*222. [an Baronin von Waldstädten in Wien; Wien, Ende Juli 1782]

[174] Hochgeschätzbareste frau Baronin!


Meine Musicalien habe ich durch die Magd derMadme Weber erhalten, und habe müssen eine schriftliche Bescheinigung darüber geben. – Die Magd hat mir etwas anvertraut, welches, wenn ich schon nicht glaube daß es geschehen könnte, weil es eine prostitution für die ganze famille wäre, doch möglich wäre, wenn man die dumme Madme Weber kennt, und mich folglich doch in Sorge setzt. – DieSophie ist weinend gekommen – und da sie die Magd um die ursach fragte, so sagt sie; – sage sie doch heimlich dem Mozart, daß er machen soll daß dieConstanze nach Hause geht, dann Meine Mutter will sie absolument mit der Policei abhollen lassen? – Darf denn hier die Policeiwache gleich in ein jedes Haus? – Vielleicht ist es auch nur ein Locknetz um sie nach Hause zu bringen. – Wenn das aber geschehen könnte, so wüßte ich kein besser Mittel als dieConstanze morgen frühe – wenns seyn kann heute noch zu heyrathen. – Denn dieser Schande möchte ich meine Geliebte nicht aussetzen – und meiner frau kann das nicht geschehen. – Noch was; – Der Thorwath1 ist heute hinbestellt. – ich bitte Euer Gnaden um dero wohlmeinenden rath – und uns armen Geschöpfen an die Hand zu gehen. – ich bin immer zu haus. – ich küsse 1000 mal die Hände und bin Dero verbundenster Diener

W.A. Mozart


in großter Eile. Die Constance weiß noch von nichts. – War H: v. Thorwath bey Euer Gnaden? ist es nöthig, daß wir 2 heute nach Tisch zu ihm gehen?

Fußnoten

1 Der Vormund der Weberschen Töchter.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 174-175.
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