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[155] Salzb: den 7 December. 1780


Mon tres cher Fils


Die 2 Trompetten Sordini werden mit dem Postwagen gewiß kommen. allein die Waldhorn Sordinen gehören den 2 thurnergesellen, welche itzt nicht in Salzb: sondern beym gewöhnlichen advent-blasen auf dem Lande sind, nun weis man nicht haben sie die Sordinen (da sie ihnen gehören) mit sich genommen, oder sind sie in ihrem Kasten eingesperrt, ich werde es künftige Woche, da sie, aber nur auf einen Tag, hieherkommen, hören, ob ich sie haben kann oder nicht. Ich weis ohnehin nicht obs recht gemacht sind: denn sie liessen solche nur von sehen und ihrer Beschreibung nachmachen. – Die Hauptsache kommt ja ohnehin nur auf die Trompeten Sordinen an, das ist was fremdes und neues. Die Waldhornisten haben zu allen zeiten schon solche piano gemacht, und sich mit hineinstecken eines schnupfduches geholfen, da es leichter als bey der Trompete Thunlich [155] ist, weil sie den Kessel nahe bey der Hand haben, alle Waldhornisten wissen so einen piano vortheil. – – Ich Hoffe Dein Catharr wird nicht schlimmer seyn, gott gebe es, wir sind, gott lob, gesund. Heute vormittag tratt Ceccarelli zu mir mit einem fremden ins zimmer, – ich kannte zwar das gesicht, – – aber wusste nicht wers war. Es war hl: Esser der violinist den wir in Maynz vor 18 Jahren gesehen, und dem Du sagtest, er spiele gut, mache aber zu viel, und solle lieber geigen wie es geschrieben stehet. Er kommt von Wienn und im Thorzettl stand: hl: Esser Ritter vom goldnen Sporn. Sciavo Sgre Collega! Er trägt auch fleisig den orden. und ich verzweifle nicht, daß er seinen Sporn auf seiner violine, Viola d'amour x: und anderen ausserordentliche Kunstübungen der ganzen Welt im vollen Lichte darstellen wird; den er spielt, wie höre, ein ganzes Concert von seiner Composition auf einer übersponnenen G Seite ganz allein. bey allem dem mag er doch auch ein trefflicher violinspieler seyn, der seine wahren verdienste mit charlatanery verdunkelt. Basta! Sentiremo! Er kommt von Wienn, wo er im Theater Concert gegeben; ich laß es schon in der zeitung. Ceccarelli kennt ihn von Italien. – itzt eben kommt Mr: Esser und wird Deine Clavier Sonaten Deiner schwester accompag: – ich muß also schlüssen um die Post nicht zu versäumen: dann ich komm eben aus der vesper und Lytaney. Hier ist alles vom Varesco bis auf die letzte arie für M: Raff. Du wirst noch einige andere anmerkungen finden, die Du sogleich notieren und Corrigieren musst, damit nichts vergessen wird. Deine schwester und ich Küssen Dich addio Dein redlicher vatter

Mzt


Empfehle uns überal.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 155-156.
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