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[136] vienne ce 24 Novbre 1781


Mon trés cher Pére!


gestern war ich eben in der accademie beym Auernhammer als Ceccarelli den brief überbrachte; er hat mich also nicht angetroffen, und hat deswegen den brief bey den Weberischen gelassen, welche mir ihn alsogleich hingeschickt haben. – in der accademie war die gräfin thun (die ich eingeladen) Baron van suiten, Baron godenus, der reiche getaufte Jud wetzler, graf firmian, und hl: v: Daubrawaick und sein Sohn. – ben das Concert à Due gespiellt, und eineSonate in zweyen, die ich expreß dazu componiert habe, und [136] die allen succès gehabt hat; diese Sonate werde ihnen durch hl: v: Daubrawaick schicken, welcher gesagt hat, er wird stolz darauf seyn sie in seinem koffer liegen zu haben; der Sohn sagte das; undnota bene ein Salzburger. Der vatter aber als er gieng sagte laut zu mir. – Ich bin stolz darauf, ihr lands-Mann zu seyn – sie machen Salzburg grosse Ehre – Ich hoffe die zeiten werden sich doch wieder so ändern, daß man sie haben kann. – und dann lassen wir sie gewis nicht aus. – ich sagte drauf. – Mein vatterland hat allzeit den ersten anspruch auf mich. – den hl: geschwandiner habe ich 1 mal in den theater und einmal auf der Redoute gesehen; sobald ich ihn wieder sehe, werde ihn fragen, wann er weg-reiset. – der Mohrenkönig kerschbaumer ist auch hier. – und als ich bey der Madme Contrarini (die in nemlichen hauß und auch im 3: Stock wohnt wie ich) war, um einen Domino zu entlehnen, so tratt eben hl: freysauf und Atzwanger ein. Potz Salzburger und kein End.

Nun ist das grosthier der grosfürst hier. – Morgen ist alceste1 (welsch) in schönbrun. und dann allda freyball. – Ich habe mir um Rusische favorit lieder umgesehen, um darüber variationen spiellen zu können.

Nun sind meine Sonaten heraus gekommen, die ich ihnen auch mit nächster gelegenheit übermachen werde.

Ceccarelli wird ohne zweifel eine accademie mit mir geben wollen. allein da wird nichts daraus werden, denn ich bin kein liebhaber vom theilen. – alles was ich thun kann ist das, daß ich (da ich in der fasten eine accademie geben werde) ihn darin singen lasse, und dann – in der seinigen umsonst spielle! –

Nun muß ich schliessen, denn ich muß zu fr: v: trattner2; Meiner lieben schwester die ich von herzen küsse werde nächste tagen antworten. ihnen, mein liebster, bester vatter küsse ich 1000mal die hände und bin Ewig ihr

gehorsamster Sohn

W: A: Mozart

Fußnoten

1 Die Oper Glucks.


2 Die Frau des Buchhändlers von Trattner, eine Schülerin Mozarts im Klavierspiel.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 136-137.
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