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[133] vienne ce 10 de 9bre 1781.


Mon trés cher Pére!


Ich sage ihnen tausend Dank für ihren glückwunsch zu meinem Namenstag; – und mache ihnen entgegen den Meinigen auf dem Leopolditag; – liebster, bester vater! – ich Wünsche ihnen alles erdenkliche gute, was nur immer zu wünschen ist. – Doch nein, ihnen wünsche ich nichts, sondern alles mir. – Ich wünsche also mir daß sie immer gesund bleiben möchten, und noch unzählige Jahre zu meinem glück und grösten vergnügen leben sollen. – wünsche mir daß dies alles was ich thue und unternehme nach ihrem wunsch und vergnügen seyn möchte – oder vielmehr daß ich nichts thun möchte – was nicht – zu ihrer grösten freude ausschlagen sollte. – und ich hoffe es auch so – denn was zu ihres sohnes glück beytragen kann – muß ihnen Ja natürlicherweise auch angenehm seyn! –

Der h: v: Auerhammer, die gnädige frau und die 2 freullein, (bey den ich eben schreibe) machen auch ihren glückwunsch.

Ich habe lezthin in der komödie mit den geschwendtner gesprochen, welcher mir gesagt hat, daß die fr: spätin gestorben seye. Morgen hoffe ich viel leicht durch einen brief von ihnen die gewisheit oder ungewisheit dieser Nachricht zu vernehmen.

heute erwartet man den herzog v: Würtenberg1 und deswegen [133] ist Morgen Redoute. – Den 25t soll zu schönbrun eine frey Redoute seyn. – Man ist aber diesfalls in einen schr grosen Embaras; denn nach der allgemeinen sage soll der grosfürst nur 10 täge hier bleiben, und Cathariner (weswegen der ball ist,) fällt nach dem Griechischen kalender den 6ten Decembre – also – weis man noch nicht was geschehen wird. noch ein komisches stück. – Den acteuren ist vom kayser aus gesagt worden, daß sich Jeder eine Rolle aus-suchen soll, um sich vor dem grosfürsten damit zu produciren. – Lang2 hat sich also den Hamlet ausgebeten. – gr: Rosenberg, aber der den lang nicht mag, hat gesagt, das könne nicht seyn, weil diese Rolle der Brockmann die ganze zeit her gespiellt habe. – als nun dieses dem Brockman gesagt worden, so ist er zum Rosenberg gegangen, und hat ihm gesagt, daß er sie auch nicht spiellen könne, und daß die ganze Comödie nicht aufgeführt werden könne – und warum? – weil der grosfürst selbst der Hamlet wäre. – Der kayser (sagt man – sagt man – sagt man – ) habe deßwegen dem Brockman 50 ducaten geschickt. – Nun weis ich nichts neues mehr – ich sage ihnen noch tausendmal Dank, und Erneure meine Wünsche, und meiner schwester werde ich nächstens selbst schreiben. ich küsse ihn 1000 mal die hände und meine liebe schwester umarme ich von herzen u bin Ewig

Dero gehorsamste Sohn

W: A. Mozart


P:S: Meine Danksagung und Empfehl an alle gratul, apropos – ist es wahr daß der Churfürst von Bayern auf den tod seye? – Adieu.

Fußnoten

1 Karl Eugen.


2 Lange, der Gatte Aloysia Webers.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 133-134.
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