die mehrern Ursachen ihr bey unserer Ankunft hören werdet. Wir sind Gott Lob gesund. Der Einschluß, den Du mir geschickt war vomMisliwecek aus Neapl, heut hab ich keinen Brief erhalten, weil Du, nach meinem Verlangen, nicht mehr wirst geschrieben haben. sollte etwas zu schreiben seyn, magst Du es, wie schon gemeldet, nach Lambach ins Kloster addreßieren. T: h: P: Cammerer bis auf Mozarts Ankunft einzuhändigen. Die h: P: Jesuiter sind nun schon alle fast aus ihren klöstern, einige Brüder gehen schon in Welt: Kleidern und sind zu Herrschaften in Dienste angenommen worden. Einer ist in ein frauenkloster als Hausknecht, einige geschicktere als Hausmeister, Cammerdiener, und der Bucklichte Jesuiter Apotecker ist ins spannische Spittal als Apoteker gekommen, wo er 700 f besoldung und alle Verpflegung hat. Wir haben immer gut wetter, und wünsche nur daß wir auch gut wetter nach Hause bekommen.

Wir haben noch nicht auf die Rothmühl gehen können, und ich glaube schwerlich, daß uns noch so viel zeit dahin zu kommen, übrig seyn wird. wir empfehlen uns sammt den fischerischen und h: v Heufeld, und Mr: Grill, der mir für euch 2 gläser unvergleich: gute [169] Pomade aus Oxenmarch gegeben, die er selbst gemacht, und köstlich riecht. wir empf: auch allen unsern freunden und freundinen in und ausser dem Hause Kissen euch viel 10000000 mahl und bin dein alter

Mzt


schreibe also gleich mit der ersten Post nach Augsp: anh: Johann Jacob Lottner buchdrucker und Musikverleger: daß Dir Dein Mann aufgetragen ihm zu schreiben, daß er im Michaeli Markt um so gewisser bey seiner Zurückkunft aus Wienn die Rechnung über die in handen habenden Bücher der Violinschule erwarte, als er ihm die bis georgi versprochne bezahlungsleistung nicht zu gehalten. h: Joseph Hagenauer wird schon die Gütte haben statt Deiner zu schreiben, darum ich ihn nebst unserer Empf: höflichst ersuche. Eine frau kann die Commißion ihres Mannes schärfer ausdrücken.

Der Wolfg : Componiert an etwas ganz Eyferig.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 169-170.
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