84. [an den Vater]

[96] Das Concert hat 90 fl: getragen ohne abzug der unkösten. wir haben also nun mit die 2 Ducaten auf der stube 100 fl: eingenommen. Die unkösten vom Concert haben nicht mehr als 16 fl: 30 kr. betragen. den saal hatte ich frey. von der Musick glaube ich werden halt vielle umsonst gegangen seyn. wir haben nun in allem 26 oder 27 fl: verlorren. Das geht noch an. Das schreibe ich den 25: sammstag. heute frühe habe ich den brief1 empfangen wo die trauerige nachricht des tods der fr. oberbereiterin darin stehet. Nun kann die frl: thonerl ein spiziges maul machen – – – vielleicht muß sie es weit aufsperren – – und leider leerer wieder zumachen. wegen der Mundbecken Dochter habe ich gar nichts einzuwenden. dieß hab ich alles schon lange vorher gesehen. Das war eben die ursach warum ich so zegerte weg zu reisen, und warum es mir so hart ankamm. ich hoffe die Historie wird doch nicht schon in ganz Salzburg bekannt seyn? – – ich bitte den Papa recht inständigst zu tuschen so lange es möglich ist, und in gottes-Namen halt die unkösten die ihr Vatter wegen den Prächtigen eintritt ins kloster gehabt hat, unterdessen für mich zu ersezen, bis ich wieder nach Salzburg komme, und das arme mädl, (wie der P: gaßner in klösterle) ganz natürlich, und ohne alle Hexerey, kranck, dann wieder gesund mache, und so völlig wieder zum klosterleben bringe. ich küsse dem Papa die hände, und dancke gehorsamst für den glückwunsch zu meinem Namenstag. lebe der Papa unbesorgt. ich habe gott immer vor augen. ich erkenne seine allmacht, ich fürchte seinen Zorn: ich erkenne aber auch seine liebe sein mitleiden und barmherzickelt gegen seine geschöpfe. er wird seine diener niemalen verlassen – – wenn es nach seinem willen geht, so gehet es auch – – nach meinem; mithin kann es nicht fehlen – – ich muß glücklich und zufrieden seyn. ich werde auch ganz gewis mich befleissen ihren befehl und rath, den sie mir zu geben die güte hatten, auf das genaueste nach zu leben. h:Bullinger sage ich 1000 Danck für seinen Glückswunsch. ich werde ihm nächstens schreiben, [97] und mich selbst bedancken. unterdessen kan ich ihn nichts als versichern, daß ich keinen bessern, aufrichtigern und getreuern freund weis, kenne, und habe – – als ihn. Der jungf: Sallerl2, bey der ich mich auch unterhänigst bedancke, werde ich verse, zur Dancksagung, in den brief des h: bullinger einschliessen. Bey meiner schwester bedancke ich mich auch, und sie soll nur die schufterischen Duetts behalten, und sich weiter um nichts bekümmern. ich habe deswegen gassner (der kaufmann) und nicht gasser geschrieben, weil man ihn hier überall so nennt Der Papa schreibt mir in erstern brief, ich hätte mich mit dem buben v: Langenmantl gemein gemacht – – nichts wenigers. ich war halt natürlich sonst weiter nichts; ich glaube der Papa meint, er ist noch ein bub, er ist ja schon 21 oder 22 jahr alt, und ist verheyrathet. kann man den noch ein bub seyn wenn man verheyrathet ist? – – ich bin seitdem nicht mehr hinkommen. heut trug ich 2billiets hin zum abschied und liess mich excusiren, daß ich nicht hinauf gehe; ich hätte aber noch all zu viell notwendige gänge. iezt muß ich schliessen, denn die mama will absoulement zum tisch und einpacken. Morgen reisen wir nach Wallerstein schnur – gerade. ich glaub es ist am besten der Papa schlieft die briefe noch immer meinem Vettern ein, bis wir einmahl in einem ort sizen bleiben. aber nicht in Arrest, versteht sich. Mein liebs bäsle, welches sich beyderseits empfehlt, ist nichts wenigers als ein Pfaffenschnitzl. gestern hat sie sich mir zu gefallen, französisch angezogen. Da ist sie um 5 p cento schöner. Nun addio. ich küsse dem papa nochmahlen die hände, und meine schwester umarme ich, und allen guten freunden und freundinen empfehle ich mich, und auf das heisel nun begieb ich mich, und einen Dreck vielleicht scheisse ich, und der nähmliche narr bleibe ich, Wolfgang et Amadeus Mozartich, augspurg den 25 octobrich, 1700 Siebenzigich3.

Fußnoten

1 Vom 23. Oktober.


2 Rosalie Joli (s. Mozarts Brief vom 31. Oktober).


3 Antwort des Vaters: 29. Oktober.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 98.
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