212.

[157] vienne ce 30 de Janvier 1782.


Mon trés cher Pére!


Ich schreibe ihnen ganz in Eile, und zwar Nachts um halb 11 uhr; denn ich habe mir das schreiben bis Samstag sparen wollen. weil ich Sie aber um etwas sehr Nothwendiges zu bitten habe, so hoffe daß sie mir nicht werden übel nehmen, daß ich ihnen so wenig schreibe – Ich bitte sie also mir, (mit dem Nächsten brief) ein opera büchel von Jdomenèe (es mag seyn, das mit dem teutschen oder ohne übersetzung) zu schicken. – Ich habe der gräfin thun eins gelehnt – diese ist nun ausgezogen, und findet es nicht – vermuthlich ist es verloren. – Die Auerhammer hat das andere gehabt – sie hat gesucht, aber es noch nicht gefunden. – vieleicht findet sie es – allein – [157] findet sie es nicht – besonders izt; da ich es brauche, so bin ich angesezt – um nun das sichere zu spiellen, so bitte ich sie, mir es also gleich zu überschicken, es mag kosten was es wolle – denn ich brauche es gleich um meine accademie in ordnung zu richten. – und die ist schon am 3: Sonntag in der fasten. – ich bitte sie also mir es gleich zu schicken. – Die Sonaten werde nächstem Postwagen mitgeben. Die oper1 schläft nicht, sondern – ist wegen den grossen gluckischen opern und wegen viellen sehr Nothwendigen veränderungen in der Poesie zurückgeblieben; wird aber gleich nach ostern gegeben werden. –

Nun muß ich schliessen – Nur noch dieses, (den ohne diesen könnte ich nicht ruhig schlafen) – Muthen sie nur meiner lieben konstanze keine so schlechte Denkunsart zu – glauben sie gewis daß ich sie mit solchen gesinnungen ohnmöglich lieben könnte. – Sie und ich – beyde haben wir die absichten der Muter längst gemerkt – sie wird sich aber gewis sehr betrügen – denn – sie wünschte uns (wenn wir verheyrathet seyn werden) bey sich auf dem zimmer zu haben (denn sie hat quartier zu vergeben) – Daraus wird aber nichts. – Denn, ich würde es niemalen thun, und meine konstanze noch weniger. – o Contraire – sie hat im sinne sich bey ihrer Muter sehr wenig sehen zu lassen, und ich werde mein möglichstes thun daß es gar nicht geschieht – wir kennen Sie. – liebster, bester vatter; – ich wünsche nichts als daß wirbald zusammen kommen, damit Sie sie sehen, und – lieben – denn – sie lieben die guten herzen, das weis ich; – Nun leben sie wohl, liebster bester vatter! – ich küsse ihnen 1000 mal die Hände und bin Ewig Dero

gehorsamster Sohn

W.A. Mozart


Meine liebe schwester umarme ich

vom ganzem herzen. – und ich

werde auf die variazionen nicht

vergessen.

Fußnoten

1 »Die Entführung aus dem Serail«.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 157-158.
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