7.

[44] Ein Schauspieldirektor – der wohl genannt zu werden verdiente – war teils durch eigene Schuld, teils durch Mangel an Unterstützung des Publikums ganz heruntergekommen.

Halb verzweifelt kam er zu Mozart, erzählte seine Umstände und beschloß damit, daß nur er ihn retten könne.

»Ich? – Womit?« –

»Schreiben Sie eine Oper für mich, ganz im Geschmack des heut'gen **er Publikums. Sie können dabei dem Kenner und ihrem Ruhme auch das Ihrige geben, aber sorgen Sie vornehmlich auch für die niedrigern Menschen aller Stände. Ich will Ihnen den Text besorgen, will Dekorationen schaffen usw. Alles, wie ma's jetzt haben will.« –.

»Gut! – Ich will's übernehmen!«

»Was verlangen Sie Honorarium?«

»Sie haben ja nichts! Nun, wir wollen's so machen. Ich gebe Ihnen einzig und allein meine Partitur; Geben Sie mir dafür, was Sie können und wollen; aber unter der Bedingung, daß Sie mir dafür stehen, daß sie nicht abgeschrieben[44] werde. Macht die Oper Aufsehen, so verkaufe ich sie an andere Direktionen. So wird Ihnen geholfen, und mir doch auch nicht aller Nutzen entzogen.«

Der Herr Theaterdirektor schloß den Vertrag mit Entzücken und den heiligsten Beteuerungen.

Mozart schrieb emsig, schrieb brav und ganz nach dem Willen des Mannes. Man gab die Oper; der Zulauf war groß, ihr Ruf flog in Deutschland umher, und nach wenigen Wochen gab man sie schon auf auswärtigen Theatern, ohne daß ein einziges die Partitur von Mozarten erhalten hatte. Der Theaterdirektor hatte sie dorthin verkauft.

Quelle:
Johann Aloys Schlosser: Wolfgang Amad. Mozart. Prag 1828 [Nachdruck Prag 1993], S. 44-45.
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