137. [an Heribert von Dalberg[270] 1 in Mannheim]

Monsieur Le Baron!


Ich habe ihnen schon zweymal aufwarten wollen, aber niemalen das glück gehabt sie anzutreffen; gestern waren sie zwar zu hause, konnte sie aber doch nicht sprechen! – dahero bitte ich um verzeihung, daß ich ihnen mit etlichen zeilen überlästig fallen muß; – indemme es für mich sehr dringend ist, daß ich mich ihnen erkläre; – Herr Baron! sie kennen mich; – ich bin nicht interessirt, besonders wenn ich weis, daß ich im stande bin einem so grossen liebhaber und wahren kenner der Musick, wie sie sind, einen gefälligkeit zu erweisen; – im gegentheil weis ich auch, daß sie ganz gewis nicht verlangen werden, daß ich hier schaden haben sollte; – mithin nehme ich mir die freyheit nun mein leztes wort in dieser sache zu reden, indemme ich ohnmöglich auf ungewis mich länger aufhalten kann – Ich verbinde mich um 25louisd'or ein Monodrama zu schreiben – mich zwey Monathe noch hier aufzuhalten – alles in ordnung zu bringen – allen Proben beyzuwohnen Etc: jedoch mit diesem beysatz, daß, es mag sich ereignen was nur will, ich zu Ende jenners meine bezahlung habe; – Daß ich mir ausbitte in specktakel frey zu seyn – versteht sich von selbst; – sehen sie, mein Herr Baron, das ist alles, was ich thun kann! – wenn sie es recht überlegen, so werden sie sehen, daß ich gewis sehrdiscret handle; – was ihre opera2 betrift, so versichere ich sie, daß ich sie von herzen gerne in Musick setzen möchte; – diese arbeit könnte ich zwar nicht um 25 louisd'or übernehmen, dieß werden sie mir selbst zugestehen; denn es ist (recht gering gerechnet) noch so viell arbeit als ein Monodrame – und was mich am meisten davon abhalten würde, wäre, daß, wie sie mir selbst sagten, schon wircklich gluck und schweizer daran schreiben; – doch, [270] setzen wir daß sie mir 50louisd'or dafür geben wollten, so würde ich es ihnen als ein Ehrlicher Mann ganz gewis abrathen; eineopera ohne sänger und sängerinen! – was will man denn da machen! – übrigens wenn unter dieser zeit ein aus-sehen ist, daß man sie aufführen kann, so werde ich mich nicht weigern, ihnen zu liebe diese arbeit anzunehmen – denn sie ist nicht klein, das schwöre ich ihnen bey meiner Ehre; – Nun habe ich ihnen meine gedancken klar und aufrichtig erkläret – Nur bitte ich um die bäldeste entschliessung – wenn ich es noch heute wissen kann, so wird es mir desto angenehmer seyn, indemme ich gehört habe, daß künftigen Donnerstag jemand ganz allein Nach München reiset, und ich sehr gerne von dieser gelegenheit profitiren möchte; – unterdessen habe ich die Ehre in aller Hochachtung zu verharren


Monsieur Le Baron!


ce mecredi le 24 Novbre

1778

gehorsamster Diener

Wolfgang Amadè Mozart

Fußnoten

1 S. den vorhergehenden Brief.


2 »Cora«, ein, »musikalisches Drama«, Text von Dalberg.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 271.
Lizenz:
Kategorien: