183.

[92] vienne ce 27 de Juin 1781


Mon trés cher Père!


Wegen der Madme Rosa1 muß ich ihnen sagen daß ich 3 mal hingieng bis ich endlich das glück hatte sie anzutreffen; sie würden sie fast nicht mehr kennen, so mager ist sie. als ich sie um das Portrait ersuchte, so wollte sie mir es gar verehren, mit dem zusatz: sie brauche es so nicht; und als den folgenden tag würde sie mir es schicken. – es giengen aber 3 Wochenherum, und es kamm kein Portrait; ich gieng wieder 3 mal umsonst hin, endlich gieng ich aber in aller frühe hin, da sie noch mit ihrem Bäurischen Ehegemahl beym frühstück war. – Da sprang sie vom verehren bis aufs gar nicht hergeben herab. – mir fiel aber ein daß man mit den Italienern in dergleichen fällen ein bischen grob seyn müsse; – und sagte ihr, daß sie ihren schuß nicht verloren habe, und ich aber wegen ihren angebohrnen fehler nicht bey meinen vatter die Rolle eines Narren spielten wolle, der heute schwarz und Morgen weis sagt; und ich könne sie versichern daß ich das Portrait nicht brauche; dann gab sie gute worte aus und versprach es mir den andern tag zu schicken, und schickte es mir auch. – Doch müssen sie es nach gelegenheit wieder zurück schicken. –

Eben komm ich vom h: v: Hippe geheimen secretaire von fürst kaunitz, welcher ein sehr liebenswürdiger Mann, und ein recht guter freund von mir ist. – er machte mir von selbst die erste visit, und da spiellte ich ihm; – wir haben in meiner Wohnung.2 2 flügel,[92] einer zum galanterie spiellen, und der andere eineMachine. Der durchgendes mit der tiefen octav gestimmt ist, wie der den wir in London hatten; folglich wie eine orgel; auf diesen hab ich also Capricirt undfugen gespiellt. Ich bin fast täglich nach tisch bey h: v: Auerhammer; – Die freulle3 ist ein scheusal! – spiellt aber zum entzücken; nur geht ihr der wahre seine, singende geschmack im Cantabile ab; sie verzupft alles. – sie hat mir ihren Plan (als ein geheimnüss) entdeckt, der ist noch 2 oder 3 Jahr rechtschaffen zu studiren, und dann nach Paris zu gehen, undMetier davon zu machen. – denn sie sagt, ich bin nicht schön; o contraire hässlich. einen kanzley Helden mit 3 oder 400 gulden mag ich nicht heurathen, und keinen andern bekomme ich nicht; mithin bleib ich lieber so, und will von mein talent leben. und da hat sie recht; sie bat mich also ihr beyzustehen, um ihren Plan ausführen zu können. – aber sie möchte es niemand vorher sagen. –

Die Opera4 werde ich ihnen so bald möglich schicken – Die gräfin thun hat sie noch, und ist dermalen auf dem land. – lassen sie mir doch die Sonate à 4 mains ex B und die 2 Concerte auf 2 Clavier abschreiben. – und schicken sie mir sie so bald möglich; – mir ist ganz lieb wenn ich nach und nach meine Messen bekomme.

Den gluck hat der schlag gerührt, und man redet nicht gut von seinen gesundheitsumständen. – schreiben sie mir ist es wahr daß den Becke in München bald ein Hund zu tode gebissen hätte? – Nun muß ich schliessen, denn ich muß zum auerhammer zum speisen. Adieu; ich küsse ihnen 1000 mal die hände und meine liebe schwester umarme ich von herzen und bin Ewig Dero

gehorsamster Sohn

Wolfg. Amadé Mozart


Die Bernaskoni5 ist hier und hat 500 Duckaten besoldung weil sie alle arien um ein gutes Coma höher singt; das ist aber wirklich eine kunst, denn sie bleibt richtig im tone. sie hat izt versprochen um1/4 ton höher zu singen, da will sie aber noch so viel haben.adieu.

Fußnoten

1 S. die Briefe des Vaters vom 30. April 1770 sowie vom 25. und 28. August 1773.


2 Bei Frau Weber.


3 Josephine Auernhammer, Klavierspielerin.


4 Idomeneo.


5 Antonia Bernasconi, die in Mozarts Mailänder »Mitridate« mitwirkte.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 92-93.
Lizenz:
Kategorien: