155.

[23] Munic ce 13 decembre

1780


Mon trés cher Pére!


Ich habe den lezten brief1 mit den veränderungen undscena für Panzachi, und das kleid und trompettensordini richtigst erhalten. – Ich hoffe nun bald diearia für Raaf zu bekommen. – Hl: Esser war noch nicht bey mir – er wird mein logis nicht so leicht erfragen können; – mit Cannabich hat er in der Comœdie gesprochen. – die letzen zwey Briefe von ihnen2 waren mir gar zu kurz – deswegen durchsuchte ich alle Säcke in den schwarzen kleid, um zu sehen, ob nicht noch etwas dariñ stecke. – in wienn und allen kayserlichen Erbländern fängt also das spectacle in zeit 6 [23] wochen wieder an. – das ist auch ganz vernünftig gedacht – denn dem toden oder der toden bringt das zu lange trauren nicht so viel Nutzen als es so viellen Menschen – schaden bringt. – wird hl: Schickaneder in Salzburg bleiben? – auf solche art könnte er doch noch meine opera zu sehen und hören bekommen. – hier kann man (und zwar mit recht) nicht begreifen, daß die trauer 3 Monathe dauert – und beym gottseeligen Churfürsten hat sie nur 6 wochen gedauert. Die Schaubühne geht aber fort wie sonst. –

sie schreiben mir nicht, wie hl: Esser meine Sonaten accompagnirt hat? – schlecht? – gut?

Die Comödie, wie man sich die Sache denkt, oder die zwey schlaflosen Nächte, ist charmante, denn ich habe sie hier – nein, nein, nicht gesehen, nur gelesen; denn, man hat sie noch nicht aufgeführt, und überdieß bin ich nur ein einziges Mahl im theater gewesen – weil ich nicht zeit habe denn, abends ist mir doch allzeit die liebste zeit zum arbeiten. –

wenn Ihre gnaden die allervernünftigste gnädige Frau v: Robinig ihre gnädige Reise Nach Münchnen diesmal nicht ein wenig zu versetzen geruhen, so werden ihro gnaden nichts von meiner opera hören können – Ich bin aber der Meynung daß ihre gnaden allervernünftigst ihrem gnädigen hl: Sohn zu gefallen sich länger alda aufzuhalten gnädig geruhen werden –

Nun werden sie Ja doch schon im Bilde3 angefangen seyn? – und meine schwester schon gar zu gewis! – wie fällt es aus? – haben sie keine antwort von Wezlar von unsern – Bevollmächtigen aldort – ich weis seinen Namm nicht mehr – fuchs glaub ich – wegen den Duetten auf 2 klavier meyne ich. – ist nichts schöners als wenn man sich deutlich erklärt – und die arien von Aesopus seiner Hand, liegen doch noch immer bereit auf dem tisch? – schicken sie mir selbe mit den Postwagen – dann gieb ich es hl: v: Dummhoff selbst. welcher sie ihm dann francò überschicket. – wem? – – Nu, dem Heckmann! – er ist ein ganz artiger Mann, nicht wahr? – und ein Passionirter liebhaber der Musick; – der hl: Sieger. – Heute kömmt [24] bey mir die Hauptsache allzeit auf die letzt – ich thu es nicht anders; Neulich fuhr ich nach tisch mit dems Le grand von der lisel wendling weg zumCannabich (weil es so gräulich geschneuet hat) und da sahen sie ihm durchs fenster für sie an – glaubten wircklich ich kämme mit ihnen – Ich wuste nicht was das zu bedeuten hatte, daß schon der karl und die kinder über die stiege entgegen kammen – und als sie den Le grand sahen, kein wort mehr sagten – und ein ganz decontenancirtes gesicht machten – bis man es uns dann oben erklärte. – ich will nun auch nichts mehr schreiben, weil sie mir so wenig geschrieben. – Nichts als daß Mr Eck welcher eben bey der thür herein schleicht, um seinen Degen welchen er das letztemal vergessen, abzuhollen, sich der thresel, dem Pimperl, Jungs. Mitzerl, gylossky katherl, meiner schwester und endlich auch ihnen sich tausendmal sich empfehet sich. sein hl: Sohn hat heute Nacht das bett voll gespien, gebrunst, und geschissen – Non plus ultra.

bitte meine Empfehlung überall zu Machen – wie ich es hier von überall an sie beyde zu entrichten habe.

Nun muß ich Enden, sonst muß ich dem Postwagen mit den brief in der hand nachreitten. Adieu. Ich küsse ihnen 1000mal die hände, und meine schwester küsse ich von ganzem herzen – und bin Ewig Dero

gehorsamster Sohn

Wolfg: Mozart4


küssen sie die thresel – und wenn

es ihnen unmöglich ist – so soll

es der huatara – verrichten. –

Den Pimperl 1000 busseln.

Adieu.

Fußnoten

1 Vom 9. Dezember.


2 Vom 7. und 9. Dezember.


3 Im Familienbilde (s. den Brief vom 13. November).


4 Antwort des Vaters: 15. Dezember.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 23-25.
Lizenz:
Kategorien: