150.

[10] Munic ce 22 de Novbre

1780


Mon trés cher Pére!


Hier folgt endlich die schon so lang versprocheneAria für Hl: Schickaneder1 – Die Ersten acht täge konnte ich sie wegen meinen andern Geschäften weswegen ich hier bin, nicht ganz zu stande bringen – und letzthin – war eben le grand der Balletmeister ein grausamer schwätzer und Seccatore bey mir, und machte mich durch sein geplauder den Postwagen versäumen. – Ich hoffe meine schwester wird nun wieder ganz gesund seyn – ich habe dermalen einen karthar, welcher bey dieser Witterung hier sehr in Mode ist; ich glaube und hoffe aber er wird sich bald flüchten, den die 2 leichten Curaßier Regimenter Rotz und schleim gehen so immer Nach und nach weg. – in ihrem lezten brief steht alle augenblicke; O ihr armen augen[10] – blind will ich mich nicht schreiben; – Nachts um halb 8 uhr und ohne augengläser. aber warum schreiben sie denn Nachts? – und warum ohne augengläser? – – das begreif ich nicht. – mit graf Seau habe ich noch nicht sprechen können – werde aber heute mit ihm reden und gleich mit der Nächstem Post Nachricht geben. – ietzt wird wohl alles gewis so bleiben wie es ist – Hl: Raaff besuchte mich gestern vormittag und da richtete ich ihm ihr beyderseitigesCompliment aus – welches ihm ungemein erfreuete er lässt sich ebenfals empfehlen. das ist doch ein würdiger und grund Ehrlicher Mann! Vorgestern hat der del Prato in der Accademie gesungen daß es eine schande war – ich will wetten daß der Mensch nicht einmahl die Proben, vielweniger die opera aushält – der ganze kerl ist inwendig nicht gesund. – herein; hl: Panzachi2 – er hat mir schon 3 mal visite gemacht hat mich itzt eben auf Sonntag zum speisen eingeladen – hoffentlich wird es mir nicht gehen wie uns beyden mit den kaffè. – er fragt sich unterthänigst an, ob er nicht anstatt se la sà – se co là – singen dörfte – oder etwa gar ut re mi fa sol la? – –

Mir ists schon recht wenn Sie mir allemal recht viel schreiben – aber nur nicht bey der Nacht – vielweniger ohne Augengläser. – mir müssen Sie aber verzeihen, wenn ich nicht viel schreibe – Jede Minute ist mir kostbar – ich kann ohnehin nur abends das meiste schreiben, weil es spätt tage wird – ankleiden muß man sich auch – und der kaufmansdieñer beym Weiser führt einem auch bisweilen Jemand auf den Nacken. wenn der Castrat3 kommt, muß ich mit ihm Singen, denn er muß seine ganze Rolle wie ein kind lernen. er hat um keiñen kreutzer Methode. –

Nächstens werde schon mehr schreiben; –

wie steht es denn mit dem familliengemälde? –

Meine schwester könnte wohl (wenn sie bisweilen langeweile hat) wenigstens den titel der besten Comödien die seit meiner abwesenheit aufgeführt worden sind zu Papiere bringen. – hat Schickaneder noch gute Einahme? –

[11] an alle gute freunde und freundinen mein Compliment. auch an der gylofsky katherl ihren Arsch – den Pimperl geben sie eine Prise spanischen toback, ein gutes Wein brod, und 3 busserl – gehe ich ihnen nicht ab? – 1000 Complimenten von allen – alle – alle – Adieu. ich küsse ihnen 1000mal die hände, und meine schwest küsse ich von herzen, und hoffe baldige besserung Adieu.

gehorsamster Sohn

Wolfgang Amadè Mozart4

Fußnoten

1 S. den Brief vom 8. November.


2 Domenico de Panzacchi, der die Partie des Arbace im »Idomeneo« sang.


3 del Prato.


4 Antwort des Vaters: 25. November.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 10-12.
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