*306. [an die Gattin in Baden bei Wien; Wien, Ende August 1789]

[307] Liebstes Weibchen!


Ich bin glücklich um 3/4 auf 8 Uhr hier angekommen, und als ich an meiner Thüre – das hat Hofer geschrieben, der eben da ist und sich Dir empfiehlt – pochte, so fand ich sie verschlossen, weil der Bediente nicht zu Hause war – Ich wartete vergebens gegen eine Viertelstunde, dann fuhr ich zu Hofer und stellte mir vor, ich sey zu Hause und kleidete mich dort ganz an. – Das Ariettchen, so ich für die Ferraresi gemacht habe, glaub' ich soll gefallen, wenn anders sie fähig ist es naiv vorzutragen, woran ich aber sehr zweifle. Ihr hat es zwar sehr gefallen, ich habe dort gespeist – ich glaube Sonntag wird sicher Figaro seyn, ich werde Dir es aber schon noch eher berichten – wie freue ich mich wenn wir sie zusammen hören – jetzt gehe ich gleich zu sehen, ob vielleicht nicht eine Veränderung vorgefallen ist – würde sie bis Samstag nicht gegeben, so bin ich heute noch bey Dir – Adieu – Liebe! – gehe nie allein – ich erschrecke bey den Gedanken –

ewig Dein Dich liebender

Mozart.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 307.
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