*185.

[96] Vienne, ce 4 de Juillet 1781.


Ma très chère Soeur!


Mich freut es sehr, wenn die Bänder nach deinem Geschmack waren; was den Preis der gemahlten und ungemahlten Bänder anbelangt, werde ich mich erkundigen, denn dermalen weiß ich es nicht, weil fr: v: Auerhammer, welche die Güte hatte, mir selbe zu verschaffen, keine Bezahlung annahm, sondern mich gebethen, ich möchte dir von ihr unbekannter weis alles Schöne entrichten, mit der Versicherung, daß es ihr allzeit sehr angenehm sein wird, dir etwas Gefälliges erweisen zu können; ich habe ihr auch schon eine Gegenempfehlung von dir entrichtet. Liebste Schwester! ich habe letzthin1 schon unsern lieben Vater geschrieben, daß – wenn du etwas gerne von Wien hättest, es sei was es wolle, ich dieß gewiß mit wahrem Vergnügen damit bedienen werde; und nun wiederhole ich es mit dem Beisatze, daß es mich sehr verdrüßen würde, wenn ich hören müßte, daß du Jemand andern in Wien Commißion gäbest. Mich freut es in der Seele, wenn du dich wohlauf befindest; ich bin Gott Lob und dank gesund und vergnügt. – Meine einzige Unterhaltung besteht im Theater; ich wollte dir wünschen hier ein Trauerspiel zu [96] sehen! überhaupt kenne ich kein Theater, wo man alle Arten Schauspiele vortreflich aufführt; aber hier ist es jede Rolle – die mindeste, schlechteste Rolle ist gut, und doppelt besetzt. Nun möchte ich auch gerne wissen, wie es mit dir und dem bewußten guten freunde steht?2 schreibe mir doch darüber! oder habe ich dein Vertrauen in dieser Sache verlohren? überhaupt bitte ich dich, schreibe mir öfters, versteht sich, wenn du nichts besseres zu thun weißt, denn ich möchte gar zu gerne bisweilen Neuigkeiten lesen, u. du bist ja das lebendige Salzburger Protokoll, denn du schreibst ja alles auf, was sich immer ereignet, und mithin schreibe es halt mir zu Gefallen zweymal auf – aber du mußt nicht böse werden, wenn ich dich zuweilen lange auf Antwort warten lasse. –

Wegen etwas Neues auf das Clavier will ich dir sagen, daß ich 4 Sonaten in Stich geben werde, da ist diese ex C und B dabei, und die andern 2 nur neu. – Dann habe ich 3 Arien mit Variationen geschrieben, die könnte ich dir freilich schicken. aber es ist mir nicht der Mühe werth, ich will lieber warten, bis etwas zusammen kömmt. Nun wird wohl bald das Schützenmahl sein? Ich bitte solemniter die Gesundheit eines getreuen Schützen zu trinken; wenn mich einmal wieder das Bestgeben trifft, so bitte es mir zu schreiben, ich will eine Scheibe mahlen lassen. Nun lebe recht wohl, liebste, beste, Schwester, und sey versichert, daß ich stets sein werde,

dein

wahrer freund und aufrichtiger Bruder

Wolfgang Amadé Mozart.

Fußnoten

1 am 16. Juni.


2 d'Yppold (s. hierzu den Brief vom 11. April).

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 96-97.
Lizenz:
Kategorien: