208.

[150] vienne ce 9 de Janvier

1782


Mon très cher Père!


Ich habe noch keine antwort auf mein leztes, und das ist die ursache, warum ich ihnen den letzten Postage nicht geschrieben. – ich hoffe mir heute aber doch noch einen brief von ihnen. – da ich ihnen schon in meinen lezten auf dieses von 28t Decbre (ohne es zu wissen) zum theil im voraus geantwortet habe, so muß ich ihren brief vorher abwarten. –

unterdessen will ich ihnen benachrichtigen, daß der Papst hieher kommen soll; davon ist die ganze Stadt voll. – ich glaube es aber nicht; denn, graf kobenzl hat mir gesagt daß der kayser diese visite nicht annehmen wird. – Den 5ten ist der Russische Hof abgereiset. – Nun bin ich einmal selbst beym Peisser gewesen, um zu sehen ob kein brief von ihnen da ist. und hatte wieder hingeschickt – es ist gleich fünf uhr. – ich verstehe nicht daß ich keinen brief bekomme! – sollten sie so böse seyn über mich? – daß ich ihnen die sache so lange verschwiegen, darüber können sie böse seyn, da haben sie recht. doch wenn sie meine Entschuldigung darüber gelesen haben, so können sie mir schon verzeihen. – und daß ich mich zu verheyrathen wünsche, darüber können sie doch nicht böse seyn? – Ich glaube daß sie hierin meine Religion und gute Denkunsart am besten haben erkennen können. – o ich könnte ihnen auf ihr leztes schreiben wohl vieles antworten, und viele Einwendungen machen, allein, Meine Maxime ist, was mich nicht trifft, das achte ich auch nicht der Mühe werth daß ich davon rede. – ich kann mir nicht helfen, ich bin einmal so. – Ich schämme mich ordentlich mich zu vertheitigen, wenn ich mich falsch angeklagt sehe. – ich denke mir immer, die Wahrheit kommt doch an den tag. – Nun – ich kann ihnen von dieser sache nichts mehrers schreiben, weil ich noch keine ant- wort auf meinen lezten brief habe. – Neues weis ich nichts; mithin leben sie wohl; – ich bitte sie noch einmal um verzeihung und bitte sie um Nachsicht und Mittleiden für mich; – ohne meine liebste konstanze kann ich nicht glücklich und [151] vergnügt seyn – und ohne ihre zufriedenheit darüber würde ich es nur zur hälfte seyn. – machen sie mich also ganz glücklich, mein liebster, bester vatter! ich bitte sie. – ich bin

Ewig dero

gehorsamster Sohn

W: A: Mozart


Ps Ps Meine liebste schwester küsse ich 1000mal von ganzem herzen. – bey der Sonate auf 2 Clavier hat die frl. v: Auerhammer die Erste Parthie gespiellt;

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 150-152.
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