*140. [an das »Bäsle« in Augsburg]

[277] Kaisersheim den 23 Decb 1778.


Ma très chère Cousine!


in größter Eyl und mit vollkommenster Reue und Leid, und steifen Vorsatz schreibe ich Ihnen und gieb ihnen die Nachricht, daß ich morgen schon nach München abreiße. – liebstes Bäsle, sei kein Häsle – ich wäre sehr gerne nach Augsburg das versichere ich sie, allein d' hr. Reichsprälat hat mich nicht nachAusgburg gelassen und ich kann ihn nicht hassen, denn das wäre wieder das Gesetz Gottes und der Natur, und wers nicht glaubt ist eine H – r; mithin ist es halt einmal so; vielleicht komme ich von München auf einen Sprung nach Augsburg, allein es ist nicht so sicher; wenn Sie so viel Freude haben mich zu sehen, wie ich ihnen, so kommen sie nach München in die werthe Stadt – schauen sie daß Sie vorm Neuenjahr noch drinn sind, so will ich sie dann betrachten vorn und hint, will Sie überall herumführen, auch wenns nothwendig ist kristieren – doch nur eins ist mir leid, daß ich sie nicht kann logiren, weil ich in keinem Wirthshauß bin, sondern wohne bey – ja wo? das möcht ich wissen; nun spassssss à part – just dessentwegen ist es für mich sehr nothwendig, daß sie kommen – sie werden vielleicht eine große Rolle zu spielen bekommen – also kommen sie gewiß, sonst ists ein Schiß, ich werde alsdann in eigener hoher Person Ihnen complimentiren, ihnen den Arsch petschiren, Ihre Hände küssen, mit der hintern Büchse schießen, sie embraßieren, sie hint und vorn kristieren, ihnen was ich ihnen etwa alles schuldig bin haarklein bezahlen und einen wackern furz lassen erschallen und vielleicht auch ... – nun Adieu mein Engel, mein Hertz, ich warte auf sie mit Schmertz

voltre sincere Cousin

W.A.


Schreiben Sie mir nur gleich nach München Poste restante ein kleines Briefchen von 24 Bögen, aber schreiben sie nicht hinein wo sie logiren werden, damit ich sie und sie mich nicht finden. P.S.[278] Scheiß Dibitari der Pfarrer zu Rodempl hat seine Köchin in Arsch geleckt ein andern zum Exempl. Vivat – Vivat

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 277-279.
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