203.[133] 1

Salzb: den 11 Jenner 1779


Mon trés cher Fils!


Aus meinem Brief, den ich den 7ten an Mr: Becke abgelassen, und da nicht nur einen Einschluß an hl: gschwendner beygeschlossen sondern auch an Dich etwas beygeschrieben ist, um nicht so viele Briefe in einander stecken zu därffen, wirst Du ersehen haben, daß ich will, daß Du mit hl: gschwendner abzureisen Dich bemühen sollst, da ich ihn im schreiben darum ersuche, und Du keine bequemmere und auch für den geldbeutl keine vortreglichere gelegenheit finden könntest; da seine chaise sehr bequemm, und wenn ich auch den halben Theil bezahlen müsste, Du mit der Post gehen kannst, ich aber doch nicht viel bezahlen darf. – vermuthlich nimmt er gar nichts. – allein Du must es ihm antrag: und die zöhrung allzeit mit bezahlen. Diese gelegenheit will ich demnach, daß Du sie absolute ergreiffest, und da er früher als die Mdme Robini abreiset alle Deine Sachen darnach einrichtest, wenn Du mich nicht aufs empfindlichste beleidigen willst. sollte hl: gschwendner, wie er gewohnt ist, den 14ten oder 15ten abreisen, so können wir hier den 17ten auf die erste Redout gehen. Nun [133] schreibst Du unterm 8ten, daß meine Niece in München ist; daß Du wünschest, daß sie mit Dir nach Salzb: gehen möchte, – daß sie gern gehe –, daß ich, wenn ich vergnügen habe sie zu sehen ich desswegen an meinen Bruder schreiben sollte. – Ich habe meine Niece schon öfters eingeladen: allein ich habe ihr auch geschrieben, daß in Salzb: der Winter nicht so schön als der Sommer ist. Sie schrieb mir auch, daß sie kommen werde, indem ihr der Postwagen in München, durch einen freund, immer zu Diensten stehe. Du kannst Dich aber nicht aufhalten um eine antwort von meinem Bruder desswegen abzuwarten, dann ich will absolute daß Du mit dem hl: gschwender abreisest, ich habe es aller Welt gesagt, daß Du mit ihm kommst, und Du wirst die Sache doch nicht aufs äuserste treiben und mich zum immerwehrenden Lugner machen. will meine Niece mich mit ihrer gegenwart beehren, so kann sie den 20ten mit dem Postwagen nachkommen, da wir für sie unterdessen das zimmer, wo, die Mitzerl war, herrichten müssten, indem Du wohl weist, daß die andern zimmer vorn, wegen der erschröcklich grossen Öfen, nicht zu heitzen sind. Der Postwagen Conducteur, der ein braver Mann ist, wird alle Sorge für sie haben und ich werde schon mit ihm dann sprechen, daß er alles auf der Reise bezahlt. Du must Dich aber nicht aufhalten, und ich hoffe Du wirst nach der anweisung meines Briefes vom 7ten Deine anstalten so gemacht haben, daß Dich nichts aufhält, – daß Du Deine Bagage (was Dir ohnnötig ist) den 13ten dem Postwagen aufgeben und mit hl: gschwendner abreisen kannst, denn er wird Dir diese gefälligkeit gewiß nicht abschlagen. Nun hast Du mich verstanden. Das Present von der Churfürstin kann Dich nicht aufhalten, da die Sonaten den 7ten übergeben worden, so muß, wenn manns nur betreiben will in 8 tägen alles geschehen seyn: Hier ist keine ausrede. Die opera hast Du auch gesehen, folglich hab alles gethann, was Du wolltest. Ich erwarte Dich also mit hl: gschwendner ohnausbleiblich und da ich und Deine schwester Dich millionmal Küssen, bin ich Dein Dich liebender vatter

Mzt


[134] hl: Ignatz Hagenauer von Triest war 14 täge hier, er wollte vor Weinnachten abreisen, da ich ihm damahls Hofnungen machte daß Du bis dahin kommen könntest, so blieb er noch über die feyrtage, weil er sehnlichst gewunschen hat Dich zu sehen. er gab mir 1000 Compl: an Dich auf. hl: Bullinger x: empf: sich.

Ich und meine Tochter empfehlen uns der Jungf: Baaß, und hier schlüsse einen Brief an meinen Bruder bey, damit sie ihn kann also gleich auf die Post geben, wenn sie den 20ten mit dem Postwagen nachkommen will.

Fußnoten

1 Antwort auf Wolfgangs Brief vom 8. Januar 1779.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 136.
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