*347. [an die Gattin in Baden bei Wien]

[347] Liebstes bestes Weibchen!


Deinen Brief vom 7ten Sammt Quittung, über die richtige Bezahlung, habe richtig erhalten, nur hatte ich zu deinen besten gewunschen, daß du einen Zeugen mit hättest unterschreiben lassen, den wenn N. N. nicht ehrlich seyn will, so kann er dir heute oder Morgen dir noch in Betreff der Aechtheit und des Gewichtes einige Angelegenheit machen; da bloß Ohrfeige steht, so kan er dir unvermuthet eine gerichtliche Forderung, über eine derbe oder tüchtige oder gar aggio Ohrfeige überschücken, was willst du dann machen? da soll dann augenblicklich bezahlt werden, wenn man oft nicht kann! mein Rath wäre dich mit deinem Gegner gütlich zu vergleichen, und ihm lieber ein paar derbe 3 tüchtige und 1 aggio Ohrfeige zu geben, auch mehrere noch, so im falle er nicht zufrieden sein sollte denn ich sage, mit guten läßt sich alles richten, ein Großmüthig und sanfmüthiges Betragen hat schon öfters die ärgsten Feinde versöhnt, und solltest du dermahlen nicht in der Lage seyn, die Bezahlung ganz zu übernehmen, so hast du ja Bekanntschaft, ich zweifle gar nicht, daß wenn du darum ersuchst die N. die Baare Auszahlung wenn nicht ganz doch wenigstens zum Theil übernehmen wird.

Liebstes Weibchen ich hoffe du wirst mein gestriges Schreiben richtig erhalten haben; nun kommt die Zeit, die glückliche Zeit, unseres Wiedersehens immer näher, habe Gedult, nur muntre dich soviel möglich auf. Du hast mich durch dein gestriges Schreiben ganz niedergeschlagen, so daß ich fast wieder den Entschluß faßte, unverrichteter Sache hinaus zu fahren, und was hätten wir dann davon? – daß ich gleich wieder herein müßte, oder daß ich anstatt vergnügt, in Ängsten leben müßte, in ein paar Tagen, muß die Geschichte ein Ende nehmen. Z hat es mir zu ernstlich und feyerlich versprochen, dann bin ich gleich bei dir, wen du aber willst, so schicke ich dir das benöthigte Geld, du zahlst alles, und kommst herein! mir ist es gewiß recht; – nur finde ich daß Baaden in dieser schönen Zeit noch sehr angenehm für dich sein kann, und nützlich für Deine Gesundheit, die [348] prächtigen Spatziergänge betreffend – dieses mußt Du am besten fühlen, – findest du, daß dir die Luft und Comotion gut anschlägt so bleibe noch ich komme dan dich abzuholen, oder dir zu gefallen, noch etliche Tage zu bleiben – oder wie gesagt wenn du willst, so kommst du morgen herein; schreibe es mir aufrichtig. – Nun lebe recht wohl liebste Stanzi Marini. Ich küsse dich Millionenmahl und bin Ewig dein

Mozart


Wien den 9ten July 791.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 347-349.
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