188.

[105] Vienne ce 1 d'août.

1781


Mon trés cher Pére!


Die Sonate auf 4 hände habe ich gleich abgehollt, denn die fr: v: schiñdl ist gerade dem aug-gottes gegen über. – wenn die Madme Duscheck1 schon etwa in Salzburg seyn sollte, so bitte ich ihr mein freundschaftlichstes Compliment zu vermelden, nebst der frage ob etwa nicht noch bevor sie Prag verlassen ein Herr zu ihr gekommen seye, welcher ihr von mir einen brief überbracht hat. – wo nicht, so werde an denselben gleich schreiben, daß er ihn nach Salzburg schickt. – Dieser ist der Roßi2 von München; er hat mich gebeten ihm mit einen Empfehlungs-schreiben beyzustehen – er hat von hieraus etwelche gute schreiben mit nach Prag genommen. – wenn mein schreiben nur blos seine Empfehlung beträfe, so wollte ich es wohl seiner disposition überlassen, so aber habe ich die Madme Duscheck auch dariñ gebeten, mir in meiner suscriptions für 6 Sonaten verhülflich zu seyn. – Dem Roßi habe ich um so mehr diese gefälligkeit gethan, weil er mir die Poesie zur Cantate verfertiget, welche ich im advent für mein Benefice geben will.3

Nun hat mir vorgestern der Junge Stephani ein Buch zu schreiben gegeben. ich muß bekennen, daß, so schlecht er meinetwegen gegen andere leute seyn kann, das ich nicht weis, so ein sehr guter freund ist er von mir. – das Buch ist ganz gut. Das sujet ist türkisch und heist; Bellmont und konstanze. oder Die verführung aus dem Serail. – die sinfonie, den Chor im ersten ackt und den schluß Chor werde ich mit türckischer Musick machen. Madelle Cavalieri, Madelle teyber, Mr fischer, Mr adamberger, Mr Dauer und MrWalter4, werden dabey singen. – mich freuet es so, das Buch zu schreiben, daß schon die erste aria von der Cavalieri, und die vom adamberger und das terzett welches den Ersten Ackt schliesst, fertig [105] sind. Die zeit ist kurz, das ist wahr; denn im halben 7ber – soll es schon aufgeführt werden; – allein – die umstände, die zu der zeit da es aufgeführt wird, dabey verknüpfet sind, und überhaubts – alle andere absichten – erheitern meinen Geist dergestalten, daß ich mit der grösten Begierde zu meinem schreibtisch eile und mit gröster freude dabey sitzen bleibe. Der groß-fürst von Russland wird hieher kommen; und da bat mich Stephani ich sollte, wenn es möglich wäre, in dieser kurzen zeit die opera schreiben. Denn, der kayser und graf Rosenberg wer den izt bald kommen, und da wird gleich gefragt werden, ob nichts neues in Bereitschaft seye? – Da wird er dann mit vergnügen sagen können, daß der umlauf mit seiner opera (die er schon lange hat) fertig werden wird, und daß ich extra eine dafür schreibe – und er wird mir gewis einen verdienst darausmachen, daß ich sie, aus dieser ursache, in dieser kurzen zeit zuschreiben, übernommen habe. – es weis es noch niemand als der adamberger und Fischer, denn der Stephani bat uns nichts zu sagen, weil der graf Rosenberg noch nicht da ist, und es leicht tausend schwätzereyen abgeben kann – der Stephani will halt eben nicht dafür angesehen seyn, als wenn er mein gar zu guter freund seye, sondern daß er vielmehr dies alles thue, weil es der graf Rosenberg so haben will, welcher ihm auch wirklich bey seiner abreise befohlen hat, nur um ein Buch zu sehen. –

Nun weiß ich ihnen nichts mehr zu schreiben – denn Neues weiß ich gar nichts; Mein zimmer wo ich hinziehe5 ist schon in Bereitschaft; – izt gehe ich einClavier zu entlehnen, denn, bevor das nicht in zimmer steht, kann ich nicht dariñ wohnen, dermalen weil ich eben zu schreiben habe, und keine Minute zu versäumen ist. – vielle Commoditeten werden mir doch abgehen in meinem neuen logement, – besonders wegen dem Essen – wann ich recht notwendig zu schreiben hatte, so wartete man mit dem Essen solange ich woll te, und ich konnte unangezogen fortschreiben, und dann nur zur andern thüre zum Essen hinein gehen. so wohl abends als Mittags. – izt, wenn ich nicht geld ausgeben will und mir nicht das [106] Essen in mein zimmer bringen lassen will, verliere ich wenigstens eine Stunde mit dem anziehen (welches sonst nachmittag meine arbeit war) und muß ausgehen. – abends besonders. – sie wissen daß ich mich gemeiniglich hungrig schreibe. – die guten freunde wo ichsoupiren könnte, essen schon um 8 uhr oder längstens halbe 9 uhr. – Da sind wir vor 10 uhr nicht zum tisch gegangen – Nun adieu, ich muß schliessen, denn ich muß mir um ein klavier umsehen. – leben sie wohl, ich küsse ihnen 1000mal die hände und meine liebe schwester umarme ich von ganzen herzen und bin Ewig Dero

gehorsamster Sohn

Wolf: Amdè: Mozart


P.S. Meine Complimenten

ganz Salzburg.

Fußnoten

1 Die Sängerin Josepha Duscheck (s. den Brief vom 7. Februar 1778).


2 S. den Brief vom 17. März 1781.


3 S. den Brief vom 16. Juni 1781.


4 Mitglieder des Wiener Nationalsingspiels.


5 S. hierzu den Brief vom 25. Juli.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 105-107.
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