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[181] München den 18ten Jenner 1775


Daß die opera einen allgemeinen Beyfall hatte, wirst Du aus meinem letzten schreiben so wohl als aus andern Briefen die nach Salzb: gekommen und nun von h: Geschwendner selbst hören oder gehört haben. Stelle Dir für wie verlegen Sr Hochf: gnaden seyn muste von aller Churfürstlichen Herrschaft und dem ganzen Adl die Lobeserhebungen der opera anzuhören und die feyerlichsten Glückwünsche, die sie ihm alle machten, anzunehmen. Er war so verlegen, daß er mit nichts als mit einem Kopfneigen und Achsel in die Höhe ziehen antworten konnte. Noch haben wir nicht mit ihm gesprochen, dann [181] er ist noch mit Complimenten der Nobleße zu viel umgeben. Er kam nachts gegen halbe 7 uhr an, da eben die grosse opera angefangen und tratt in die Churf: Loge, die übrigenCeremonien wurden zu lange dauern, wenn ich sie schreiben wollte. Die opera Buffa des Wolfg: wird der Erzbischof nicht hören, dann weil alle Täge ausgesteckt sind so trist sie an einen freytag: diesen freytag kann sie nicht seyn, weil der Jahrtag des verstorbenen Bayr: Kaysers dahin einfält. und wer weis obs bis den andern freytag den 27ten kann aufgeführt werden, weil die zweyte Sängerin schwer krank geworden. Ich bedaure, daß so viel Leute von Salzb: so zu sagen umsonst gekommen. wenigst haben sie die grosse opera gesehen. Wie sehr verwunderte ich mich als ich den h: von Antretter bey uns eintretten sahe, und als ich abends zum Albert kam führte er uns über die Stiege in ein zimmer und ich fand zu meiner verwunderung die Eberlin waberl. welche aber erst nach dem Erzbischof eingetroffen, folglich erst ankamm, da die grosse opera schon fast aus war, dann es ist ihnen ausserhalb München die hintere Axe gebrochen. Du und die Nannerl schrieben mir nichts, daß h: Gschwendner sie nicht mehr hinauf nehmen konnte, nun wie werde ich sie hinausbringen ohne grosse unkösten zu machen? – – die gedruckten Nachrichten von Redouten zu Salzb: habe schon hier gelesen. Es gefällt mir nicht übl: wünsche nur, daß sie viel gewinnen. Lebe wohl, hab gedult, sperre die zimmer gut zu, unsere Empf: an die Jungf: Mitzerl und alle x: x: ob der Erzbischof übermorgen oder kommenden Dienstag erst abreisen wird, weis man noch nicht. addio wir küssen dich viel 1000000 mahl und bin dein alter Mozart

Der frau Moschammerin, die bey uns wohnt, sage, daß der h: Baron Gienger, um den sie sich erkundigte, schon vor einem Jahr als Edlknab ausgemustert worden, und vermuthlich sich itzt in Insprugg befinde. Ich glaube, daß am Samstage grosse accademie im Kayserssaal seyn wird, und der Erzbischof wird also vermuthlich bis Montag oder Dienstag hier verbleiben.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 181-182.
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