*348. [an den Chorregenten Stoll in Baden bei Wien]

[349] Liebster Stoll!

Bester Knoll!

Größter Schroll!

bist Stern voll!

Gelt das Moll!

thut dir Wohl?


Ich habe eine Bitte an Sie, und die ist, Sie möchten die güte haben mir gleich mit dem ersten Wagen morgen die Messe von mir ex B, welche wir verflossenen Sonntag gemacht haben, sammt dem Graduale ex B von Michael Haydn Pax vobis – so wir auch gemacht haben, herein schicken – Versteht sich nicht die Partitur, sondern die Stimmen – weil ich gebeten worden bin in einer Kirche eine Messe zu dirigiren; – glauben sie nur nicht daß es so eine Ausflucht seye die Messe wieder zu haben – wenn ich Sie nicht gerne in ihren Händen wüsste, würde ich sie ihnen nie gegeben haben. – im Gegentheil mache ich mir ein Vergnügen, wenn ich ihnen eine Gefälligkeit erweisen kann. – ich verlasse mich ganz auf Sie; denn ich habe mein Wort gegeben.

Mozart


Wieñ den 12 Julli 791


[Bester Herr v. Schroll!


Setzen Sie uns nicht an, sonst sitzen wir in Dreck, meine herzlich zärtliche Handschrift giebt Zeuge ab, der Wahrheit, was Sie Hr. v [349] Mozart ersuchte, folglich – die Meß und das Graduale v Mich Haydn oder keine Nachricht von seiner Opera.

Wir werden Ihnen selbes alsogleich zurücksenden

Apropo erweisen Sie mir eine gefälligkeit meiner lieben Theres einen Handkuß auszurichten wo nicht – ewige feindschaft – davon muß ihre Handschrift Zeuge sein, so wie die meinige gegenwärtig. Alsdann sollen Sie richtig die Michl Haydnsche Meß bekommen um welche ich meinem Vater schon geschrieben habe.

Also ein Mann hält sein Wort!

Ich bin

Ihr

ächter freund

Franz Sießmayr

Scheißdreck]


Scheishäusel den 12 Juli.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 349-350.
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