119. [an den Vater, Paris, 5. April 1778]

[188] 1 Nun muß ich deutlicher erklären, was meine Mama zu dunkel geschrieben hat. Der h: kapellmeister Holzbauer hat ein Miserere hergeschickt. Weil aber zu Mannheim die Chör schwach und schlecht besezt sind, hier aber starck und gut, so hätte seine Chöre keinen Effect gemacht, so hat Mr le gros2 (Directeur von Concert spirituel) mich ersucht, andere Chöre zu machen. Der anfangs Chör bleibt vom Holzbauer.Quoniam iniquitatem meam etce: ist der Erste von mir. Allegro. Der 2te Adagio. Ecce enim in iniquitatibus. Dann Allo Ecce enim veritatem dilexisti bis zum ossa humiliata. Dann ein Andannte für sop:, tenor und Baß: soli. Cor mundum crea und Redde mihi laetitiam, aber Allo bis ad te Convertentur. Dan Habe ich ein Recitativ für eine Baßisten gemacht. libera me de sanguinibus. weil eine Baßaria von Holzbauer darauf folgt. Dominus labra mea. weil nun sacrificium Deo spiritus eine aria andante fürRaff, mit oboe und fagott solo ist, so habe ich ein kleins Recitativ. quoniam si voluißes, auch mit concertirender oboe und fagott darzu gemacht. Denn man liebt izt die Recitativ hier. benigne fac, bis Muri jerusalem Andante moderato. Chor. Dann tunc acceptabis, bis super altare tuo vitulos. allegro, und tenorsolo (le gros) und Chor zugleich. finis. Ich kann sagen daß ich recht froh bin daß ich mit dieser schreiberey fertig bin. Dann wenn man nicht zu haus schreiben kan, und noch dazu Pressirt ist, so ist es verflucht. Nun bin ich gott lob und Danck damit fertig. und hoffe [188] es wird seinen Effect machen. Mr Gossec3, den sie kennen müssen, hat, nachdem er meinen Ersten Chor gesehen hat, zu Mr le gros gesagt (ich war nicht dabey) daß er charmant sey, und gewis einen guten Effect machen wird. daß die wörter so gut arangirt seyen, und überhaubts fortreflich gesezt sey. er ist mein sehr guter freund, und sehr trockner Mann. Ich werde nicht einen Act zu einer opera machen, sondern eine opera, ganz von mir, en deux acts. mit den Ersten Act ist der Poet schon fertig. Der Noverre (bey dem ich speiss so oft ich will,) hat es übersich genommen, und die iddé darzu gegeben. ich glaube es wird Allexandre und Roxane werden. Madme jenomè ist auch hier. Nun werde ich eine sinfonie concertante machen, für flauto wendling, oboe Ramm,Punto4 waldhorn, und Ritter fagott. Punto blästmagnifique. ich komme den augenblick von Concert spirituel her. Ban grimm und ich, lassen oft unsernMusikalischen Zorn über die hiesige Musick aus NB: unter uns Denn im Publico heißtes: Bravo, Bravissimo, und da klatscht man, daß einem die finger brennen. Nun leben sie recht wohl, ich küsse ihnen 100 mh die hände ud bin

Wolfgang Amadé Mozart5

Fußnoten

1 Zu Anfang ein längerer Brief der Mutter.


2 Jean Le Gros (1730–1793), Opernsänger und Komponist, seit 1777 Direktor des Concert spirituel.


3 Fr. J. Gossec (1733–1829), bedeutender Opernkomponist, Gründer des Concert des amateurs.


4 Johann (Stich) Punto (1746–1803), damals berühmter, böhmischer Hornvirtuose.


5 Antwort des Vaters: (12.) 20. April.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 189.
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