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[182] München den 21ten Jenner 1775


Daß die h: Salzb: so viel gewäsche machen und glauben, daß der Wolfg: in Churfürstliche Dienste getretten kommt von unsern feinden, und von denen, denen ihr gewissen sagt, daß er es zu thun ursach hätte. Du weist wohl wir sind an diese Kinderpossen gewohnt, mir machen dergleichen Plaudereyen weder warm noch kalt, und das kannst Du iederman sagen. Sr Hochf: gnaden werden ganz gewiß vor künftigen Mitwoche nicht abreisen. die opera des Wolfg: kann von den hiesigen Salzburgern niemand hören, das thut mir sehr leid, dann eine Sängerin ist in der that sehr Krank geworden, sie hatte schmerzen im unterleib mit einem Starken fieber, daß man eine Entzindung beförchten muste, nach dem sie Clystiert worden, ließ man ihr ader, und dann brach die goldne Ader aus. Wenn sie besser wird, so soll die opera kommenden freytag am geburtstag des wolfg: seyn. Es kommen nun die 2 Herzoge v zweybrücken, und dann der Churfürst von der Pfalz hieher. wir müssen also noch hier bleiben, bis die opera wieder aufgeführt wird. Mich erfreuet es, wenn die Ball auf dem Rathshause gut gehen. Heut frühe ist die Nannerl mit einem Leib Cammerdiener vom Churf: in einem Hosgesehrth in Compagnie der Eberlin waberl und anderer nach Nymphenburg gefahren um die zimmer zu sehen, sie speisen alda, und dann um 3 uhr Nachmittag geht die Nannerl mit mir nach Hof, um die zimmer, den schatz x: und anders zu sehen. Bey h: Hagenauer werden sie wohl auch schon von München wegen des Wolfg:opera einige Nachricht gehabt haben. mache meine Empf: und suche sie heim. Dem Erzbischof werden alle nur mögliche Ehren erwiesen, wie auch allen seinen Leuten. übrigens sind wir, gott Lob, gesund, hoffen es von Dir, und wünschen es, Kissen dich viel 1000000 mahl, empfehlen uns allen und bin Dein alter

Mozart


Man förchtet in Salzb: billig, daß ein Vogl nach dem andern ausfliegt, weil h: Statuarius hagenauer auch andere Dienste genommen. [183] addio, Lebe wohl, und schreibe alles was du hörest, so haben wir etwas zu lachen, dann wir kennen die Narren.

Die Eberlin Waberl wird mit der fr: Steigerin am Montag in der Nacht oder Erchtag in der frühe über altenötting nach Hauß reisen.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 182-184.
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