40. [Anhang zu Wolfgangs Brief]

[354] Paris den 12ten Juny 1778


Mein lieber Mann.


Deinen brief von 28ten May haben wir Richtig den 9ten Jüny empfangen, und daraus Eyere gesundheit mit vergniegen ersehen, ich und der Wolfgang seind gott sey danck gesund, göstern habe mir ader gelassen, werde also heunt nicht gar vill schreiben können, der Wolfgang ist nicht zu haus er speist mit den Monsieur Raff bey den graf Sickingen, wo sie alle wochen wenigsten ein mahl zu ihm kommen, dan er liebt den wolfgang über alles, und ist selbst ein grosser kenner von Music, componiert auch selbst, der herr Raff komt fast alle dag zu uns, er heisset mich frau mutter, und hat uns gar liebbleibt oft 2 bis 3 stund bey uns, er ist extra zu mir kommen um mir zu singen, und hat mir 3 arien gesungen welches mich recht gefreyet hat, so oft er zu uns komt, singt er mir alzeit was, ich bin vollig verliebt in sein singen, er ist ein rechter ehren Mann, die aufrichtigkeit selbst, du wurdest ihn, wan du ihn kenndest, Von herzen lieben. Du wilst wissen wo wür logieren, suche nur erstlich die Rue Monmartter, und dann die Rue Clery in dieser Rue Clery ist es die erste gassen lincker hand, wan man von der Rue Monmarter hinein gehet, es ist eine schöne gasse, und logieren meist herrschaften darinen, ganz Reinlich, nicht gar weith von pulvar, und ein gesunder lust, die haus leuth recht guth und redlich nicht intresiert welches [354] in Paris seltsam ist. Vorgestern habe ich bey herrn haina gespeist, und nach disch in luxemburg garten spaziern gegangen, hernach in den Palast die schone bilder galerie gesehen und erstaunlich müede nach haus kommen, ich wahre allein dan der wolfgang hat mit den Raff beym Monsieur grim gespeist, der herr haina hat mich nach haus geführt, er komt offt zu uns, und seine frau ist auch schon 2 mahl bey uns gewesen, mit ihrer dochter die schon verheurathet ist. du schreibst nicht wie die Serenata ist ausgefahlen, ob sie schöne gewesen ist und der Erzpischof darmit zu friden gewesen, was ist den das für ein Colloredo der pischof zu olmiz ist, ist er ein bruder oder Vötter zu unsern fürsten. apropo was macht die Mardinelli lenerl, wo ist sie hin kommen, zu ihren Vattern, oder zum quardi leidnand, was die wetter leuter anbelangt, kan ich hier nicht davon reden weill ich die sprache nicht kan, aber gesehen habe ich keine, in Manheim aber war der Discurs einmahl dar Von, da finden sie es nicht für guth, sie sagen sie ziehen die wetter an sich, das offt kein wetter komete, und wan gar so vill stangen sind, so bleibt das wetter an dem orth, und bleibt stehen bis alles ausgebrochen ist, und die früchten in feld alles erschlagt, es ist besser man last der Natur seinen gang, als man zwingt es, gott kan einen doch finden, da hilft kein wetter leüther, bey den Einfall des Capucinerberg ist wohl mehr glick gewesen, ein hätte können, ein grosses unglick geschehen, die berge seind halt nicht gutt, wan die häuser so nahe darbey stehen, es kan das Neue thor auch einmahl einfahlen. hier haben wür den schönsten Sommer, recht angenehm, gott sey danck, noch kein gewitter gehabt. ich und der wolfgang (was er zu haus speiset) essen zu mit dag vor 15 Sols. auf die nacht aber um 4 Sols 4 Vergniegen, damit du aber weist was dis auf deutsch ist, es seind hoichiper die heissen auf franceschisch plaisirs. bitte unsere Empfehlungen aus an alle gutte freinde und freindinen, wür reden fast däglich von unsern Salzburger freinden, und wünschten sie zu uns, ville wurden augen und maull auf Reissen was sie das seheten was hier zu sehen ist. adio lebts beyde gesund ich Küsse euch vill 1000 mahl und verbleibe dein getreues weib Mozartin ich mues schlüssen dan es thuet mir der arm, und die augen weh.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 354-356.
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