149.

[8] Munic ce 15 de Novembre

1780.


Mon trés cher Pére!


Ich habe ihr schreiben, oder vielmehr das ganzePaquet richtigst erhalten. Ich danke vielmal für die Anweisung – bis itzt habe noch kein einzigmal zu hause gespeist – und habe also keine Ausgabe als friseur, balbier, und wäscherin – und frühstück. – DieAria ist vortreflich so; – Nun giebt es noch eine veränderung, an welcher Raaf schuld ist – er hat aber recht; – und hätte er nicht – so müßte man doch seinen grauen Haaren etwas zu gefallen thun. – Er war gestern bey mir – Ich habe ihm seine Erste Aria vorgeritten, und er war sehr damit zufrieden; – Nun – Der Mann ist alt; in einer Aria wie selbe in zweyten Ackt fuor del mar hò un mare in seno Etc: kann er sich dermalen nicht mehr zeigen – also, weil er im dritten Ackt ohnedieß keine Aria hat, wünschte er sich, (weil seine im Ersten Ackt vermög dem Ausdruck der Worte nicht Cantabile genug seyn kann) nach seiner letzten Rede; Ò Creta fortunata! ò me felice! anstatt dem quartetto eine hübsche Aria zu singen. und auf diese art fällt auch hier ein unöthiges stück weg – und der dritte ackt wird nun [8] weit bessernEffect machen. – Nun – in der letzten scene im 2ten Ackt hat Idomeneo zwischen den Chören eine aria oder vielmehr art von Cavatina – hier wird es besser seyn ein blosses Recitativ zu machen, darunter die Instrumenten gut arbeiten können – denn, in dieser scene die (wegen der action und den Gruppen, wie wir sie kürzlich mit le grand verabredet haben) die schönste der ganzen opera seyn wird, wird ein solcher lärm und Confusion auf dem theater seyn, daß eine aria eine schlechte figur auf diesem Platz machen würde – und überdieß ist das Donnerwetter – und das wird wohl wegen der aria von h: Raaf nicht aufhören? – und der Effect, eines Recitativs, zwischen den Chören ist ungleich besser. – Die lisel Wendling1 hat auch schon ihre zwey Arien ein halbduzendmal durchgesungen – sie ist sehr zufrieden. ich habe es von einer dritten hand, daß die 2 Wendlinge ihrearien sehr gelobt haben. Raaf ist ohnedieß mein bester, liebster freund! –

Meinem Molto amato Castrato del Prato muß ich aber die ganze opera lehren. er ist nicht im Stande einen Eingang in eine aria zu machen der etwas heist; und eine ungleiche stimme! – er ist nur auf ein JahrEngagirt, und so bald das aus ist, welches künftigen September geschehen wird, so nimmt graf Seeau einen andern. Da könnte Ceccarelli sein glück versuchen. serieusement

Nun hätte ich bald das beste vergessen, graf Seeau hat mich leztem Sonntage nach den Amt S: Chuf: Durchlaucht dem Churfürst En Passant fürgestellt, welcher sehr gnädig mit mir war. er sagte; Es freuet mich ihm wieder hier zu sehen. und als ich sagte; daß ich mich beeifern werde den beyfall S: Ch: D: zu erhalten – so klopfte er mich auf die schultern und sagte: O, daran habe ich gar keinen zweifel, das alles sehr gut seyn wird. – à Piano piano, si và lontano. –

Ich bitte sie vergessen sie nicht auf alle Punckte die die opera betreffen zu antworten, wie zum beyspielt in vorigen brief wegen dem übersetzer – Ich soll einen Contract machen. –

teufel! – kan ich wieder nicht alles schreiben, was ich schreiben [9] möchte. den Augenblick war Raaf bey mir. er läst sich empfehlen. wie auch das ganze Canabichische, und dopelt Wendlingische haus. Ramm auch. Nun leben sie recht wohl, ich küsse tausendm die hände, der Conducteur geht gleich weg – Adieu. meine schwest umarm ich.

ich bin Ewig

gehors: Sohn

Wolf Am: Mozart2


Meine schwester soll nicht faul

seyn, sondern brav Exerciren. –

denn man freuet sich schon auf Sie. –

Meine logis ist; in der burggassen bey Mr fiat – es ist aber gar nicht Nothwendig die adreße darauf zu setzen, den auf der Post kennt man mich – und weis auch wo ich wohne.


Adieu:


Eck und sein Sohn und beeckè lassen sich Empfehlen.

Fußnoten

1 (Elisabeth) Auguste Wendling.


2 Antwort des Vaters: 18. und 20. November.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 8-10.
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