151.

[12] Munic ce 24 Novbre 1780


Mon trés cher Pére!


Ich habe das Paquet und ihren lezten brief von 20ten richtigst erhalten – Herr schachtner1 bekommt für seine Bemühung 10 Duccaten – Ich hoffe Sie werden unterdessen auch die Aria für H: schickaneder erhalten haben. –

Der Madselle Catherine Gilofsky de Urazowa bitte meinen unterthänigsten Respect zu vermelden – und in meinen Namen alles schöne zu ihrem Namenstag anzuwünschen, besonders wünsche ich ihr, daß dies das leztemal seye, daß man ihr als Madselle gratuliere – was sie mir wegen graf olnoulfa2 schreiben, ist schon lange geschehen – das hängt Ja alles so an einer kette. ich habe schon einmal bey ihm zu Mittage gespeist; 2 mal beym Bmhagmrtln3 und 1. mal beym Elrculniled4 – davon die Bmha Etc.5 eine tochter ist. – Da ist kein tag wo nicht wenigstens Jemand von diesen leuten zum Cannabich kömmt; – wegen alfnlr splrm6 seyen sie ausser Sorg, mein liebster vatter – Ich hoffe das alles ganz gut gehen wird. – lfnl kelfnlCmbmel7 wird es wohl absetzen – die aber vermuthlich sehr comisch ausfallen wird – denn – ich habe unter [12] der Nsbelool8 die mnolunefcuotfn und vlrasgefuotln umholr – und die lrotln bly dlr ahofck9 sind alle für mich – Ich kann ihnen nicht sagen wie sehr Cannmbfcu alfn irlhnd fot10 – wie tumtfg – wfrkoma11 – mit einem Worte, er ist ein Emhlrlr12 – wenn es darauf ankömmt flamndln ghtlo zh tuhn13. –

wegen der geschichte vom Mara14 will ich sie ihnen ganz erzehlen – warum ich ihnen nie etwas davon schrieb, ist ursach, weil ich mir dachte, wissen sie nichts davon, werden sie es schon hier selbst hören, und wissen sie was, so ist es allzeit zeit ihnen die ganze wahrheit davon zu schreiben – denn vermuthlich wird man wohl was darzu gemacht haben – wenigstens hier in der stadt hat man sie auf gar viellerley art erzehlt. – ich kann es aber an besten wissen, weil ich zugegen war, und folglich bey der ganzen affaire ein zuseher und zuhörer war. als die Erste sinfonie vorbey war, traff es Madme Mara zu singen – Da sah ich ihren h: Gemahl hinter ihr mit einen violoncell in der hand herschleichen – ich glaubte es wird eine mit einem violoncell obligate aria seyn – Der alte Danzi15 – (ein sehr guter accompagnateur) ist erster violoncellist hier; auf einmal sagt der alte toeski (auch Director, aber in den Moment wenn Cannabich da ist, nichts zu befehlen hat) zum Danzi (NB. zu seinem schwiegersohn) steh er auf, und laß er den Mara hersitzen – als dies Cannabich hört und sieht – schreyt er; Danzi, bleiben sie sitzen – Der Churfürst sieht gern wenn seine leute accompagniren. – Darauf gieng die aria an – Giov Mara stunde wie ein armer sunder mit den Baßl in der hand hinter seiner frau – als sie in den saal eintratten, waren sie mir beyde schon unerträglich – denn so was freches hat man nicht bald gesehen sie werden in der folge davon überzeugt seyn. – Die aria hatte einen 2t theil – Madme Mara fand es nicht für gut das orchestre vorher zu avisiren, sondern gieng mit ihrer angebohrnen air[13] d'effronterie unter dem leztenRitornell herab um den hohen Herschaften ihr Compliment zu machen. unterdessen fieng ihr Mann mit dem Cannabich an – alles kann ich nicht schreiben, es würde zu lang – mit einem worte, er beschimpfte das orchestre – den Caractère des Cannabichs – Natürlicher weise war Cannabich aufgebracht – kriegte ihn an arm, und sagte: hier ist der Platz nicht ihnen zu antworten – Mara wollte noch reden, er drohte ihn aber, wenn er nicht schwiege, ihn hinausführen zu lassen. – alles war über die impertinence des Mara aufgebracht – unterdessen war ein Concert vomRamm; – da giengen die 2 lieben Ehleute zum grafseeau klagen – sie fanden aber auch da, wie bey allen leuten, daß sie unrecht hatten – Endlich begieng Madme Mara die sottise selbst zum Churfürsten deswegen hinab zu gehen – und ihr Mann sagte unterdessen ganz stolz: Meine frau klagt itzt eben beym Churfürsten; das wird den Cannabich sein unglück seyn es thut mir leid. er wurde aber ganz herrlich darüber ausgelacht. – Der Churfürst antwortete auf die klage der Madme Mara; Madame; sie haben wie ein Engel gesungen, obwohl ihnen ihr Man nicht accompagniert hat. und als sie ihre klage poussieren wollte, sagte er: Ja, das geht mich nichts an, sondern graf seau. – als sie sahen daß da nichts zu machen war, so giengen sie weiter obwohl sie noch 2 arien zu singen hatte – Das heist auf teutsch den Churfürstenaffrontiren – und ich weis gewis wem. nicht der Erzherzog und vielle andere fremde da gewesen wären, man würde ihnen ganz anders begegnet seyn – aber auf diese art war dem graf Seeau scheiß bange, schickte ihnen gleich Nach – und sie kammen wieder zurück; – sie sang ihre 2 arien ohne von ihren Mannaccompagnirt zu seyn. bey der letzten – Ich glaube immer daß es h: Mara mit fleiß gethan – giengen (NB. nur in der abschrift wo Cannabich spiellte) 3 täckt ab – als dieses kamm, hielt Mara dem Cannabich den arm – Dieser fande sich gleich – schlug aber mit den Bogen auf das Pult, und schrie laut; hier ist alles gefehlt – wie die aria aus war; sagte er: h: Mara, ich will ihnen einen Rath geben – lassen sie es ihnen gesagt seyn, [14] – halten sie keinen Director von einem orchestre den arm – denn sie können sich sonst immer auf ein halb Duzend ohrfeigen rechnung machenMaras ton war aber nun schon ganz herabgestimmt – er bat um verzeihung, entschuldigte sich aufs beste. – Das schändlichste bey der ganzen affaire war, daß Mara (ein Elender violoncellist, wie alles hier sagt) gar sich nicht bey hofe hätte hören lassen, wenn nicht Cannabich gewesen wäre, der sich darum Mühe gegeben hat – in der Ersten accademie da ich noch nicht hier war, spiellte er Concert, accompagnierte seiner frau, setzte sich, ohne weder dem Danzi noch Jemand was zu sagen, an Danzi seinen Platz – das liess man so hin gehen. Der Churfürst war mit seinem accompagnement gar nicht zufrieden. sagte: er sähe lieber daß seine leute accompagnirtenCannabich der das wuste, sagte es dem grasen, bevor die accademie anfieng. er könne wohl auf der andern seite mitspiellen, aber Danzi Muß auch spiellen; und als Mara kam, sagte er es ihm – und doch – begieng er die impertinence; – wenn sie sie kennen sollten die 2 leute, man sieht ihnen den stolz, grobheit, und wahre Effronterie im gesichte an. – Nun hoffe wird wohl meine schwester wieder gesund seyn! – Ich bitte sie, schreiben Sie mir keinen so trauerigen Brief16 mehr – denn – ich brauche dermalen ein heiteres Gemüth – leichten kopf – und lust zum arbeiten – und das hat man nicht wenn man trauerig ist – Ich weis, und fühl es bey gott, wie sehr sie Ruhige stunden verdienten! allein – bin ich denn das hinderniss? – ich möchte es nicht seyn, und – leider bin ich es doch! – aber; – wenn ich meinen Zwick lrlfcul – daß fcu uflr mnolunefcu mnksaaln17 kann – so müssen ofl dln mhglnbefck vsnomezbhrg18 weg. – Das geschieht nicht, werden sie sagen. – an alfnln ielfo und Blahuhng19 wird wenigstens der fehler nicht seyn – sehen sie nur daß sie bald zu mir herauf kommen – wenn nur der Esel welcher einen Ring zereist, und durch die gewalt einen Bruch bekömmt, daß [15] ich ihn darüber scheissen höre wie einen Castraten mit hörner, und mit seinem langen ohr den fuchs-schwanz streicht, nicht so ........ wäre.20 wir können alle beysammen wohnen. ich habe in meinen Ersten zimmer eine grosse Alkove worinnen zwey Better stehen – daß ist nun für Sie und mich charmant. Nun aber wegen meiner schwester wird kein ander Mittel seyn, als – daß man einen ofen in dasandere zimmersetzen lässt – das wird eine affaire von ungefähr 4 bis 5 Gulden seyn – denn, Man möchte Einheizen daß der ofen sprengen sollte, und die thüre hinein offen lassen – so würde es doch nicht erträglich werden – denn, es hat eine grimmige kälte dariñ. –

fragen sie doch den Abate varesco ob man bey dem Chor im 2ten ackt Placido è il mar Etc. nachdemm nach der Ersten strophe der Ellettra der Chor wiederhollet worden, nicht aufhören könte? – wenigstens nach der zweyten – es wird doch gar zu lang! – künftigen Postwagen hoffe das Recitativ und aria für h: Raaf richtig zu erhalten. ich bin nun zwey täge schon wegen meinem Chartar zu hause geblieben – und – zum glück daß ich nicht viell appetit hatte – denn in die länge wäre es mir ungelegen für das Essen zu zahlen – ich habe aber dem grasen ein Billett darüber geschrieben – er ließ mir sagen, er wird schon mit mir darüber sprechen – bey gott! – ich zahle keinen kreutzer! er muß sich Ja in die Seele schämen – Nunadieu; Machen sie doch allen guten freundn und freundin meine Empfehlg von hier von allen – 1000Complimenten. ich küsse ihnen 1000 mahl die hände und Meine schwester umarme ich aus ganzen herzen – und hoffe alles gute von ihrer gesundheit, und bin Ewig

gehorsamster Sohn

Wolfgang Amadé Mozart21

Fußnoten

1 Der Salzburgische Hoftrompeter J.A. Schachtner (s. den Brief des Vaters vom 18. November).


2 Auflösung der Chiffren: sensheim


3 Baumgarten


4 Lerchenfeld


5 Baum Etc.


6 meiner opera


7 eine kleine Cabale


8 Auflösung der Chiffren: Noblesse


9 ansehnlichsten und vermoglichsten hauser – und die ersten bey der musick


10 Cannabich mein freund ist –


11 thatig – wirksam


12 Lauerer –


13 iemanden gutes zu thun.


14 Der Cellist Joh. Bapt. Mara (1744–1808).


15 Innocenz Danzi


16 Vom 20. November


17 Auflösung der Chiffren: Zweck ereiche – daß Ich hier ansehnlich ankommen


18 sie den augenblick von salzburg


19 an meinen fleis und Bemuhung


20 Die Anfangsbuchstaben der Wörter: Esel, Ring, zereist, Bruch, ich, scheissen, hörner, ohr, fuchs-schwanz ergeben: Erzbischof (vgl. hierzu den Brief vom 13. November).


21 Antwort des Vaters und der Schwester: 30. November.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 12-16.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Hume, David

Untersuchung in Betreff des menschlichen Verstandes

Untersuchung in Betreff des menschlichen Verstandes

Hume hielt diesen Text für die einzig adäquate Darstellung seiner theoretischen Philosophie.

122 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon