8.

[45] Bei einer der Sonntagsmusiken, welche bei Mozart gehalten wurden, war ein polnischer Graf zugegen, der über ein neues Quintett mit Blasinstrumenten und Klaviere, so wie alle Zuhörer aufs Höchste entzückt wurde. Der Graf bezeigte ihm dieses und äußerte den Wunsch, daß Mozart gelegentlich ein Terzett für die Flöte für ihn machen möchte.

Mozart versprach es gelegentlich tun zu wollen.

Der Graf schickte Mozarten, so bald er nach Hause kam, hundert halbe Souveraindors (333 Kaisergulden), mit einem sehr verbindlichen Billet, das nur wiederholte Danksagungen für das genossene Vergnügen enthielt, und das beikommende Geld für einen bloßen Tribut der Bewunderung, für eine tätige Erkenntlichkeit gegen Mozarts ihm bewiesene Höflichkeit ausgab.

Mozart war erkenntlich, und schickte dem Grafen die Original-Partitur des erwähnten Quintetts, wozu er, da das Geld ohne Bedingung eines Gegengeschenkes gesendet worden, keineswegs verbunden war, und erzählte seinen[45] Freunden mit Rührung des Grafen schönes Verfahren.

Der Graf verreiste, kam nach einem Jahre wieder zu Mozarten, und fragte nach seinem Terzett.

Mozart entschuldigte, daß er nicht sogleich dienen konnte, damit, daß er sich noch nicht so aufgelegt gefühlt hätte, daß er etwas dem Grafen Würdiges habe komponieren können.

Der Graf erwiderte: »So mögen Sie sich jetzt aufgelegt fühlen, mir die hundert Souveraindors, die ich ihnen dafür voraus bezahlte, wieder zu geben.«

Mozart gab ihm das Geld.

Der Graf nahm es, behielt die Original-Partitur, und einige Zeit darauf erschien das Quintett als Klavier-Quartett mit Begleitung einer Geige, Bratsche und Violoncell, ohne Mozarts Wissen.

Quelle:
Johann Aloys Schlosser: Wolfgang Amad. Mozart. Prag 1828 [Nachdruck Prag 1993], S. 45-46.
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